Kapitel 13

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Zunae ließ ihren Blick über die Masse an Leuten wandern, während Yelir ihr vorsichtig Cidris zurückgab

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Zunae ließ ihren Blick über die Masse an Leuten wandern, während Yelir ihr vorsichtig Cidris zurückgab. Sie versuchte mit erhobenem Kopf und gestrafften Schultern dazustehen, doch es war nicht so einfach. Sie spürte die Blicke der Haremsdamen, die sie schon lange als Bedrohung sahen. Würden sie jetzt, wo sie auch noch einen Sohn zur Welt gebracht hatte, noch verärgerter sein? Charlet schien es auf alle Fälle zu sein. So wie sie ihr Gesicht verzog, war sie überhaupt nicht erfreut darüber. Das musste sie unbedingt im Auge behalten.

Vorsichtig nahm sie Cidris wieder in ihre Arme und schaukelte das Baby, das überraschend ruhig war. Er schrie bisher sehr selten und schlief die meiste Zeit. Das machte es einfach, auch wenn sich Zunae um ihn Sorgte. War das ein normales Babyverhalten?

Während Yelir noch zu den Leute sprach, wandte sie sich ab und schritt auf Belle zu, die sich seit der Geburt um sie kümmerte. Yelir hatte ihr alles erzählt. Von Charlet, die gewollt hatte, dass sie das Baby abtrieb bis hin zu Belle, die für Zunae gekämpft hatte.

Eine schwierige Situation, die Zunae aber zeigte, dass sie auch Verbündete hatte.

»Geht es Euch gut?«, fragte Belle sofort, die an Zunaes Seite trat und sie hinein in das warme Zimmer begleitete.

Zunae ließ sich langsam auf dem Sofa nieder und stieß die Luft aus. »Nur erschöpft«, sagte sie und strich Cidris über das süße Gesicht.

Belle nickte leicht und holte dann den Speisewagen, um Zunae eine warme Suppe und Tee zu servieren.

Seit der Geburt aß sie nicht viel, dafür immer wieder eine Kleinigkeit. Etwas, worauf sich Belle sehr schnell eingestellt hatte. Auch Dainte schien damit kein Problem zu haben, solange sie überhaupt aß.

Zunae nahm sich gerade die Suppe, als Yelir den Raum betrat. Draußen herrschte reges Treiben, denn diese Ankündigung war nicht die erste, die sie tätigten. Es würden weitere folgen, bis sie das Kind dem Volk präsentierten. Für Zunae war das ungewohnt, denn die Geburt eines Kindes wurde bei ihnen nicht ganz so groß gefeiert. Natürlich wurde auch das Volk informiert, doch hier schien es Brauch zu sein, durch die Lande zu reisen, damit die Bürger das Baby sehen konnten. Was anstrengend für Mutter und Kind war.

»Degoni hält die Ohren offen«, bemerkte Yelir, der sich langsam zu Zunae setzte und ihr einen Arm um die Schulter legte.

Diese nickte, denn die Probleme mit dem Adel war ihr auch nicht entgangen. Yelir versuchte zwar, sie nicht zu sehr zu stressen, aber am Ende erzählte er ihr doch alles, was sie wissen wollte.

»Hat er den Schock überwunden?«, wollte sie belustigt wissen, denn Degoni war gar nicht begeistert gewesen, dass er als letztes von der Geburt erfahren hatte. Oder eher, dass er als letztes zu dem Kind hatte kommen dürfen. Selbst Ilan hatte es vor ihm gesehen.

»So ziemlich. Er versteht aber auch den Grund«, bemerkte Yelir, der einen Löffel nahm und Zunae an die Lippen hielt.

Diese schmunzelte, bevor sie brav die Suppe aß, die er ihr reichte. In den Tagen nach der Geburt war er noch fürsorglicher geworden.

»Was steht jetzt an?«, wollte Zunae wissen, die sich müde fühlte.

»Für dich ausruhen. Ich werde alles für die Reise vorbereiten«, erklärte er, während er Zunae weiter fütterte.

Diese ließ es zu und schloss die Augen. »Wenn wir durch das Land reisen: Wer wird sich dann um die Burg kümmern?«, wollte sie wissen, denn Sorge machte sich in ihr breit, dass etwas schieflief, während sie weg waren.

»Da war Degoni und Dainte mitnehmen, bleibt nur Vater übrig«, seufzte Yelir, der lieber Degoni im Schloss gewusst hätte. Allerdings konnte er sich auf der Reise nicht nur auf Leute wie Ilan verlassen. Er fühlte sich wohler, wenn er wusste, dass Degoni auf Zunae aufpassen konnte, wenn er gerade beschäftigt war.

»Verstehe«, murmelte Zunae, als sich Cidris in ihren Armen regte. Kurz darauf begann er zu weinen, was sie dazu veranlasste, ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu richten.

Obwohl sie Cidris noch gar nicht so lange bei sich hatte, konnte sie doch erkennen, dass sein Weinen auf eine volle Windel hindeutete, weshalb sie die Beine aus dem Bett schob.

»Ich mach das«, sagte Yelir, der ihr das Baby abnahm.

Zunae lachte leise, ließ Yelir aber machen. Solange er sich noch um Cidris kümmerte, würde sie nichts sagen. Es war später noch genug Zeit, um selbst Hand anzulegen. Sie würde es keinem Kindermädchen überlassen, das hatte sie sich vorgenommen.

In den Nordlanden war es nicht zwingend üblich, dass sich Männer um die Kinder kümmerten. Nur kurz nach der Geburt, während die Mutter noch zu erschöpft war.

Zunae fragte sich, wie lange sie sich so müde und ausgelaugt fühlen würde. Hatte Yuna sich auch so gefühlt? War das wirklich normal?

Zunae wusste, dass an dieser Geburt gar nichts normal gewesen war, weshalb sie immer darauf wartete, dass irgendwas geschah, mit dem sie nicht rechnen konnte. Das strengte sie zusätzlich an. Ihr machte auch Sorge, dass sie auf reisen gehen mussten. Würde dort etwas geschehen, würde jeder das mitbekommen. Das wäre sicherlich nicht gut.

»Was grübelst du schon wieder?«, fragte Yelir, der mit Cidris zu ihr zurückkehrte.

Im Gegensatz zu ihr, schien er die Ruhe selbst. Zunae empfand ihn sogar als ein wenig zu optimistisch.

»Ich mach mir nur Sorgen«, gestand sie, war sich aber unsicher, ob sie auf Nachfrage die Wahrheit sagen würde.

Yelir hob eine Augenbraue, bevor er sich zu ihr setzte. »Musst du nicht, dafür bin ich da«, bemerkte er und küsste ihre Schläfe. »Ich werde alles vorbereiten und dafür sorgen, dass nichts schiefgehen kann.«

Zunae wollte ihn glauben, doch da die Sorge vorrangig ihr und ihrer seltsamen Verwandlung galt, wusste sie, dass Yelir nicht viel tun konnte.

Wenn es wirklich mit ihrem Artefakt zusammenhing, könnte sie es vielleicht in den Griff bekommen, wenn sie dieses reparieren ließ. Das Problem war nur, dass es von den Göttertieren selbst geschaffen worden war. Es gab kaum jemand, der stark genug war, das zu bewerkstelligen. Wenn dann am ehesten sie, als direkte Nachfahrin.

»Kannst du mir mein Artefakt zurückgeben, bevor wir gehen?«, fragte Zunae vorsichtig, was Yelir zu überraschen schien. Für ihn musste die Frage völlig aus dem Nichts kommen.

Er zögerte einen Moment, blickte Zunae dabei aber nicht an. »Sicher, dass das gut ist? Nicht, dass es dich noch mehr verletzt«, bemerkte er besorgt.

Zunae konnte diese Sorge nachvollziehen, doch sie nickte dennoch ernst. »Ich weiß was ich tue«, versicherte sie.

Obwohl sie Yelirs Bevormundung durchaus genoss, so konnte sie nicht zulassen, dass er ihr jegliche Verantwortung abnahm. Auch, wenn er das wohl zu versuchen schien.

Yelir stieß die Luft aus, bevor er in seiner Tasche kramte. Dass er das Artefakt immer bei sich trug, konnte mehrere Dinge bedeuten. Zunae fragte sich, ob er es tat, damit sie es nicht einfach nehmen konnte.

Nun hielt er es Zunae mit einem widerwilligen Blick hin.

Diese lächelte, als würde sie Yelirs Blick nicht bemerken. Sie griff danach und seufzte erleichtert, als sie das kühle Gebilde in ihrer Hand spürte. Noch immer brach es ihr das Herz, wenn sie sah, wie sehr der wunderschöne Anhänger entstellt war. Völlig zerbrochen.

Trotzdem war sie erleichtert, dass es nun wieder bei ihr war. Obwohl es nichts mehr taugte, fühlte sie sich gleich viel sicherer und bildete sich sogar ein, ihre Vertrauten zu spüren, die noch immer in den Blumen des Artefaktes lebten.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt