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»... hast du Bock auf ein Spiel?« , fragte ein gelockter Junge mit vielen Sommersprossen im Gesicht.

Nicolas, der gerade nach Hause gehen wollte, blieb stehen. »Was für ein Spiel?«

»Warte.« , sprach der andere mit weißblondem fast schulterlangem Haar und viel zu großen Zähnen, als hätte er sich Kaugummis als Attrappe hineingesteckt. »Wohnst du hier?« Er zeigte auf das Anwesen.

Er nickte. »Ja.«

»Ist jemand zu Hause?« 

»Meine Mutter.«

Die drei Jungs vor ihm tuschelten, bis der Erste sein Wort wieder an Nicolas richtete. »Willst du jetzt ein Spiel spielen?«

»Was denn für ein Spiel?«

»Hast du ein Handy mit?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich darf noch keins haben.«

Die zwei anderen Jungs lachten laut, bevor der Gelockte an beiden zog, damit sie leiser sein sollten. »Okay. Aber können wir nachschauen?«

»Wo?«

»In deinem Rucksack, du Idiot.«

»Was nachschauen?«

»Bist du blöd?« , gab der vorher Ruhige mit den bräunlich zu viel gegelten Haaren an. »Wir wollen gucken, ob du ein Handy bei hast.«

»Ich hab' kein Handy.«

Der Blonde versuchte Nicolas den Rucksack vom Rücken zu reißen, worauf der zu Boden fiel. »Au. Was soll das?« Mit Tränen in den Augen blickte er zu seinem Haus und hoffte, seine Mutter würde nach ihm sehen.

Der mit Sommersprossen übersäte bückte sich zu ihm runter. »Sei gefälligst leise.« , sagte er und versuchte, nun ebenso ihm den Rucksack abzunehmen.

Nicolas hielt ihn jedoch krampfhaft fest, woraufhin ihm der Junge mit der Faust ins Gesicht schlug.

»Hey.« , erklang Vincents Stimme, der sofort angerannt kam. »Finger weg.«

»Schnell weg hier.« Die drei Jungs rannten los, wobei der Blonde und der Sommersprossige sich irgendwie gegenseitig unbeabsichtigt ein Bein stellten und arg hinflogen, ehe sie schnellstens wieder aufsprangen und davoneilten.

Vincent hatte den Drang, ihnen nachzurennen, doch bemerkte dann die blutende Nase von Nicolas, der weiterhin auf dem Boden saß und weinte. Er ging augenblicklich in die Hocke. »Hey sie sind weg.« Er suchte in seinen Hosentaschen nach irgendwas, was er ihm hätte geben können, um ihm das Blut abzuwischen, doch fand nichts, weshalb er ihm auf die Beine half. »Komm. Ich bring' dich nach Hause.«

»Nein.« Nicolas riss sich los und heulte noch mehr.

»Was? Wieso?«

»Meine Mama darf mich so nicht sehen. Sonst weint sie.«

Vincent blickte auf den Jungen ... hin zu seinem eigenen Haus. »Dann ... komm' mit zu mir. Wir machen dich sauber, und ... seh'n danach weiter.«

Nicolas schniefte und hielt seine Hand auf die blutende Stelle. Vincent nahm den Rucksack und legte seine andere ein wenig schützend über des Kleinen Schulter, bevor er ihn in sein Heim führte.

Das Blut tropfte auf den Boden. Den ganzen Weg bis in sein Badezimmer. Den Rucksack hatte er bereits im Flur liegenlassen und positionierte Nicolas vors Waschbecken. Er hielt den Kopf gesenkt und beobachtete mit nassen Augen die roten Tropfen, die auf das Keramik herabfielen.

Vincent legte ihm einen kalten Lappen in den Nacken. »Kanntest du die drei Jungs?«

»Nein.«

»Hast du die denn schonmal gesehen, und weißt, wo die wohnen?«

»Nein.«

Vincent rieb kurz über Nicolas' Rücken, als er die Tränen bemerkte, die nun ebenfalls ins Waschbecken kullerten. »Hey, du wirst seh'n. Die Jungs werden sich nicht mehr trauen, hier anzutanzen. Du musst also nicht weinen.«

Er schniefte. »Mama weint immer, wenn ich weine. Und ich muss weinen, weil das wehtut. Aber sie weiß nicht das ich weiß, das sie weint und deswegen will ich hier wein'n.« , gab er als Erklärung ab.

Vincent tat es weh, weil allein die Stimmlage von ihm zeigte, wie stark Nicolas dennoch sein wollte. Weshalb er demzufolge auch schnell ein wenig umschwenkte. »Ich glaub' nicht, das sie gebrochen ist, aber ... vielleicht sollte deine Mama doch besser mit dir zum Arzt gehen.«

»Nein.« Er vergoss nun noch mehr Tränchen. »Die soll das nicht wissen.«

»Okay. Okay. Okay.« , sprach er. »Ich ... ich lass' mir was einfallen.« Er sagte es zwar, aber beim besten Willen wollte ihm nichts in den Sinn kommen, wie er das der Mutter des Jungen verheimlichen könne. Zudem fand er tatsächlich, dass dennoch ein Arzt sich das Stupsnäschen ansehen sollte. So feste hatte er jetzt auch nicht zugeschlagen und die Blutung hörte so langsam aber sicher auf, unabhängig davon empfand Vincent es doch als richtig, eine ärztliche Meinung einzuholen.

Er befeuchtete einen Lappen und säuberte mit Sorgfalt Nicolas' Nase und das nähere Umfeld, als er ihn danach auf seinen Toilettendeckel einen Platz angeboten hatte.

Auch die Tränen wischte er ihm vorsichtig weg.

Irgendwie lockte er dem Jungen damit ein Lächeln ins Gesicht. »Danke Vincent.« , sagte er schon fast flüsternd.

»Gerne doch.« , antwortete er. »Hör zu.« Er versuchte es nun auf eine etwas andere Art dem Jungen plausibel zu machen, das man das, was geschehen war, nicht totschweigen konnte. »Mamas sind ... die haben so eine Superkraft. Die wissen, wenn man denen etwas verheimlicht.«

»Meine Mama weiß immer, wenn ich das Gemüse im Tuch verstecke.«

»Na siehst du. Dann weißt du ja, was ich meine.« , sagte er. »Ich finde es also besser, wenn sie erfährt, was geschehen ist.«

»Aber das macht sie dann traurig.«

»Es wird sie trauriger machen, wenn sie weiß, das du ihr so etwas nicht sagen möchtest.«

»Kommst du mit?«

»Zu dir?« Er hatte eh vorgehabt Nicolas bis zu seiner Haustüre zu bringen und nickte bereits, ehe der Kleine antworten konnte. Er untersuchte nochmal sein Gesicht nach Blutresten und half ihm anschließend auf die Beine. »Na komm. Ich bringe dich jetzt zu deiner Mutter.«

Der blonde Junge hielt seine Hand hin und wartete, dass Vincent diese in seine nahm.

Dann gingen beide los.

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now