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Vincent versuchte, Jessica telefonisch zu erreichen, denn in ihrer Wohnung war sie nicht.

Erst hatte er Dag nach Hause gefahren und nun war er selbst wieder auf dem Weg zu seiner Karre, nachdem keiner aufgemacht hatte und sie auch nicht an ihr Handy gegangen war.

Toll. Super Aussichten, wenn sie so eingeschnappt war.

Gerade, als er sich in den Wagen setzte, erklang sein Klingelton und er fischte sein Handy heraus.

Jessicas Bild mit Kussmund, sowie ihr eingespeicherter Name, den sie selbst mal eingetippt hatte ❤ Schönste ❤, war zu sehen.

»Hey, wo bist du?« Mit den Worten nahm Vincent den Anruf entgegen. »Ich bin bei dir, aber du scheinst wohl nicht da zu sein.«

»Nein. Bin ich auch nicht.«

»Wann ... kommst du denn? Oder wo bist du?«

»Nicht da.« Sie kicherte am Ende, und er hörte Leute reden.

»Wo bist du Jessi?«

»Sagen wir ... Sylt. Im Grunde ist es ja egal, wo ich bin.«

»Was?«

»Das war spontan.«

»Ja. Mehr als spontan. Ich wollte gestern ja noch zu dir kommen.«

»Warst du anscheinend nicht.«

»Nein. Ich ... es hat länger gedauert.«

»Aha.« Es schien sie wahrlich nicht zu interessieren.

»Jessi, wir müssen dringend reden. Wir ...«

»Ach müssen wir das?« Sie lachte erneut, als jemand etwas sagte. War das nicht ... Alex?

Er verwarf seine Gedanken dazu. Es gab Wichtigeres. »Ja. Sogar dringend. Du ... du meintest gestern, du willst eine Pause, und ...«

»Und?«

»Na ja ... wie ... wie interpretierst du die? Wie soll es weitergeh'n, und ...«

»Wir haben keine Pause Vincent.«

»Nicht? Aber ...«

»Es ist vorbei.« , unterbrach sie ihn abermals.

»Vorbei, vorbei?«

»Ja. Vorbei.«

»Keine Pause?«

»Benötigst du es schriftlich?«

»Nein, nein. Ich ... ich wollt' nur sichergehen, das ich es richtig verstanden habe.« , sagte er. »Also wir beide ... sind getrennt? Nicht mehr ... zusammen?«

»Ja. Bis du mal wieder normal tickst, und mich an oberste Stelle stellst. Du sollst lernen, wer hier wichtiger ist. Ich oder irgendein Kind.«

»Was?«

»Du hast mich schon verstanden. Du bekommst mich erst wieder, wenn du dich anstrengst und mir beweist, dass nur ich oben stehe und kein nerviges Balg.«

»Was?« , wiederholte er.

»Gott. Bist du so alt, dass du neuerdings ein Hörgerät benötigst?« Er konnte es bildlich vor sich sehen, wie sie momentan mit den Augen rollte. »Beweis' mir, wie wichtig ich dir bin, dann komme ich wieder.«

»Warte. Du meinst, wenn ich mich anstrenge, beleben wir unsere Beziehung und ansonsten ... sind wir fortan getrennte Menschen?!«

»Bravo Vincent. Also lass dir was einfallen.«

»Keine Sorge, das werde ich machen.« , sagte er und legte geschwind auf. Er hatte sich nicht mal verabschiedet.

Er konnte es nicht glauben. Er hatte es geschafft. Er war ... frei. Und konnte Tun und Lassen, was er wollte.

Vincent merkte regelrecht, wie Ballast von ihm abfiel, den er die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte. Und dabei hätte er das doch schon viel früher haben können. Jetzt nahm er das erste Mal so richtig zur Kenntnis, das seine Beziehung es war, die ihn die ganze Zeit über deprimiert hatte.

Er fühlte sich so ... befreit.

Das Lächeln setzte automatisch ein.

Sofort wählte er Dags Nummer und fuhr los, nachdem er die Freisprechfunktion ausgewählt hatte.

»Was's los?« , erklang des Lockenkopfs Stimme.

»Ich bin Single.«

»Du bist ... sie hat Schluss gemacht?«

»Ja. Kann man so sagen. Es ist keine Pause. Sie meinte lediglich, ich könne sie wiederhaben, wenn ich mich anstrenge und ihr beweise, dass sie die Nummer eins ist bla bla bla.«

»Was du nicht tun wirst?«

»Nein. Ich will ... schau'n, was das gestern da ... genau war. Das ist mein einziger Fokus momentan.«

»Okay. Das ist ... das ist gut. Also ehrlich Diggah, ich weiß nicht, was dich geritten hat, das du ... okay, wahrscheinlich hat Jessica dich geritten, aber ... mir war nie klar, was dir an ihr gefallen hat.«

»Ich bin mir da selber nicht so sicher, aber ... hey, ich bin frei. Ich kann ab jetzt machen, was ich will.«

»Ja, aber das heißt nicht, dass deine Nachbarin dich auch besser kennenlernen will. Das solltest du dennoch im Hinterstübchen vermerken.«

»Ja. Ich weiß. Dessen bin ich mir bewusst.«

»Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen.«

»Danke.«

»Ich dir auch.« , erklang Rebeccas Stimme im Hintergrund.

»Danke Danke.« , sprach er. Vincent war sich darüber im Klaren, dass Dags Frau unterrichtet wurde, denn er hatte ihn vorher gefragt, ob es ihm Recht wär', da er mit ihr bereits über die Nachbarin und die Blicke, die er ihr zuwarf, gesprochen hatte. »Wie denkt ihr, sollte ich ... nun ... am besten beginnen?«

»Begonnen hast du ja quasi schon.« , antwortete Rebecca. »Du warst nur eventuell zu vorschnell. Mach' ihr klar, das ihr das ... langsam angehen würdet. Besser kennenlernen et cetera pp. Und halte dich dann auch daran.«

Er nickte, obwohl sie das nicht sehen konnte. »Ja okay.«

»Du musst auf jeden Fall ehrlich sein. Zu ihr ... und zu dir selbst.«

»Ich will sie kennenlern'n. Zeit mit ihr verbringen, und ... schau'n.«

»Dann sag es ihr auch genauso. Sie ist eine Mutter Vincent und ich denke nicht, das sie ... Spielchen oder so gebrauchen kann.«

»Ich will nicht spielen.«

»Das habe ich nicht gemeint. Wenn du merkst, es ist nicht das, was ... richtig für dich ist, dann ... sag' es. Du ... du bist gerade Minuten aus einer Beziehung heraus gehüpft, also ... mach langsam. Schwing dich nicht direkt auf den nächsten Ast Tarzan.«

»Nein. Keine Sorge. Ich werd' mir den Ast genau ansehen, bevor ich ... draufschwinge.«

»Und pass auf, das es nicht wieder ... 'ne falsche Schlange ist, die du mit einem Ast verwechselt hast. Was ich eigentlich bei ihr nicht glaube. Aber trotzdem ...« , sagte Dag. »So etwas hält doch nicht und im Endeffekt frisst sie dich mit Haut und Haaren.«

»Ja ich hab's verstanden. Können wir die Metaphern jetzt sein lassen?!«

»Wir drücken dir auf jeden Fall die Daumen. Wird schon schief geh'n.«

»Ja danke. Wir seh'n uns.« Vincent legte auf und zermarterte sich das Hirn, wie er das Gespräch mit Doreen am besten starten sollte.

Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht alleinWhere stories live. Discover now