73. Drew

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Für einen kurzen Moment scheint die Welt still zu stehen, während Everly und ich schweigend den Ausblick über die gesamte Stadt genießen und nichts zuhören ist, außer unsere schweren Atemzüge und das Zwitschern der Vögel. Wir haben beinahe zwei weitere Stunden gebraucht, die wir mit erzwungenem Smalltalk oder schweigendem Zuhören der Ascending angels verbracht haben, während wir versucht haben, das Thema zu vermeiden, dass uns beiden auf der Seele brennt.

Ich beobachte Everly, die ein Stück weiter nach vorne getreten ist und den Kopf in den Nacken gelegt hat, um die strahlende Sonne zu genießen, die für den März schon ziemlich stark ist. So wie sie dasteht, strahlt sie so viel Ruhe und Zufriedenheit aus, dass ich mich davon anstecken lasse und merke, wie ich mich selbst immer mehr entspanne. Die Aussprache zwischen uns ist unvermeidbar, doch ich hoffe, dass wir es schaffen, ohne uns noch mehr zu verletzten. Denn davor habe ich eine Heidenangst, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich es noch einmal schaffe, die Einzelteile meines Herzens in die Everly es zerschmettert hat, erneut zusammenzukleben.

Ich werfe einen schnellen Blick auf mein Handy und sehe, dass ich eine Nachricht von Chloe habe, die mich fragt, wie mir der Ausblick gefällt. Ich beschließe es erstmal zu ignorieren und sie heute Abend anzurufen, weil ich nicht weiß, wie ich ihr mein Zusammenstoßen mit Everly erklären soll. Denn auch wenn sie mir mehrfach versichert hat, dass es für sie wirklich nur um Sex geht und sie kein Problem mit meinen Gefühlen für Everly hat, ist es etwas, was gegen meine bisherigen Ansichten verstößt. Man hat nicht nachts Sex mit einer Frau und denkt tagsüber an eine andere. Es fühlt sich wie betrügen an, auch wenn Chloe und ich nicht zusammen sind und es auch nie sein werden.

„Alles in Ordnung?", Everlys Stimme klingt behutsam, so als würde sie darüber nachdenken, ob diese Frage zu weit geht oder als wüsste sie nicht, was wir aktuell fragen dürfen.

„Ja. Es ist wunderschön hier. Und so leer. Ich dachte, dass an einem Wochenende hier mehr los sein müsste."

„Die meisten nutzen die Sonnenstrahlen für den ersten Strandbesuch aus und für Touris ist es noch zu früh.", meint sie und klingt darüber ziemlich froh. Kein Wunder. so einen tollen Ort würde ich auch nicht gerne mit einer Horde Fremder teilen wollen, auch wenn er ihr natürlich nicht gehört.

„Kommst du öfter hier her?"

„Im Sommer schon. Aber wenn, dann früh morgens oder spät am Abend, damit es nicht so voll ist. Und meistens bleiben wir nicht hier. Wir holen uns nur eine Portion des grandiosen Ausblicks ab, bevor wir zu anderen kleinen Stellen weiterziehen, die wir über die Jahre entdeckt haben. Dort ist man mehr unter sich und kann zum Beispiel auch grillen oder picknicken. Du musst im Sommer mal mitkommen. Also natürlich nur, wenn du möchtest.", schiebt sie eilig hinterher.

„Das wäre schön.", antworte ich leise, bevor wir uns einen unendlich langen Moment einfach nur ansehen und keiner so richtig zu wissen scheint, was er sagen soll.

„Wie wäre es, wenn wir uns hinsetzten, um zu reden?", schlage ich vor und deute auf eine kleine Bank unter einem Baum, bevor uns das Schweigen noch zu ersticken droht.

„Gute Idee.", meint Everly und legt ihre kleine Umhängetasche vor ihr in den Sand, bevor sich ihr Blick wieder auf mich richtet und sie nervös an ihrem Ring herumspielt.

Ihr Ehering, nur falls du das vergessen haben solltest, zischt mir meine innere Stimme hämisch ins Ohr, doch ich versuche sie auszublenden. Das hilft mir beziehungsweise uns wirklich nicht weiter.

„Es tut mir leid.", flüstert sie und wendet den Blick wieder von mir ab. Offenbar möchte oder kann sie mich nicht ansehen, während wir dieses Gespräch führen und ich bin froh, dass sie als erstes den Mut aufgebracht hat, etwas zu sagen, weil ich immer noch nicht weiß, wie ich dieses Chaos in mir in Worte fassen soll.

Two broken Souls - Finding Happiness AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt