»Zunae«, drang eine besorgte Stimme an ihr Ohr und blinzelnd schlug sie die Augen auf.
Ihr Blick war verschwommen und unklar, doch sie erkannte dennoch eine wunderschön verzierte Decke.
War sie nicht auf einem Boot gewesen und sollte den Himmel sehen?
»Zunae«, erklang die Stimme erneut und sie wandte schwach ihren Blick, um kurz darauf einen Mann mit blondem Haar zu erkennen. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, ihn klarer zu sehen.
»Dainte?«, fragte sie mit belegter Stimme hauchend.
Dieser stieß ein erleichtertes Geräusch aus. »Wie geht es dir?«, fragte er und legte ihr eine Hand auf die Stirn.
Zunae schloss kurz die Augen und lauschte in sich hinein. Sie hatte keine Schmerzen. »Eigentlich gut, nur müde«, gab sie von sich. »Und ... schwach.«
»Scheinbar bist du schon wieder angegriffen worden«, bemerkte er besorgt und nahm die Hand zurück.
Zunae schlug ihre Augen auf und wollte instinktiv widersprechen, doch sie hielt sich selbst davon ab. Es war vielleicht nicht schlecht, wenn er das glaubte. »Was ist passiert?«, wollte sie wissen, da sie sich nur noch verschwommen erinnern konnte.
»Yelir und Degoni haben dich zurückgebracht. Du bist die ganze Reise über nicht wach geworden«, erklärte er, doch Zunae konnte ihm nicht ganz folgen.
Dainte schien es an ihrem Blick zu bemerken, denn er lächelte leicht. »Ich hol die beiden«, sagte er beruhigend. »Du muss liegen bleiben und dich ausruhen.«
Zunae nickte schwach, als ein stechender Schmerz durch ihren Kopf zog. Sie verstand das nicht. Warum war die Magie in sie eingedrungen? Das hätte nicht passieren dürfen. Ihr Körper vertrug nicht noch mehr Magie und eigentlich konnte sie diese recht gut blocken.
Als sie sich stöhnend erhob, weil sie wusste, dass sie die Magie nur loswerden musste, damit es ihr besser ging, erklang ein Fauchen. »Liegen bleiben«, befahl Yelir verärgert.
Zunae stieß ein Seufzen aus und lehnte sich widerwillig zurück. Sie wusste, dass es dadurch nicht besser werden würde, aber sie wollte jetzt auch nicht diskutieren.
»Was ist passiert?«, fragte sie stattdessen, als sich Yelir zu ihr ans Bett setzte.
»Du warst wohl ohnmächtig«, bemerkte er.
Degoni stieß ein Lachen aus, das bissig klang. »Yelir war ziemlich panisch, als du nicht wach geworden bist«, bemerkte er, was seinen Bruder schnauben ließ.
»Sagt der Richtige. Du hast sie geschüttelt«, erwiderte Yelir bissig.
Beide starrten sich wütend an, als Dainte einschritt. »Das ist doch erstmal egal. Was war da los?«, wollte er wissen und blickte von Yelir zu Degoni.
Es war schließlich Degoni, der Dainte über die Sache mit den Schiffen informierte.
Zunae hörte zu und begann sich zu erinnern. »Niemand hat mich angegriffen«, sagte sie schließlich, denn ihr wurde die Tragweite des Problems bewusst.
Drei Augenpaare starrten sie förmlich an. »Was ist dann passiert? Hast du dich dazu entschieden, ein Nickerchen zu halten?«, fragte Yelir verärgert.
Zunae schüttelte den Kopf. »Nein. Die Magie in der Luft war zu stark«, gab sie widerwillig zu und erhielt dafür einen irritierten Blick.
»Was für eine Magie?«, fragte Degoni, der zu seinem Bruder blickte. Yelir zuckte jedoch nur die schultern.
»Das ist eine Besonderheit des Drachenclans. Wir können die Magie recht deutlich spüren und die dort war extrem heftig«, erklärte Zunae hörbar widerwillig. Allerdings musste sie es sagen, denn da schien mehr dahinter zu stecken.
Bevor die Männer diskutieren konnten, fügte sie hinzu: »Sie war so stark, dass sie unmöglich nur von Artefakten stammen kann.«
Alle drei blickten sie ungläubig an, bevor sich Yelir durch die Haare fuhr. »Wunderbar. Willst du damit sahen, eine andere Götterfamilie hat die Schiffe angegriffen?«, wollte er wissen, schien aber bereits eine Meinung zu dem ganzen zu haben.
Zunae nickte. Die Angreifer mussten in direkter Linie von einem Göttertier abstammen. Oder schlimmer, was sie jedoch nicht beweisen konnte.
Degoni stieß die Luft aus. »Wir wussten alle, dass das kommen würde«, bemerkte er, was für kurzes Schweigen sorgte.
Zunae schüttelte ein wenig den Kopf. »Nein. Das ist viel zu früh«, behauptete sie überzeugt. Im Gegensatz zu den anderen wusste sie, dass es weitere Vorzeichen gab, bevor es zum Krieg kommen würde. »Wir haben noch Zeit.«
»Trotzdem können wir uns nicht früh genug vorbereiten«, beharrte Yelir energisch.
Zunae, die sich gegen Yelirs Befehl, erheben wollte, spürte, wie ihr Kreislauf nicht mitmachte. Vor ihren Augen begann sich alles zu drehen und ihr wurde ein wenig schlecht, doch sie versuchte dennoch aufzustehen.
»Vorsichtig«, sagte Dainte, der ihr sofort half und sie hielt. Dann blickte er zu Yelir. »Sie muss sich ausruhen«, bemerkte er. »Und jemand sollte sich um sie kümmern.«
Yelir fuhr sich brummend durch die Haare. »Ich spreche mit Mutter. Die Haremsfrauen sollen das erledigen. Dort ist auch der sicherste Platz«, beharrte er.
Zunae, die kein Interesse daran hatte, sicher zu sein, wollte widersprechen, doch Yelirs intensiver Blick ließ sie innehalten. Vermutlich hatte er genug andere Dinge zu tun, als auf sie aufzupassen. Da Zunae keine zusätzliche Arbeit machen wollte, nickte sie lediglich. Dann würde sie vielleicht auch endlich Zeit finden, sich mit Chiaki zu unterhalten. Vielleicht hatte er mehr bemerkt.
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Das Blut der Drachen (Band 1+2)
FantasyZunae, eine starke Magierin bekommt eine wichtige Aufgabe. Sie soll das verfeindete Oberhaupt eines anderen Clans heiraten. Yelir Raenac. Das Problem: In dieser Gegend sind Frauen nicht sonderlich viel wert. Trotzdem könnten ihre Reiche in Gefahr se...