»... nein, ich habe gerade auf die Straße geguckt. Er ist nicht hier Karina.« Nervös lief Doreen auf und ab, während sie mit Devins Mutter telefonierte, die Nicolas vorhin hier abgesetzt hatte. »Ja, ich glaube dir ja, das er hier ausgestiegen ist, aber wieso hast du denn nicht gewartet, bis er ... ja okay, aber wenn Devin so dringend auf Toilette musste, hätte er auch bei uns gehen können.«
Es klingelte und sie rannte sofort hin, um den Eingang zu öffnen.
»Hallo Mama.« , lächelte Nicolas sie ein wenig unbeholfen an.
»Er ist da.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte sie auf, ging in die Hocke und umarmte ihr Kind erleichtert. »Wo warst du?«
»Bei mir.« , gab Vincent an.
Jetzt erst fiel ihr Blick auf den großen Kerl. »Wie bitte?«
»Er ...« , begann er und wurde unterbrochen.
»Da waren Jungs, die haben mich gehauen.« Er zeigte auf seine Nase und Doreen bemerkte jetzt erst, dass diese rötlich war und auch Blutreste zu erkennen waren. Erschrocken blickte sie ihn an und stand auf. »Vincent hat mir geholfen und mich sauber gemacht.« Nicolas zeigte nun sein T-Shirt. »Aber da ist noch Blut dran.«
»Oh mein Gott. Wo ... wo sind diese Jungs?«
»Sie sind abgehauen.« , sprach nun Vincent.
»Ich ... ich werd' gucken, dass wir das anders regeln, so dass du ... bis zur Türe gebracht wirst, oder ... ich hol' dich mit dem Bus ab, oder ...« Sie überlegte, was sie tun könnte, das so etwas nicht nochmal geschehen konnte. Ihren Wagen hatte sie vor Kurzem verkauft, um noch einige Möbel selber zahlen zu können, weil sie nicht von Karsten abhängig sein wollte. Jetzt bereute sie es jedoch.
»Kann ich das ausziehen?« Nicolas zeigte auf sein Shirt.
»Natürlich Schatz. Leg's aber nicht in die Wäsche, ich muss das Blut erst ... rauswaschen.«
Entgegen den Erwartungen sah sie, wie ihr Sohn den Nachbarn feste umarmte. »Danke Vincent.«
»Hey, du hast dich schon bedankt.« , meinte er und lächelte.
Nicolas nahm seinen Rucksack und ging an seiner Mutter vorbei, die ihm kurzzeitig nachsah, ehe sie sich umdrehte und dem großen Kerl ins Gesicht blickte. »Ich ... ich danke Ihnen ebenfalls, das Sie meinem Sohn ... geholfen haben, Herr ... Stein.«
»Ich hab' das Blut Ihres Sohnes derzeit auf meinem Boden zu Hause. Ich denke, Sie können mich ab jetzt duzen.« , gab er freundlich an und reichte ihr die Hand. Wobei er bemerkte, dass man auch noch dort getrocknete Blutstropfen sichtbar erkennen konnte. »Und am Daumen.« , sagte er beiläufig. »Ich bin ... Vincent.«
Sie musste kurz lachen und schaute dann doch ein wenig neben der Rolle stehend hin, ehe sie ihre zierliche Hand ebenso ausstreckte. »Doreen.«
»Freut mich.«
Sie lächelte ihn an und bemerkte, dass ihre Hand seine ein wenig zu lang schüttelte, weshalb sie diese zaghaft zurückzog und ihn unsicher anblickte. »Ehm ... ich sollte mich auch generell noch bedanken.« , startete sie. »Letztens als Sie ... ehm ... du ... also, als du mit ihm gespielt hast, war er ... Nicolas war wie ausgewechselt. Ich ... ich habe ihn echt schon lange nicht mehr so ... froh gesehen.«
Vincent musste an den Satz denken, welcher der Kleine eben an ihn gerichtet hatte. Weinte sie wirklich viel wegen ihres Sohnes? Er sah in ihre grünen Augen. Es war eine wahrlich schöne Farbe, und weil sie zusätzlich so dunkle Wimpern besaß, kamen diese echt gut zur Geltung. »Das haben wir gerne gemacht. Also mein bester Freund war auch dabei. Und ... es war echt lustig.« , sprach er, nachdem er bemerkt hatte, dass er sie tatsächlich lange angesehen haben musste, ohne irgendwie auf ihre Worte reagiert zu haben.
»Wie gesagt. Dankeschön.«
Er lächelte sie an und nickte. »Wenn es dir nichts ausmacht kann ich das gerne ab und zu mit ihm ... machen. Also irgendwas spielen. Wir würden das hier vorne machen, wo man uns sehen kann.« Er zeigte auf seine Einfahrt.
»Also ich hätte zumindest nicht mehr etwas dagegen einzuwenden.« , antwortete sie.
»Gut. Okay. Dann ...« Er nickte abermals und ging einen Schritt zurück, als ihm noch etwas einfiel. »Ich kann auch gern gelegentlich ein Auge draufhalten, wenn Nicolas frei hat. Also das keiner ihn mehr ... abpasst oder so.«
»Das wäre wirklich lieb von Ihnen ... dir.«
»Das mache ich gerne.«
Sie lächelte ihn weiterhin an. Irgendwie wusste Doreen nicht, wie sie sich sonst momentan verhalten sollte. Das ganze Szenario in diesem Augenblick war etwas surreal.
Als hätte sie sich irgendwas zusammenfantasiert.
Er sah ja doch ... recht ansprechend aus ... wenn die Grimmigkeit mal ... nicht vorhanden war.
»Mama.« , erklang Nicolas' Stimme.
»Ja, ich komme.« Sie blickte wiederkehrend auf Vincent. »Danke nochmal.«
»Gerne. Ich ... wünsche euch noch ... einen schönen Resttag.«
»Danke. Ihnen ... dir auch.« Sie schloss langsam ihre Türe.
Wieso war sie in diesen Minuten so ... nervös?
Doreen merkte regelrecht, wie ihr Herz aufgrund einer Gemütsbewegung pochte. Lag es daran, dass sie nicht erwartet hatte, wie ... fürsorglich der Grummel-Affe von nebenan doch sein konnte? Aber hätte ihr das nicht auch klar sein müssen. Er hatte schließlich jetzt bereits öfters mit Nicolas gespielt.
»Mama. Können wir jetzt Essen bestellen?« , rief ihr Sohn von oben.
»Ja. Natürlich.« , sagte sie und dachte an das Essen welches auf dem Herd stand. Eigentlich gab sie nicht schnell klein bei, aber nachdem was Nicolas heute hinter sich hatte, wollte sie ihm diese Bitte nicht abschlagen.
»Ich bekomm' eine Pizza ohne Belag. Du kannst den Rand haben.«
»Ui, da freu' ich mich aber.« , sprach sie und ging nach oben. »Erzähl' mir doch aber erst einmal, was genau vorhin vorgefallen ist. Kennst du diese Jungs? Weißt du, wo die wohnen? Hast du ...?«
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Du fühlst dich lonely, doch du bist nicht allein
FanfictionVincent ist im Grunde zufrieden mit seinem Job, seinem Haus und seiner Model-Freundin Jessica. Doch alles ändert sich schlagartig, als die alleinerziehende Doreen samt ihrem Sohnemann Nicolas ins Haus nebenan einzieht. Irgendetwas an ihr bringt Vin...