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2023


»Rechts oder links?«

Vincent, der auf der Couch saß, sah auf die zwei Fotos, die seine Freundin Jessica, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der jungen Cameron Diaz hatte – zumindest sagte es jeder aus seinem näheren Umfeld – , ihm auf ihrem Handy präsentierte. Für ihn sahen beide Bilder total gleich aus, weshalb er nicht wusste, worauf sie jetzt genau aus war.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen wischte er abwechselnd von rechts nach links, ehe er ein wenig hilfesuchend zu Dag sah, der sich fast neben ihm befand ... und indes mit den Schultern zuckte.

»R-r-rechts?!« , meinte er schließlich mehr als unschlüssig.

»Sollte das eine Frage sein?«

»Schatz, ich weiß echt nicht, wie ich mich für eins entscheiden soll.«

Ihre Mimik, die eben noch ein wenig säuerlich wirkte, schwenkte nun um zu liebreizend. »Oh Baby, du bist so süß.« Die große Blondine, die ihn jedoch nicht überragte, fiel ihm um den Hals.

»Gerne.« Er verstand gerade nicht, wieso ihre Laune sich geändert hatte, aber er nahm es so hin. Sah jedoch abermals zu Dag, der wiederum das zweite Mal mit den Schultern zuckte und sich seinem Handy widmete.

»Ich weiß, das es schwer ist sich für eines zu entscheiden, weil ich auf beiden hervorragend aussehe. Aber du musst mir schon sagen, welches deiner Meinung nach am besten aussehen würde.«

»Für?«

»Insta natürlich.«

Natürlich. Warum fragte er auch?!

Jessica ersuchte nicht mehr nach einer Antwort und flanierte aus dem Wohnzimmer in die Küche, wo sie kurzerhand später mit einer Flasche Wasser zurückkam. Auf ihr Handy schauend trat sie näher und schmatzte Vincent einen Kuss auf den Mund. »Ich bin jetzt weg. Ich schlafe heute bei mir, damit du Bescheid weißt. Weil wir nach dem Shooting noch in einer Bar wollten und das alles näher zu meiner Wohnung hin liegt.«

»Okay. Dann ... viel Spaß.«

»Werde ich haben.« , flötete sie mit einem anschließenden breiten Grinsen und winkte beiden zu. »Tschau.« , verabschiedete sie sich auch von dem Lockenkopf, ehe sie mit hohen dünnen Absätzen, auf denen sie schwebte, als wären es die bequemsten Schluffen, das Haus verließ.

»Wie lang' wollt ihr das noch so durchziehen?« , erkundigte Dag sich.

»Was meinst du?«

»Na ... getrennte vier Wände.«

»Tut mir leid. Ich hab' meine andere Hälfte nicht schon mit fünfzehn kennengelernt, so wie du.«

Dag war seit der Schwelle zum Erwachsenwerden mit seiner Jugendliebe Rebecca zusammen, die er eigentlich immer nur Becky nannte. Mit dreiundzwanzig hatten sie sich bereits das Ja-Wort gegeben. Für Dag war von vornherein klar, dass sie diejenige war, mit der er alt werden wollte. Er hatte sie damals liebengelernt, als sie noch seitlich abrasierte Haare hatte und um einiges mehr als er selbst, in der Punkszene zu finden war.

Mittlerweile trug die Ehefrau seines Besten, die langen Haare in einem leuchtenden orangerot und hatte außer ihr Bauchnabelpiercing keines mehr, welches man sichtlich sehen konnte - Dag äußerte sich jedoch mal dazu, das sie noch drei andere besitzen würde - .

Ansonsten trug sie überwiegend dunkle Kleidung. Ein Kontrast zu den eher farbenprächtigeren Tattoos, welche ihren Körper schmückten.

Vincents Freundin hingegen hatte eine unberührte Gestalt, was Farbe unter der Haut oder Schmuckstücke betraf. In jeglicher Hinsicht makellos, was sich auf ihre äußere Erscheinung bezog. Vincent erinnerte sich nicht mal daran in der gut zweijährigen Beziehung je einen Pickel bei ihr gesehen zu haben.

Einige Bekannte hatten schon öfters ihren Neid ausgesprochen, dass er sich so eine Granate an Land gezogen hatte.

War es nicht das, was man als Mann im Grunde gerne hörte?

Vincent war zumindest ausgeglichen in seinem Leben. Er hatte seine Arbeit, die er über alles liebte. Sein Haus war genauso, wie er es sich als kleiner Junge vorgestellt hatte. Hinzu kam eine Freundin, wonach einige lechzten.

Das jeder weiterhin für sich wohnte, war doch in dem Fall gar nicht so schlecht. Sie waren schließlich beide beruflich viel beschäftigt.

Jessica arbeitete als Model und war mehr als gefragt. Vincent sah darin jetzt keinen Nachteil und hatte im Großen und Ganzen auch eigentlich nicht eine Sekunde je darüber nachgedacht mit ihr zusammenzuziehen.

»Was hat das damit zu tun?« , gab Dag von sich. »Becky ist damals irgendwie direkt mit in meine kleine Wohnung gezogen.«

»Das waren andere Zeiten. Ihr wart jung und hingt eh nur aufeinander. Heute sind wir erwachsen.«

»Na ja, ich mein' ja nur. Dieses ewige Hin und Her.«

»Ist halt so.«

»Na ja müsst ihr wissen.« Dag sah auf die Uhr. »Wollen wir jetzt auch los?«

Vincent blickte auf sein Handy, um ebenso die Uhrzeit zu checken. »Dann sind wir gut eine Stunde zu früh.«

»Ich hab' aber noch Hunger. Können ja vorher 'ne Kleinigkeit mampfen geh'n.«

Sein Freund atmete tief ein und stand schließlich auf. »Dann aber jetzt sofort. Ich kenn' dich. Am Ende gammeln wir irgendwo rum und verpassen den Termin.«

Dag streckte sich in halbliegender Position und stellte sich hiernach ebenfalls auf die Beine, ehe er seinem besten Kumpel nach draußen folgte.

Mit einem Knopfdruck öffnete dieser seine Garage, bevor sie in den Wagen einstiegen. »Hattest du nicht so etwas mit 'nem Code?« , erkundigte sich Dag und zeigte auf das Teil, welches sich an Vincents Schlüsselanhänger befand und mit dem er die Öffnung vollzogen hatte.

»Ja, aber das war mir zu unsicher.« Er fuhr nach draußen und betätigte das Knöpfchen erneut. Im Rückspiegel kontrollierte er, wie das Eingangstor sich gehorsam wieder schloss.

»Und wenn du das Teil verlierst? Wie kommst du dann rein?«

»Hab 'nen Ersatz zu Hause. Direkt am Eingang in der Schüsselbox, wo ich manchmal das Kleingeld reinwerfe.«

»Und wenn der ...?«

»Dag, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich beide verliere?« , unterbrach er ihn und fuhr zum Rand der Straße, wo er nach rechts und links schaute, um diese endlich befahren zu können.

»Weiß nich'.«

»Ich hab' noch nie meinen Schlüssel verloren. Also wird das Teil auch nicht abhandenkommen.«

»Hmm okay.«

Vincent fuhr los. Der Speditionswagen, welcher sich vor dem Nachbarhaus befand, fiel ihm dabei jedoch nicht ins Auge.

Wozu auch?

Seine Nachbarn hatten ihm im Grunde nie sonderlich viel interessiert.

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now