Kapitel 25

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Der angenehme Duft des Eintopfes durchdrang die Küche, während Zunae Yelir gegenübersaß und das Essen genoss. Die Ruhe, die beide umgab, war sehr angenehm und entspannend, weshalb sich Zunae schlecht fühlte, als sie diese mit einem Räuspern unterbrach.

»Dainte sagt, dass es mir wieder besser geht. Darum wollte ich fragen ...«, setzte sie an, doch bevor sie zu Ende sprechen konnte, fiel Yelir ihr ins Wort.

»Du wirst nichts tun, wobei du dich verletzten kannst«, befahl er mit fester Stimme und blickte auf. Seine grünen Augen dabei fest auf ihre gerichtet. »Der Angreifer ist zwar gefasst, aber das heißt nicht, dass du außer Gefahr bist.«

Zunae spürte Verärgerung in sich aufsteigen. Wieso ließ er sie nicht wenigstens zu Ende sprechen? Immerhin war ihr selbst bewusst, dass sie aufpassen musste.

»Ich wollte nur ausreiten«, sagte sie beleidigt, ohne ihre Gefühle zurückhalten zu können.

Yelir verengte die Augen und musterte sie eingängig. »Du wirst dich nicht zu weit vom Schloss entfernen«, wies er sie an, doch er verbot es ihr nicht, was Zunae doch überraschte. Er schien sich immerhin wirklich Sorgen um sie zu machen.

»Werde ich nicht«, versprach Zunae, die einen weiteren Löffel Eintopf nahm. Er schmeckte wirklich gut und war gar nicht so scharf, wie sie erwartet hatte. Eine ganz leichte Schärfe war vorhanden, die sie sogar mochte, doch nicht das, was sie von dem Koch kannte, den sie anfangs kennengelernt hatte.

Für Zunae war nun das Thema beendet, doch sie bemerkte, dass Yelir sie noch immer musterte. Daher blickte sie fragend wieder auf.

Sie wollte gerade dazu ansetzen zu fragen, was er noch hatte, als Yelir seinen Blick wieder senkte.

Zunae tat es ihm gleich, bemerkte aber fast sofort, wie er sie wieder ansah. Fast so, als würde er sie beobachten.

Irgendwie wusste Zunae nicht, ob sie das mochte oder nicht. Immerhin konnte sie den Wunsch verstehen, jemanden zu betrachten. »Soll ich jemanden mitnehmen, der auf mich aufpasst?«, fragte sie schließlich, da die Stille sie nervös machte. Als würde Yelir auf etwas warten.

Yelir brummte. »Ich würde dich begleiten, aber ich habe ein paar wichtige Besprechungen«, bemerkte er und klang dabei sogar frustriert, was Zunae leicht lächeln ließ.

»Was ist mit Arcas?«, wollte sie vorsichtig wissen. Er war immerhin auch ein Bruder, daher sah sie ihn durchaus als passend.

Zunae bemerkte, wie Yelir seine Hand zur Faust ballte, sie aber gleich unter dem Tisch versteckte. »Klar«, knurrte er. »Wieso nicht? Wo hast du ihn eigentlich kennengelernt?«, fragte er, doch seine Stimme verriet, dass es ihm nicht gefiel.

Dieser Stimmungsumschwung verwirrte Zunae. »Als ich mich mit deiner Mutter unterhalten haben«, antwortete sie, ohne großartig darüber nachzudenken.

Yelir gab ein Brummen von sich. »Lass dich von ihm bloß nicht um den Finger wickeln«, bemerkte er, bevor er sich wieder seiner Suppe widmete.

Für Zunae war es sehr schwer, einzuschätzen, was ihm durch den Kopf ging. Empfand er Arcas vielleicht als gefährlich? Weil er den Posten des Königs nicht bekommen hatte? Sehnte er sich vielleicht nach Rache?

Wenn Zunae so darüber nachdachte, könnte sie sogar verstehen, wenn Arcas eine Revanche wollte, obwohl er es nicht sagte. Mittlerweile glaubte er niemanden mehr, bis sie es mit ihren Taten bewiesen. Die Raenacs waren wirklich kompliziert.

»Muss ich vor ihm Angst haben?«, fragte Zunae vorsichtig nach. Immerhin kannte Yelir seinen Bruder besser.

Dieser brummte. »Das nicht, aber er verführt gern Frauen«, bemerkte er abwinkend, als wäre nichts dabei.

Zunae bemerkte jedoch, als sie sich wieder ihrem Essen zuwandte, dass Yelir sie kurz musterte.

Irgendwie traf das wohl auf alle Raenacs zu. Degoni, Yelir und auch Dainte waren sehr verführend. Daher wunderte es Zunae nicht, dass auch Arcas Frauen um den Finger wickeln konnte. Nur würde das bei ihr nicht funktionieren.

Sie war ziemlich zuversichtlich, dass sie Arcas nicht verfallen würde. Dass sie auf keinen der Brüder hereinfallen würde. Auch, wenn es Yelir ihr nicht gerade leicht machte. Er hatte zwar eine raue Schale, doch wie es schien, einen sehr weichen Kern.

Das Blut der Drachen (Band 1+2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt