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Vincent war total unter Spannung.

Von seinem Fenster aus hatte er vorhin erspäht, wie Nicolas nach Hause gebracht wurde. Dieses Mal hatte er sich Doreens Ex ein wenig länger angesehen.

Ein ganz anderer Typ als er.

Ob das positiv war?

Sympathisch wirkte er keineswegs.

Obwohl ... Doreen und Jessi waren zum Glück auch vollkommen verschieden und dies war mehr als vorteilhaft anzusehen.

Dag und Rebecca waren begeistert, und das, ohne sie persönlich kennengelernt zu haben. Was er jedoch auch in nächster Zeit vorhatte. Beide waren einfach der Meinung, Vincent wäre wie ausgewechselt. Man würde ihm wahrhaft ansehen, wie gut er sich derzeit fühlte.

Und dem war wirklich so.

Die paar Tage mit Doreen waren vielmehr als belebend gewesen. In jeglicher Hinsicht. Ob sie redeten, herumalberten ... oder auch die Intimitäten.

Er hatte es ja selbst gemerkt, wie gut er sich fühlte und umso mehr erfreute es ihn, dass im Übrigen sein Umfeld es wahrgenommen hatte.

Das musste schon etwas heißen.

Nichtsdestotrotz war das jetzt ein großer Schritt für ihn.

Er wusste nicht genau, wie er Nicolas gegenübertreten sollte. Dass der Kleine ihn mochte, bezweifelte er nicht, doch ihm war ebenso bewusst, dass er von dieser Mareike nicht gerade angetan war. Das konnte erwartungsgemäß auf irgendeine Weise daran liegen, dass er sich möglicherweise noch wünschte, dass Mama und Papa wieder zueinanderfinden würden.

Somit wäre er selbst ein störender Teil.

Irgendwie hatte er Sorge, der Kleine könnte ihn als Feind ansehen.

Doreen jetzt nicht zu küssen, würde schwer werden. Liebeleien generell mit ihr mussten in Anwesenheit von Nicolas verschoben werden. Das verstand er. Dabei war das Kuscheln auf der Couch mehr oder weniger bereits zum Alltag dazugehörend geworden.

Etwas, worauf er ungern verzichten wollte. Doch Vincent war klar, es würde ja nicht immer so sein. Zudem war ihr Sohn ja nicht 24/7 um Doreen herum. Dass er jedoch erst mal nicht dort schlafen sollte, war ihm auch von vornerein einleuchtend gewesen. Das ganze Stück für Stück war in jeglicher Betrachtungsweise harte Arbeit, aber lohnenswert, wenn man es richtig anpackte. Es war etwas, was Vincent auf jeden Fall in Kauf nahm. So viel Verzicht würde es in diesem Zusammenhang auch nicht sein. Er hatte sich schließlich im Griff und musste Doreen nicht an Ort und Stelle die Klamotten vom Leibe reißen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stand er schon geschlagene fünf Minuten vor der Türe, eh er all seinen Mut zusammengenommen hatte und klingelte.

Er hörte, wie jemand an die Tür rannte. Ihm war klar, dass dies Nicolas sein musste. Freudestrahlend öffnete er den Eingang und umarmte Vincent unverzüglich. »Mama hat gesagt, du kommst, weil du sie gefangen hast. Das hast du gut gemacht.«

Er streichelte kurz über dessen Rücken und trat ein. »Wie war denn dein Urlaub Großer?«

»Mareike ist hingefallen.«

Vincent sah zu Doreen, die nun ebenfalls in den Flur trat und ihn anlächelte. Automatisch hoben sich seine Mundwinkel an. »Ah. Okay.« Allen Anschein nach, war dies sein Highlight gewesen.

»Mama sagt, du bist ein Fachmann.«

Nun runzelte er die Stirn. »Für?«

»Nein nein.« , gab Doreen an. »Ich sagte, du kannst ihn fragen, ob er dir dabei ... helfen kann.«

Nicolas nickte. »Kannst du?«

»Du müsstest mir schon einen Anhaltspunkt geben.« , sagte Vincent.

»Ich hab kein'n.« , antwortete der Blondschopf und kramte in seinen Hosentaschen herum, als würde er dort den gewissen Punkt finden können. »Wo gibt's den?«

»Er meint, du sollst ihm sagen, worum es geht.« , lachte Doreen.

»Ach so.« Er nahm Vincent an die Hand und beeilte sich, in den Essbereich zu kommen. »Papa hat mir das geholt, aber er hat gesagt, ich brauch noch einen Fachmann.«

»Eine ... Playsi?!« Er blickte abermals zu Doreen, die ihnen gefolgt ist. »Und ... das geht klar?«

Sie nickte dezent.

Er merkte, dass es ihr anscheinend nicht so recht war. »Also ich könnte sie dir schon anschließen, aber nur wenn deine Mama auch wirklich nichts dagegen hat.«

Nicolas sah seine Mutter direkt traurig an. »Darf ich nicht?«

»Doch ... natürlich.«

Vincent nahm sich die Tüte. »Wo soll die denn ...?«

»In meinem Zimmer, oder?« Nicolas hibbelte bereits aufgeregt herum.

»Ja. Natürlich. Ehm ... Vincent.« Er sah sie direkt an. »Er kann aber damit nicht so ... Spiele spielen, die ... nicht für sein Alter ...?« Sie kam näher und holte aus der Tüte das LEGO-Game heraus und tippte auf die Altersbeschränkung.

»Also er kann sich online welche runterladen, aber ... nicht einfach so. Ich werde ihm jetzt danach erst einmal nur zeigen, wie er ein Spiel mit Disc spielen kann. Okay?!«

Sie nickte. »Danke.«

»Das hier ... dürfte er?« , hakte er dennoch nach.

»Ich weiß es nicht. Ich kenn' mich damit nicht aus. Ist es ... schlimm? Er liebt LEGO, aber ... er hat jetzt auch kein anderes mehr ...«

»Doch da war noch eins.« , fiel Nicolas ihr ins Wort.

»Ja, aber dafür musst du noch größer sein. Ich gehe mal davon aus, das Papa nicht richtig ... hingeschaut hat.«

»Oh.«

»Ich schau' es mir gleich mal an, okay?!« Vincent ging mit Nicolas ein paar Stufen nach oben.

»Ich werde dann ganz langsam anfangen zu kochen.«

»Ich wollt' dir doch helfen.«

»Macht ihr das ... Fachmännische. Ich das Kulinarische.« Sie zwinkerte ihm zu.

Doreen wartete, bis beide außer Sichtweite waren und atmete dann erleichtert ein und aus. Das erste Aufeinandertreffen, nach allem, was in Nicolas' Abwesenheit geschehen war, war gut verlaufen.

Ihr Sprössling hatte nichts bemerkt und war glücklich über seine Gegenwärtigkeit.

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now