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Kapitel 4* Apfel-Zimt Kuchen
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Ich lief den Waldweg entlang, der direkt gegenüber von unserem Haus war. Es roch nach Moos und Harz und die Bäume knackten leise vom Wind, der durch sie hindurch wehte. Nach zwanzig Minuten kam ich an einer Straße raus und sah mich um. Weit und breit keine Menschenseele. Ich entschloss mich dafür, nach links zu laufen. Nach weiteren zwanzig Minuten sah ich ein Haus. Irgendwie kam es mir bekannt vor. Ein zweites Haus kam zum Vorschein und ich erkannte, dass ich wieder bei mir Zuhause war. Der Weg ging also einmal im Kreis. Langsam lief ich an dem Haus unserer Nachbarn vorbei und sah es mir an. Eine große Treppe, mit Säulen an der Seite, führte zu einer großen weißen Tür. Von weitem sah es so aus, als wäre dort etwas hinein geritzt. An der Seite sah man einen Balkon, der genau gegenüber von meinem war. Ich war nun vor meinem Haus und sah es mir an. Es wirkte nicht so elegant und schön, da es nicht weiß war, wie das der Nachbarn. Eine kleine Holztreppe führte zu der dunkelbraunen Tür. Da neben war ein kleines Fenster, welches den Blick in das Zimmer meiner Mom frei ließ. Ebenfalls auf der anderen Seite der Tür ein in die Länge gezogenes Fenster, welches der Küche Licht gab. Ich öffnete die Tür und legte meinen Schlüssel auf den Schuhschrank. Meine Sneakers stellte ich unter die Treppe und lief hoch ins Bad. Dort ging ich erstmal duschen und lief mit einem Handtuch umwickelt in mein Zimmer. Ich sollte dringend meine Sachen auspacken, sonst durfte ich morgen, an meinem ersten Schultag, noch Sachen raussuchen und darauf hatte ich überhaupt gar keine Lust. Motiviert nahm ich meine Haussachen aus meiner Tasche und zog mich an. Danach schmiss ich alle Sachen auf mein Bett und fing an, alle einzusortieren. Ich stellte fest, dass ich ganz schön viele Sachen hatte und ich sie so klein zusammengefaltet hatte, dass alles in nur einen Koffer und eine Reisetasche passte. Überwiegend hatte ich lange Sachen, da es hier ja immer etwas kälter war. Ordentlich landete alles in der Kommode und ich ging nach unten.

»June, könntest du den Kuchen rüber bringen«, bat mich Oma und grinste hinterhältig.

»Mom hat wirklich einen gebacken?«, fragte ich genervt und sah dann den frischen Apfel-Zimt Kuchen auf der Küchenplatte.

»Ja und er riecht so lecker«, schwärmte Oma.

Ja, da hatte sie recht. Wie konnte man sowas leckeres nur den Nachbarn geben?

»Wie wäre es, wenn wir ihn selber essen?«, schlug ich vor.

»Nein Schatz, du wirst ihn jetzt schön rüber bringen.«

Und schon wurde ich mit dem Kuchen in den Händen aus der Tür geschoben.

Vorsichtig lief ich durch das quietschende Gartentor zur der schönen, weißen Haustür. Ich hatte recht, hier waren kleine Muster hinein geritzt. Blumen und Engelsflügel, wenn ich es richtig erkannte. Langsam folgte ich mit meinem Finger dem Muster, bis ich wieder zur Besinnung kam. Ich drückte auf die Klingel und wartete. Plötzlich ging die Tür auf. Irritiert sah ich mich um, entdeckte aber niemanden. Langsam öffnete ich die Tür und trat auf den weißen Boden, wo ich mich drin Spiegelte. Vor mir erstreckte sich ein heller, breiter Flur, mit einer großen Treppe. Rechts von mir sah ich eine Flügeltür aus Mahagoni Holz. Sie passte perfekt zu dem weiß dieses Flures. Mit offenem Mund drehte ich ich mich einmal im Kreis. Das Haus wirkte von Außen wesentlich kleiner als von Innen.

»Hallo?«, rief ich, doch nichts war zu hören, außer der leise Hall meiner Stimme.

»Wir haben einen Kuchen für sie gebacken«, versuchte ich es weiter, doch es kam keine Antwort. Zu gerne hätte ich mir das ganze Haus angeguckt und die Personen kennengelernt, die hier wohnten, doch ich stellte den Kuchen auf die erste Stufe der Treppe, darauf bedacht, ihn nicht auf den weißen, flauschigen Teppich fallen zu lassen und ging.

Mein Engel und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt