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»Wir haben uns diese Nacht abgewechselt.« Dag gähnte und streckte sich auf Vincents Couchgarnitur.»Und heut morgen macht der ein Pennerchen, als wäre nichts gewesen.«

»Ist bestimmt übermüdet gewesen, wenn er euch fast die komplette Nacht wach gehalten hat.«

»Ja. Aber warum schläft der danach seelenruhig und nicht nachts?«

Vincent zuckte mit den Schultern. »Kein'n Plan Diggah. Ich hab' kein Kind.«

»Becky hängt jetzt beim Arzt mit ihm. Sie hat Angst, er könnte Schmerzen haben.« , gab er an. »Haben uns in so Eltern-Foren versucht schlauzumachen. Da war viel von Koliken die Rede. Levi hat auch die ganze Zeit die Beine angezogen.«

»Könnte sein.« , antwortete Vincent, ohne tatsächlich Kenntnis darüber zu haben.

»Aber hey, ich bin so vernarrt in ihn. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Das ist meiner. Das ist mein Baby. Mein Sohn.« , sprach er überschwänglich. »Letztens meinten so Leute, er würde aussehen, wie der Herr Papa.« Dag schlug sich auf die Brust. »Das hat so gutgetan.«

»Finde ich gut. Es freut mich, weil ich ja weiß, wie sehr ihr euch das immer gewünscht habt.«

»Wenn ich jetzt schon daran denke, ihm irgendwann Gitarre Spielen beizubringen. Oder mit ihm am Klavier zu sitzen. Das wird ... wow.«

»Und wenn er kein Interesse hat, was Musik betrifft?«

»Nicht schlimm. Dann halt Parkour, oder ... ich weiß nicht. Er soll Tun und Lassen, was er für richtig hält. Ich wäre nur gern ... Teil irgendwie davon. Verstehst du?«

»Klar. Und da ich dich jetzt schon paar mal als Papa in Aktion angetroffen habe, kann ich dir sagen, dass du ein wichtiger Teil seines Lebens sein wirst.«

Dag lächelte. »Becky macht das so toll. Sie ist ... geboren, um eine Mutter zu sein. Ich liebe sie. Das hat sich nie geändert. Aber ... sie mit Levi zusammen zu sehen, wie sie in dieser Rolle aufgeht, ich sage dir Brüderchen, ich habe mich umso mehr in sie verliebt.«

Vincent lächelte zurück und rutschte anschließend ein wenig tiefer, bevor er sprach und auch seine Mimik sich aufs Neue veränderte. »Ich versuche neuerdings alles ... negative von mir wegzuschieben. Auszublenden ... irgendwie. Es ... na ja ... es klappt auf irgendeine Art und Weise, aber ... das Ergebnis klappt nicht.«

»Was meinst du damit?«

»Mir fehlt etwas. Also, ich glaube, dass es das ist. Aber ... ich weiß nicht was. Das Negative wird ausgeblendet und dennoch, ... ich bin nicht ...« Er atmete tief ein und aus. »... ich fühle mich nicht ... ich weiß nicht, warum ich auf einmal so bin.« , jonglierte er mit den Worten herum. »Ich ... kennst du das, wenn du im falschen Bus sitzt und es dir erst nach ein paar Stationen bewusst wird? So ein ähnliches Gefühl habe ich. Nur das ich nicht weiß, wohin ich eigentlich wollte.«

»Du meinst, der richtige Weg bleibt ... schleierhaft und den Weg zurück, findest du nicht?!«

Vincent nickte. »So könnte man es beschreiben.«

»Und ... du ... sitzt noch im Bus?!«

»Denke?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab' kein'n Plan.«

»Dann steig' aus.«

»Und ... wohin?«

»Besser als am Ende da herauszukommen, wo man nie hinwollte.«

»Aber ich weiß ja nicht, wo ich sonst hin will.«

»Dann ist Aussteigen mehr als angebracht.« , sprach Dag. »Du solltest dir vielleicht erstmal das Ziel irgendwie vor Augen führen.«

»Mich kotzt es einfach an. Ich weiß nicht, wieso es auf einmal so ist.«

»Na ja ich denke mal, jeder hat manchmal das Gefühl ... im falschen Bus zu sitzen. Bei manchen ist es nur ... eine falsche Wahrnehmung. Und bei anderen wiederum ... stimmt es.«

»Und was ist bei mir der Fall?«

Dag verzog ein wenig das Gesicht. »Ich ... ich weiß es nicht. Du weißt, wie ich zu deiner ... Begleitperson im Bus stehe. Falls sie jetzt nicht den Bus symbolisieren sollte. Weil dann ...«

»Fahr' einfach fort.« , unterbrach Vincent ihn.

»Meine persönliche Meinung ist, das die ... die Reise mit ihr, dich ... an gar kein Ziel bringen wird.« , startete er. »Aaaaber ... ich kann mich auch irren. Du bist zwar mein bester Freund, aber ... ich bin nicht du. Im Endeffekt musst du mit ihr harmonieren.«

»Es hat auch ... irgendwie ... harmoniert. Ich weiß auch nicht, wieso ... ob's an dem ganzen Drumherum liegt, oder ob ... ich ...«

»Deswegen sage ich ja ... aussteigen. Damit meine ich ja nicht, dass du deine Beziehung begraben sollst. Lediglich ... die Gegend checken.«

»Du meinst ... andere Frauen treffen?«

»So hab' ich das jetzt nicht gemeint, aber ... blick' dich mal um. Mach' dir ein Bild von der Gegend, wo du dich gerade befindest. Womöglich wird dir dann klar, in welche Richtung du weiter tuckern solltest.«

»Vielleicht hast du Recht.«

»Wäre ein Ansatz.«

»Momentan ist Jessi eh beruflich total eingespannt. Sie bekommt nicht mit, wenn ich ... das Miteinander ein wenig ... schleifen lasse, und mir ein Bild von der Gegend mache.«

»Genau. Und so erkennst du eventuell auch, was möglicherweise fehlt.«

Es klingelte und beide sahen zeitgleich hin, ehe Vincent aufstand. »Komme sofort wieder.« Irgendwie war er zuversichtlicher nach dem Gespräch mit Dag. Er hatte unter Umständen tatsächlich Recht, das er sich einfach verfahren hatte. Mit null Plan, wohin es überhaupt gehen sollte. Es klingelte ein weiteres Mal und er öffnete die Türe ... um in Nicolas' lächelndes Gesicht zu sehen. »Hallo.«

»Ehm ... hey.«

Er hielt seinen Basketball präsentierend hin. »Hast du Lust mit mir zu spielen?«

»Weißt du Nicolas, momentan ist ... also ich hab' Besuch.«

»Deine Freundin?«

»Nein. Mein ...«

»Hey. Wen haben wir denn da?« Dag kam eilig an die Türe und betrachtete den blonden Jungen.

»Ich bin Nicolas. Ich wohne da.« Er zeigte auf seine Bleibe.

»Ah. Der ... kleine Nachbar.« , kommentierte Dag und streckte ihm seine Hand hin. »Ich bin Dag.«

»Hallo.«

»Was wolltest du denn?«

»Ich hab' ihm gerade ...« , begann Vincent, aber wurde unterbrochen.

»Vincent spielt manchmal mit mir.« Er zeigte seinen Ball. »Ich wollt' wissen, ob er jetzt auch kann.«

»Ich wollt' ihm gerade sagen, dass ich keine ...«

»Hey. Ich hab' Bock zu spielen.« Dag lächelte Nicolas an und stupste seinen Besten seitlich die in die Rippen. »Na komm schon Vinne. Ein paar Körbe werfen.«

»Okay.« Er gab sich geschlagen. Zwei gegen einen. Apropos. »Wie wollt ihr spielen? Wir sind drei.«

»Nicolas und ich gegen dich.« Dag grinste ihn an.

»Ich ... ich will aber in Vincents Team.« Der Kleine ging ein paar Schritte näher zu dem Größten.

»Okay. Dann ihr zwei gegen mich.« Dag performte eine Bodybuilder-Pose und schielte dabei. »Gegen mich habt ihr keine Chance.« Er gab zusätzlich ein gespieltes Schurken-Lachen von sich.

Nicolas lachte und nahm unerwartet Vincents Hand. »Komm. Das schaffen wir.«

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now