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Doreen saß mit Nicolas am Frühstückstisch, der in seinen gewünschten Cornflakes jedoch nur herummatschte.

»Mit Essen spielt man nicht.« , sprach sie und nahm ihm den Löffel aus der Hand.

»Hat Papa angerufen?« Sie schüttelte den Kopf auf seine trauriggestellte Frage. »Hast du Papa denn nochmal angerufen?«

Ihr Kopfschütteln blieb. »Papa ist halt ... er ist momentan sehr ... beschäftigt.« Nahm sie ihren Ex in Schutz.

»Er hat mir versprochen, das wir was Schönes machen.«

»Ich weiß Schatz.« Sie überlegte. »Ich ... was hältst du davon, wenn wir irgendwas machen.«

»Du bist ein Mädchen.«

»Und?«

»Ich wollte ... Fußball spielen.«

»Und denkst du, das kann ich nicht?!« Sie lächelte ihm zu.

»Doch, aber ... mit Papa ist das anders.«

Ihr war klar, dass er hier nicht die typische Rollenverteilung von männlich und weiblich diskriminierte. Ihm fehlte einfach die männliche Bezugsperson, die er sonst immer hatte. Sie verstand Karsten in der Hinsicht kein bisschen.

Das er sich entliebt hatte, gut und schön. Aber das hier war sein Kind. Das war etwas völlig anderes. Diese Liebe blieb auf ewig.

»Ich bin im Tor, okay?!« , sagte sie weiter, um Nicolas aufzumuntern. »Ich werde mich auf den Boden werfen. Mich dreckig machen. Mich ...«

»Nein. Das will ich nicht.« Er stand auf und sah sie an. »Darf ich aufstehen?«

Da er es ja schon getan hatte, nickte sie. »Klar Schatz.«

»Ich geh' spielen.«

»Ich räume nur alles weg. Dann machen wir etwas zusammen.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Will ich nicht.«

»Und ... sollen wir in den Zoo. Irgendwohin. Du darfst dir aussuchen. Egal was. Mama ist dazu bereit.« Sie lächelte ihn an ... bekam im Gegenzug jedoch keines zurück.

Nicolas schüttelte weiterhin seinen Kopf. »Ich will nicht.«

»Schatz, wir können auch Spaß haben.«

»Ich weiß. Ich will aber nicht.« Er trottete hinaus und sie sah, wie er langsam nach oben ging in sein Zimmer.

Doreen hatte so eine Wut auf Karsten, dass sie ihn genau jetzt am liebsten angerufen hätte. Doch ihr war klar, dass sie dann nicht zu bändigen gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte sie ihm noch Dinge an den Kopf geworfen, die sie früher oder später hätte bereuen können.

Mit ihm über sein Verhalten zu reden, stand jedoch auf ihrer To-do-Liste. Er musste langsam merken, was er mit dieser kleinen Kinderseele anstellte.

Sie trank an ihrem Kaffee. Wie sollte sie das nur alles anstellen? Dem Vater ihres Sohnes verständlich machen, das er sich momentan mehr als egoistisch verhielt und Nicolas wie ein altes Spielzeug in eine Tüte entsorgt hatte. Zeitgleich wollte sie jedoch auch umgehend ihren Spross wieder glücklich sehen.

Ihr wollte einfach nichts mehr einfallen, wie sie das bewerkstelligen sollte.

Seit sie hergezogen waren, war alles so ... anders.

In ihrer Umgebung hatte Nicolas wenigstens Freunde gehabt. Hier kannte er niemanden und irgendwie fiel es ihm auch schwer, neue Freundschaften zu knüpfen. Doreen hatte schon die Spielplätze mit ihm erkundigt und versucht, dort sozusagen einen Anfang hinzubekommen, doch ... es gelang einfach nicht.

Egal, was sie anstellte, bei nichts hatte sie Erfolg.

Sie arbeitete von zu Hause aus als Illustratorin, und auch da bekam sie seit ihrer Trennung kein Stück richtig gebacken. Vielleicht lag es daran, dass sie mit allem nahezu alleine stand. Ihre Schwester und ihr Mann hatten, so gut wie sie konnten, ein wenig geholfen, doch im Großen und Ganzen war sie auf sich gestellt.

Alles unter einen Hut zu bekommen, sowie Vater und Mutter in einem zu spielen, gelang somit nicht immer.

Irgendwie sehnte sie sich nach einer Auszeit.

Ein Time-out.

Einfach um Kräfte zu sammeln. Sie fühlte sich so ausgelaugt.

Doch allein der Gedanke, auch eine Pause vom Muttersein zu nehmen, tat ihr in der Seele weh. Es schmerzte extrem, weil sie Nicolas nicht vermitteln wollte, er wäre eine Last. Was er selbstverständlich keinesfalls für sie war. Dennoch ... wurde ihr momentan einfach alles zu viel.

Ungewollt begann sie zu weinen und stand auch unverzüglich auf um in die Küche zu verschwinden. Sie hatte nicht vor, dass ihr Sohn sie so sehen sollte, im Unterschied dazu konnte sie die Tränenflüssigkeit aber des Weiteren auf irgendeine Art nicht stoppen.

Womöglich hatte sie in letzter Zeit einfach wieder zu viel verdrängt ... runtergeschluckt ... keine Ahnung. Doch momentan schoss es aus ihr heraus.

Verzweifelt setzte sie sich auf den Boden und zog die Beine an, während sie versuchte, wenigstens lautlos zu heulen.

Was hatte sie getan, das alles irgendwie aus dem Ruder lief?

Warum musste ihr so etwas geschehen?

Wieso war sie nicht stark genug das alles, ohne Heulerei hinzubekommen?

Sie hatte versucht, es quasi positiv zu sehen. Karsten und sie waren anscheinend nicht füreinander gemacht. Hieß so nicht das Sprichwort? Dass Gott das trennte, was nicht zusammenpasste?! Doreen war nicht mal ... so richtig gläubig. Weshalb sollte dieser Satz dann irgendwie Sinn für sie ergeben? Warum hatte sie versucht, es ... so zu sehen?

Nichts war gut.

Sie verzweifelte langsam.

Alles blieb nun einzig und allein an ihr hängen.

Doch das Schlimmste war für sie, Nicolas so traurig zu sehen. Von alldem bekam Karsten nichts mit. Er lebte fröhlich ... glücklich ... mit einer anderen.

Alles andere interessierte ihn nicht.

Nicht er musste Nicolas trösten. Wie konnte ein Mensch sich nur so verhalten?

Er war ein Wunschkind gewesen. Von beiden.

Und nun ...

Für Karsten zählte nur noch Mareike. Die blonde, junge Mareike.

Die Frau, die sich keiner Schuld bewusst war, obwohl sie sich willentlich an einen verheirateten Mann rangemacht hatte.

Doreen gab nicht einzig ihr die Schuld. Karsten war ebenso schuldig. Und vielleicht sogar auch sie selber. Irgendwas musste ja nicht gestimmt haben, wenn er sich in die Arme einer anderen wohler gefühlt hatte.

Sie fühlte sich so ... wertlos. So unattraktiv. Einfach alles. Hinzu kam ihr Versagen, beide Elternteile momentan zu verkörpern.

Das volle Programm war scheiße.

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now