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Vincent stand bei sich zu Hause unter der Dusche, als er ein Geräusch vernahm. Vorsichtig linste er durch die Scheibe hindurch hin zur offenstehenden Badezimmertüre.

Nichts.

Es musste anscheinend eine Einbildung gewesen sein.

Vielleicht lag es daran, das er gestern Abend ein Gespräch mit Doreen hatte, wo sie davon erzählt hatte, wie oft sie Nicolas' Rufen nach ihr bereits vernommen hatte, wenn sie mal duschte, obwohl dieser zu jenem Zeitpunkt gar nicht zu Hause war.

Auf das Thema waren sie gekommen, nachdem er ihr vorgeschlagen hatte, sie könnten auch gemeinsam unter die Dusche springen, falls sie Angst hätte, ihr Sohnemann könnte verstörende Geräusche aus dem Schlafzimmer sonst vernehmen. Natürlich war er rattig momentan, weil er die letzten Tage schon auf viel Zweisamkeit mit Doreen verzichten musste, seit Nicolas' Rückkehr.

Er verstand es, dass sie vorsichtig sein wollte, und selbstverständlich gelüstete, er auch selbst nicht erneut ins Kreuzfeuer zu geraten, falls der Kleine sie in so einer Situation erwischen würde. Das mit der kurzen Streicheleinheit auf der Couch hatte ihn bereits gezeigt, wie schnell so etwas gehen konnte.

Nicolas hatte in der Tat danach auch nicht klein beigegeben und ihn oben noch gelöchert, warum er überhaupt dieses sogenannte Kitzelspiel bei seiner Mutter ausprobiert hatte.

Vincent tat sich richtig schwer ihn auf andere Gedanken zu bringen, um ja nicht auf dieses Thema eingehen zu müssen.

Irgendwie hatte er im Unterschied dazu auch den Verdacht, Nicolas wusste genau, was zwischen Doreen und ihm ablief. Also ... nicht bis zur allerletzten Kleinigkeit, aber ... das beide einander sehr zugetan waren.

Sie hatte ebenfalls die Vermutung gehegt, wollte es dennoch ein wenig im Stillen weiterführen.

Auch dafür hatte er Verständnis.

Allerdings ... freute er sich auf heute. Nicolas war in der Schule und er selbst hatte an diesem Tag nichts zu tun, so das er die Zeit mit Doreen verbringen konnte. Ungestört. Mit allem drum und dran.

Vincent drehte sich erschrocken um, als er abermals ein Geräusch vernahm und rutschte resultierend daraus fast aus, als er seine Ex sah, die ihn mit leicht schrägem Kopf anblickte. »Fuck Jessi. Was machst du denn hier?« So schnell er konnte, schnappte er sich sein Handtuch, welches er sich um die Hüfte band, eh er aus der Dusche stieg.

Sie sah an ihm hinab. »Jaja bedeck' dich. Könnte ja etwas sehen, was ich noch nicht kenne.«

»Hat doch nichts damit zu tun. Wir beide sind getrennt. Du ...«

»Ach die Schiene wird weitergefahren? Versuchst du, dich irgendwie interessant machen zu wollen?«

»Was willst du hier? Und wie ...?«

Sie zauberte seinen Hausschlüssel hervor, den er ihr bei dieser Gelegenheit direkt aus der Hand riss. »Sach ma', spinnst du? Hast du den etwa immer noch?«

»Scheint so.«

»Ich will, das du jetzt gehst. Ich hab' noch was zu tun.«

Jessi setzte sich provokant auf den Badewannenrand. »Lass mich raten. Die hässliche Nachbarin bumsen?! Traurig, wenn man von einem Ferrari auf einen Esel umsattelt, findest du nicht?« Sie schlug die Beine übereinander, als würde sie für Basic Instinct vorsprechen.

»Woher ...?«

»Ich hab dich gesehen, Herr Ich-jogge-in-meiner-Unterwäsche.« , antwortete sie. »Für wie blöd hältst du mich?«

»Na ja ... nicht als sehr helle, wenn du dich als Ferrari ansiehst.«

»Oh Junge. Ich steh' um einiges höher als diese abgetakelte Fregatte von nebenan.« Nun stand sie auf. »Aber ... ich bin dir nicht böse. Ich habe nichts anderes erwartet. Was willst du auch schon nach mir abbekommen?« Sie lachte auf.

Vincent ging nicht drauf ein und nahm sich seine Boxershorts, welche er sich geschickt unter dem Handtuch anzog, eh er des Weiteren in seine Hose und ein Shirt schlüpfte. »Danke, dass du mir den Schlüssel vorbeigebracht hast.« , sagte er, obwohl es ja so gar nicht genau der Fall gewesen war. »Du kannst jetzt gehen.«

Jessica stellte sich exakt vor ihm hin. »Du willst mich rausschmeißen?«

»Ich habe dich nett und höflich darum gebeten, zu gehen.«

»Ich war noch nicht fertig.«

»Mit was?« , fragte er nun ein wenig lauter. »Du hast keinen Grund, unangemeldet bei mir aufzutauchen, geschweige denn in meine Bude zu latschen und mich unter der Dusche zu überraschen.«

»Ich hab' lang nachgedacht. Wie gesagt, ich kann's versteh'n, das du nach mir nichts Besseres findest, aber ...« Jessica verzog ihr Gesicht zu einer angewiderten Miene. »... du beschmutzt mich.«

»Ich ... was?«

»Wenn du nach mir sowas vögelst, denken meine Freunde noch, du stehst auf solche Frauen. In der Folge werde ich auch so eine in den Augen meiner Liebsten. Du verstehst?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Und ... es ist mir auch egal.«

»Mir aber nicht.« Sie schubste ihn leicht. »Das ist mein Ruf.«

»Dein Ruf? Was meinst du, was mich das interessiert. Das ist mein Leben und ich habe mich bewusst für Doreen entschieden und nicht, weil sie mein letzter Ausweg ist.«

Jessica grunzte auf. »Ja klar.«

»Es ist so. Du weißt nichts über mich und meine Beziehung zu Doreen. Und sie als Esel hinzustellen zeigt umso mehr, wie wenig du sie kennst.«

Sie gab ein Geräusch von sich, das anscheinend ein Maultier imitieren sollte, dabei hörte sie sich eher an, wie eine Katze mit Verstopfungen.

Vincent ging kopfschüttelnd an ihr vorbei. Das Gespräch war in seinen Augen beendet, doch sie zerrte unerwartet und plötzlich an ihm. »Du lässt mich steh'n?«

»Wie oft hast du mich steh'n lassen?«

»Das kannst du nicht vergleichen.«

»Genau. Denn damals waren wir in einer Beziehung, als du mich wie den letzten Volltrottel behandelt hast. Doch jetzt ... jetzt sind wir getrennt, und ich kann dich stehen lassen, ignorieren und noch vieles mehr.«

»Mich zu ignorieren, dafür müsstest du Zauberkräfte haben. So was wie mich kann man nicht übersehen Vincent. Man sieht mich auf Plakaten, weil ich ein Gesicht und den dazugehörigen Körper dafür habe, so das man mich gar nicht vergessen kann.«

»Ja mal' dir deine kleine Welt, wie sie dir gefällt.« , konterte er. »Aber in meiner bist du unbedeutend.«

»Ja red' dir das ruhig ein.« Sie lachte kurz auf. »Du strahlst regelrechte Verzweiflung aus.«

»Wenn du meinst.« Ihm war tatsächlich egal, was sie dachte. Ihm ging es blendend.

»Natürlich. Schau dir an, auf was du zurückgreifen musst, wenn du Druck hast.« , gab sie verächtlich von sich. »Da wäre es, glaube ich besser, wenn du dir selbst einen runterholst.«

»Es reicht Jessi. Raus. Ich will mich nicht nochmal wiederholen.« Sein Zeigefinger ging Richtung Türe, als er den Flur erreicht hatte ... und sein Geduldsfaden war nun völlig gerissen. »Verpiss dich.«

Ihren Mund riss sie vor lauter Empörung auf. »Wie war das bitte?«

»Mach 'n Abgang.« Er nahm seinen Schlüssel, schlüpfte in seine Schuhe und öffnete den Ausgang. »Raus.«

Wütend stampfte sie an ihm vorbei.

Klack. Klack. Klack.

Vincent trat ebenfalls ins Freie, schloss seine Haustüre ab und geleitete Jessica bis zu ihrem Wagen. »Das wirst du noch bereuen. Du wirst irgendwann angekrochen kommen wie ein Hund. Glaub' mir.« Sie stieg ein.

Er beugte sich runter. »Tschüss Jessi.«

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now