»Guten Morgen.« Doreen lächelte Vincent an, der noch immer im Bett lag, während sie unten bereits das Frühstück vorbereitet hatte.
In ihrem Bademantel gekleidet stand sie nun am Türrahmen.
Er blickte sie verschlafen an und sah dann links von sich, als würde er erwarten, sie würde noch neben ihm liegen. »Du bist schon wach?« Er streckte sich.
»Wir wollten ... frühstücken, falls du dich erinnerst.«
Er hob den Arm an. »Planänderung. Was hältst du davon, wenn du jetzt erst einmal zu mir zurückkommst?«
Doreen musste schmunzeln und tippelte schließlich zu ihrem Bett direkt halb auf Vincent drauf, der sie mit sofortiger Wirkung ganz nahe an sich drückte. »Besser?« , fragte sie.
»Sag du es mir.«
Sie nickte. »Ja. Daran könnt' ich mich gewöhnen.« Hatte sie das jetzt tatsächlich laut gesagt? Doreen bemerkte die Hitze, die ihr wegen des Schamgefühls in den Kopf stieg. Was würde er denn in diesem Augenblick von ihr halten? Sie hatten schließlich nicht darüber gesprochen, wie es weitergehen sollte.
»Oh ja. Ich auch.« Er drückte sie noch mehr an sich und gab ihr einen Kuss auf ihr Haupt.
Das war keine ... Ablehnung. Oder? Würde womöglich ein Aber von ihm folgen?
Sie wartete ab, doch ... nichts geschah.
Seine Hand streichelte ihren Rücken. So schön und so vertraut. Doreen hatte es ernst gemeint. Die Nacht mit ihm war unvergleichlich gewesen.
In ihrer Ehe mit Karsten hatte sie keine gehabt, die auch nur ansatzweise an die Vergangene herankommen würde. Und da meinte sie nicht nur den geschlechtlichen Akt. Das ganze Drumherum. Es war um so vieles vertrauter, als es je mit dem Mann gewesen war, den sie einst geehelicht hatte.
Was vollkommen seltsam in ihren Augen war.
Sie kannte Karsten so immens lange. Vincent hingegen ... war ... frisch in ihr Leben gepurzelt. Besonders wenn man bedachte, wie lang sie ihn ... nicht gemocht hatte.
Und nun ... lag sie hier kuschelnd mit ihm in ihrem Bett und es fühlte sich so beruhigend an.
Einfach von ihm gehalten werden. Seine Streicheleinheiten zu spüren.
»Wir können ja ... nachher noch ... weitermachen.« , sprach sie ein wenig stockend. »Du ... hast ja gesagt, du würdest gerne den Tag mit mir verbringen.« Sie sah ihn im Folgenden an.
»Ja das will ich.« , antwortete er. »Und die restlichen Tage.«
Was bedeutete das?
Doreen war unsicher und setzte sich im Zuge dessen auf. »Was meinst du?«
»Na ja, ich meine, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich kannst du ... ich mein', ...« Sie überlegte. »Welche restlichen Tage?«
»Bis Nicolas wiederkommt.«
»Oh.« Sie verstand. Das war das unausgesprochene Aber von vorhin. Logischerweise wollte er nicht hier sein, sobald ihr Sohn wieder zu Hause sein würde. Gerade in diesem Moment hatte sie noch ... Sturmfreie Bude. Perfekt, wenn man nur ... Körperliches in Aussicht hatte.
Selbstverständlich wollte er sich keine Frau an die Backe schmieren, die momentan eine Scheidung durchlebte und zusätzlich noch einen kleinen Jungen ihr Eigen nannte.
Hey, er hatte ein Model als Freundin gehabt.
Natürlich konnte sie sich mit so einer Frau nicht auf eine Stufe stellen.
»Was ist los?« , fragte er, als sie ihre Mimik bemerkte.
»Nichts. Ich ... alles okay.« Doreen setzte ein Fake-Lächeln auf, während Vincent sich mehr aufsetzte.
»Willst du es anders handhaben?«
»Nein nein. Schon okay.« Ihre Stimme war extrem hell geworden.
»Ja, ich weiß, er kennt mich, aber ... ich weiß jetzt nicht, wie er reagieren würde, wenn er es sofort mit uns beiden herausfindet. Lieber langsam herantasten, und ...«
»Was?« Irritiert über sein Gerede, fiel sie ihm ins Wort.
»Ja, ich mein' du kennst ihn besser als ich. Wenn du der Meinung bist, er würde das positiv aufnehmen, richte ich mich nach dir. Aber ...«
»Was?«
»Entweder hängt die Schallplatte gerade, oder ... du wiederholst dich andauernd?«
»Du meinst ... uns beide?«
»Na ja eine dritte Person war bisher nicht anwesend. Und ehrlich gesagt, bin ich auch nicht erpicht darauf ...«
»Du ... meinst es ernst?«
Vincent blickte sie ein wenig verwirrt an. »Was hat dich zweifeln lassen?«
»Na ja, ich ... ich dachte, wegen Nicolas würdest du ... mich eher als ... und ich ... ich lasse mich gerade scheiden. Ich ...«
»Doreen, wenn ich nur das Eine hätte haben wollen, denkst du echt, dann wär' ich noch hier? Oder generell, dass ich mich Tag für Tag für Tag mit dir getroffen hätte?« Er schüttelte dabei bereits den Kopf. »Ich genieße jede Sekunde mit dir. Ich will ... dich.«
»Das war jetzt eine Nacht, und ...«
»Ja, aber das zählt nicht. Ich mein', ... was ich will, zählt nicht ab dann, wann ich intim mit dir geworden bin. Es zählt von dem Augenblick, als mir bewusst wurde, wie gerne ich meine Zeit mit dir verbringen möchte.«
»Ich ... ich bin kein Model. Oder ...«
»Du bist du, und das ist gut so. Glaub' mir.«
»Also ... machen wir ... weiter?«
»Von mir aus gerne. Nur kann ich das nicht alleine entscheiden.«
»Du weißt, ich bin Mutter, und ...«
»Doreen. Nicolas gehört schon zu meinem Inventar.« Er lächelte. »Ich weiß, wer du bist, und was du mitbringst.«
»Ich würde gern ... weitermachen, und ... du kannst auch selbstredend hier sein, wenn Nicolas zurück ist. Nur ... das dann halt nicht das genau so geschehen kann, was ... gestern so ... du weißt schon, also ... klar, wenn wir ... alleine sind, aber ... in seiner Gegenwart ...«
»... wird sich gezügelt.« , übernahm er den Rest und zog sie auf seinen Schoß. »Was würdest du in diesem Augenblick von etwas ... Zügellosigkeit halten?« Vincent küsste ihren Hals ... ihr Schlüsselbein und zog an dem Band ihres Bademantels.
»Jetzt hätte ich nichts dagegen einzuwenden.«
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Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht allein
FanfictionVincent ist im Grunde zufrieden mit seinem Job, seinem Haus und seiner Model-Freundin Jessica. Doch alles ändert sich schlagartig, als die alleinerziehende Doreen samt ihrem Sohnemann Nicolas ins Haus nebenan einzieht. Irgendetwas an ihr bringt Vin...