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»Hey.« , begrüßte Vincent seinen kleinen Nachbarn, der vor seinem Eingang stand.

»Wir waren beim Doktor heute und es ist nichts gebrochen.« , sprach er stolz.

»Das freut mich.« , sagte er. Dennoch sah man eine leichte Verfärbung und zusätzlich eine minimale Schwellung. Selbst seine Oberlippe war um ein Geringes angeschwollen. Das bemerkte man jedoch nur, wenn man den Kleinen auch kannte.

»Mama hat gesagt, ich soll dir das geben.« Er reichte ihm eine Schachtel Merci Pralinen. »Weil du geholfen hast. Sie hat gesagt sie weiß nicht, was du magst, aber wollt was holen.«

Vincent nahm diese entgegen. »Passt schon. Danke sehr. Aber ... das war nicht nötig gewesen.«

»Ich mag die auch.« , meinte Nicolas und lächelte.

Er fackelte nicht lang und öffnete die Schachtel allein deswegen. »Dann hol dir ruhig die raus, die dir schmecken.«

»Echt?« Er strahlte.

»Klar.« , sagte Vincent.

Nicolas steckte sich vier Riegel in die Hosentaschen. »Danke.«

»Bitte.«

»Schatz, wo ist mein Handtuch? Du weißt ganz genau, ich will nur das Eine für meine ...« Jessica in ihrem Bademantel gekleidet, jedoch lediglich nur mit ihrem Tanga darunter blickte in den Flur hin zu ihrem Freund und dem Jungen. »Was machst du?«

Er hielt Nicolas die Hand vor die Glubscher, denn ihre Brüste waren durch den dünnen Stoff mehr als sichtbar. »Kannst du dir bitte irgendwas ...?« , begann Vincent und deutete mit seinen Augen auf ihre Oberweite.

»Geht's noch?« Sie schüttelte den Kopf.

»Er ist ein ... Kind.«

»Was meinst du, was mich das interessiert?! Das hier ist eine kinderfreie Zone. Hier laufe ich rum, wie ich das meine.« , äußerte sie sich dazu. »Er ist hier fehl am Platz. Nicht ich.«

Vincent drehte Nicolas um und nahm seine Hand weg. »Ich hab' jetzt leider noch etwas zu tun, aber ... richte deiner Mutter ein Danke aus.«

»Hast du heut Zeit.« , fragte der Kleine mit Blick Richtung Straße.

»Ich ... ich glaub' nicht. Ich schau' später ma' okay?!«

»Okay.« Er wollte sich wieder umdrehen, weshalb Vincent seine Türe bereits ein wenig schloss.

»Bis dann Nicolas.«

»Tschööööö Vincent.«

Er atmete tief ein und riegelte seinen Eingang nun komplett zu, ehe er sich zu Jessica umdrehte. »Das ist ein Kind. Musst du dann halbnackt herumlaufen.«

»Du hast selber kein Oberteil an.«

»Ich bin ein Mann. Aber ja, auch da hast du Recht und ich hätte mir was überziehen sollen.«

»Denkst du, der Junge hat noch nie Titten gesehen? Jetzt hat er zumindest mal Perfekte für eine Sekunde anschauen können.«

»Wenn er das seiner Mutter ...«

»Was interessiert mich seine Mutter?!« , antwortete Jessica schnippisch. »Und für was bedankst du dich bei ihr?«

Er hielt die Merci-Schachtel nach oben. »Weil er mir die als Dank geben sollte, da ich ihm gestern geholfen habe, als ...«

»Billiger Discounter-Scheiß.«

»Sorry hab ganz vergessen, das bei dir nur feinste Ware an den Körper darf. Hattest bestimmt auch Windeln von Lagerfeld.« Er legte die Schachtel auf den Tisch ab, nachdem er zurück ins Wohnzimmer kam, und holte einen Riegel heraus, als er sich hinsetzte und diesen provokant öffnete und abbiss.

Jessica verzog ihr Gesicht und nahm ebenso provozierend den Ring, den sie vorhin ausgezogen hatte, wieder in ihre Hände und zog sich diesen in Zeitlupen-Manier über den Ringfinger. »High class.« Sie zeigte auf sich. »Low class.« Ihr Zeigefinger deutete nun auf ihn.

»Damit kann ich leben.« , schmatzte er mit Absicht laut.

Ihre angewiderte Miene blieb. »Wo ist mein Handtuch?«

Vincent zeigte auf den Schrank. Jessica blickte ihn erwartungsvoll an, bis er nach einigen Sekunden nachgab, aufstand, zu dem Möbelstück ging, dieses öffnete, das Frotteehandtuch herausholte und es ihr brachte. »Bitte sehr.« Er machte einen leichten Knicks. »Mylady.«

»Du solltest vielleicht wirklich mal jemanden einstellen, der uns uns're Sachen bringt, sobald wir diese benötigen.«

»Natürlich.« , gab er sarkastisch von sich. »Vorher besorg' ich aber ein Glöckchen. Wir wollen ja nicht das deine Stimme nach unten sinkt, wenn du dich mit Menschen unter deiner Würde abgeben musst.«

Sie schnaufte ein despektierliches Lachen und flanierte von dannen.

Vincent setzte sich wieder hin und nahm sich einen weiteren Riegel aus der Verpackung.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Den Spruch kannte er. Aber was war, wenn der Betrachter verblendet war? Wie eine Elster, die etwas Glänzendes sah, und es haben wollte, jedoch nicht bemerkte, das der Klunker im wahrsten Sinne des Wortes für nichts zu gebrauchen war, außer ... um es anzusehen.

Hatte er sich so ein ... Schmuckstück ins Haus geholt?

War das der Hintergrund, weshalb keiner seiner Freunde so wahrlich mit Jessica gern zu tun hatte?

Weil sie im Grunde nichts zu bieten hatte, außer ... ihr Aussehen?

Mit der Zeit sah man klarer.

War es jetzt so weit?

War die Brille ein wenig verrutscht?

War sie ... schon immer so egozentrisch gewesen?

Er sah auf die Schachtel mit der Schokolade. Sollte er sich dafür auch persönlich bei ... Doreen bedanken? Oder reichte, dass Nicolas es ausrichten würde? Schließlich hatte sie ja in einfachen Worten den Kleinen als ... Boten genutzt. Somit sollte es doch auch reichen, wenn er es übernehmen würde.

Weshalb hatte er dennoch den Drang, für diese kleine Geste seinen Dank ausdrücken zu wollen?

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now