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Vincent lag auf seiner Couch.

Jessica war nun scheinbar auch wieder zu Hause und hatte ihn telefonisch angemault, dass er ein Arschloch wäre. Er hätte ihre Professionalität mit seiner Anwesenheit herausgesaugt.

Nun überlegte er, wie er es wieder gutmachen konnte.

Ein Strauß Baccara-Rosen vielleicht, obwohl sie lieber der Typ Frau war, die Schmuck bevorzugte. Doch ... nur wegen seines Auftritts bei ihrem Shooting, wollte er ihr jetzt nicht quasi Diamanten vor die Füße werfen.

Aber irgendwas musste er machen. Sie war richtig sauer, insbesondere weil ihre Haare nach dem trockenmachen, nicht genau die Form hatten, wie sie diese anfänglich haben wollte.

Jessica und ihre Haare.

Vielleicht einen Termin im Salon Shan Rahimkhan?!

Er massierte seine Schläfen. Statt besser, wurde irgendwie alles doch nur schlimmer. Möglicherweise lag es aber auch an den morgendlichen Streit mit seiner Nachbarin. Eventuell hatte er somit irgendwas noch von sich ausgestrahlt, weil er wegen des Gesprächs mit ihr aufgebracht war.

Oder ...?

... lag es doch daran, dass dieser Alex zu intim mit Jessica gewesen war?

Mi Vida.

Das war kein, Schätzchen oder Mäuschen, wie der Verantwortliche von sich gegeben hatte.

Mi Vida bedeutete etwas. Allerdings ... vielleicht war dieser Schönling auch einfach nur saudumm und hatte null Ahnung, was dies übersetzt genau hieß.

Trotzdem fuckte es ab. Und sie merkte nicht einmal, wie sehr es ihn störte. Aber Vincent hatte ja auch auf irgendeine Weise seine Einstimmung dafür gegeben. Doch das hätte er nie getan, wenn sie von Anfang an ehrlich gewesen wäre, als das er es über die Presse beziehungsweise Dag erfahren musste.

Oder?

Hätte er da auch kleinbeigegeben?

Er dachte an Maxs Worte, und was er alles für Jessica tat und im Gegenzug von ihr bekam.

Tat er alles, um nicht ... unbequem zu werden?

Wollte er so dringend, dass es klappte? Natürlich wollte er das. Er war ja nicht aus reinem Zeitvertreib mit ihr zusammen. An dem Punkt war er ja bereits angelangt. Diese Gedanken ploppten ja schon einmal bei ihm auf. Doch ... wieso ... nun umso öfters?

Lag es wahrlich an diesen Fake-News?

Oder das sein Hafen nicht mehr ... so ruhig war.

Und ... war es nicht doch irgendwie dasselbe?

Wenn er sein Heim mal wegließ und seine Beziehung als Hafen nahm, war rein gar nichts mehr ruhig. Es lag also nicht nur an den Nachbarn, die mehr oder weniger für Trubel sorgten.

Oder hatte er vielleicht gar keinen Ankerplatz?!

War es das, was nun immer mehr ersichtlich wurde? Es stürmte und er war dem ganzen Unwetter ohne Schutz ausgesetzt.

Eine Welle nach der anderen und ... kein Land in Sicht.

Ja. Genau.

Das war sein eigentliches Problem und irgendwie projizierte er es auf alles andere. Auf seine Beziehung ... seine ... nachbarlichen Verhältnisse ... und und und.

Er war verschollen auf hoher See.

Lag es vielleicht am Alter, das es ihm jetzt erst aufgefallen war? Kam deshalb auch sein dämlicher Antrag über die Lippen? Weil er Panik hatte nie Land zu erreichen?

Es war nicht ein bestimmter Ort, sondern ein Gefühl, welches fehlte. Dort, wo er sich wohlfühlen, loslassen konnte, ganz er selbst sein, mit allen Fehlern und Makeln.

Halt geben, Sicherheit, Wärme, Liebe, Geborgenheit.

Das, was fehlte, häufte sich anscheinend mehr und mehr an. Und aufgrund dessen wurde es ihm auch von Tag zu Tag deutlicher.

Er setzte sich auf.

Lohnte es sich dann noch, an etwas festzuhalten, was ihm allen Anschein nach nicht das geben konnte, was eine riesige Lücke auch nur ansatzweise hätte füllen können?

Oder ... sollte er es versuchen?

Eine Beziehung war halt harte Arbeit. Man musste doch nicht direkt aufgeben, wenn etwas nicht so lief, wie man es gern hätte.

Er war so zwiegespalten.

Was sollte er tun?

Was war der richtige Ansatz?

Spürte Jessica eventuell dasselbe und war deswegen ... umso mehr genervt von ihm und seinem Verhalten?

Vielleicht war er wirklich nervig mit seiner Art, weil er ... das Ende bemerkte.

Womöglich lag in der Tat alles nur an ihm.

Wahrscheinlich machte er sich gerade selber alles kaputt.

Oder ...

... er machte sich zu viele Gedanken und rein gar nichts fehlte. Eventuell war das ja sein Leben. Seine Art, eine Beziehung zu führen. Vielleicht gehörte er zu den Menschen, die es auch so hinbekamen. Sie waren ja nicht gerade paar Wochen zusammen. Jessica hatte sich im Grunde nie beschwert, außer ... in der letzten Zeit, wo seine Gedanken irgendwie ... überschäumten.

Er musste einfach zurückfahren.

Genau.

Dahin, wo sie ... vor alldem waren.

Er war doch zufrieden gewesen.

Oder?

Seine Türe wurde plötzlich aufgeschlossen. Jessica und Dag waren die Einzigen, die je einen Schlüssel besaßen. Sofort sprang Vincent auf die Beine und linste in den Flur, als er schon das Klack Klack von Pumps vernahm ... und seine Freundin glücklicherweise erblickte. Denn seinen besten Freund in der Montur wäre zu dem Zeitpunkt noch verwirrender gewesen. »Hey. Ehm ... was ... machst du hier?« , fragte er.

Sie stellte ihre Handtasche ab. »Es tut mir soooo leid.« Jessica fiel ihm um den Hals und küsste ihn mehrmals hintereinander.

»Es ... es ... tut dir leid?« Er war nun noch verdatterter.

»Ja.« Sie blieb mit ihren Armen auf seiner Schulter abgelegt, während sie seinen Nacken kraulte und mit ihm sprach, als wäre er ein kleines Kind. Zumindest ihr Klang. »Du musst verstehen, ich bin ein anderer Mensch, wenn ich arbeite. Und ... du bist ... ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass zu dort sein wirst. Du hast mich aus diesem Grund umstandslos aus dem Konzept gebracht.« Sie küsste ihn erneut. »Verzeihst du mir für ... meinen kleinen Wutausbruch?«

»Ehm ... klar. Natürlich.« , antwortete er völlig orientierungslos. Vorhin am Telefon war sie nämlich anderer Meinung gewesen. Wieso jetzt dieser ... Wandel?

Oder hatte sie anscheinend dieselben Gedanken wie er gerade eben geführt?

Merkte sie auch, dass sie gegenwärtig eine kleine Krise hatten, und wollte sie ebenfalls nur, dass alles wieder auf Anfang gesetzt wurde ... statt ein Ende?!

»Hey. Momentan haben wir beide einiges an ... Stress, und ... alles ... wir ... bekommen das hin.« Er küsste sie kurz und drückte sie mehr an sich. »Wir schaffen das.«

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now