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Kapitel 5* Die Vorschule
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»Und? Wie findest du ihn?«, überhäufte mich Oma gleich nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Wie dunkel und klein unser Haus wirkte, im gegensatz zu dem der Nachbarn. Vielleicht hätte ich mal auf ihren Familiennamen achten sollen.

»Es war niemand da«, sagte ich und ließ mich auf die Couch plumpsen.

»Und wo ist der Kuchen?«, fragte sie verwundert und sah mich fragend an.

»Ich hab ihn auf die Treppe gestellt«, antwortete ich brav.

Oma stellte keine weiteren Fragen und setzte sich neben mich.

»Ach übrigens, deine Mutter hat deine Schulbücher heute abgeholt, da ihr ja der neue Arbeitsplatz gezeigt wurde«, erzählte Oma.

Deswegen hatte ich sie nur heute morgen gesehen. Ich freute mich ja schon so sehr auf die Schule. Am liebsten wäre ich in meinem Bett geblieben und hätte mir irgendwelche Filme angeguckt, als in die Schule zu gehen. Ich durfte dort auf keinen Fall auffallen und vorallem durfte ich Mom nicht über den Weg laufen. Leider arbeitete sie genau in meiner Schule als Schulpsychologin.

»Wo ist Mom eigentlich?«, fragte ich.

»Sie ist in einen kleinen Café in der Stadt.«

»Alleine?«, hakte ich nach.

»Nein, mit Steve«, gestand sie.

War ja klar, dass sie sich mit dem gleich treffen musste. Irgendwie konnte ich ihn nicht leiden, aber vielleicht musste ich ihn auch noch etwas besser kennenlernen.
Nach gefühlten zehn Stunden gab es Abendbrot und ich sagte allen gute Nacht, um dann ins Bett zu gehen. Natürlich schlief ich nicht gleich, sondern beobachtete die Silhouette meines Nachbarn, wie sie durch das Zimmer lief und anscheinend irgendetwas suchte. Wäre ich auf den Balkon gegangen, hätte ich die Person erkannt, doch ich war einfach zu faul um aufzustehen. Irgendwann fielen meine Augen müde zu und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Mein Wecker klingelte um fünf Uhr morgens. Müde stand ich auf und lief zu Lucas ins Zimmer. Ich musste ihn wecken, da er zu um sechs Uhr dreißig in die Vorschule musste und der Weg bis dahin dauerte so zwanzig Minuten.

»Ich will nicht in die Vorschule«, sagte er, als wir unten waren.

»Ich weiß mein Süßer, aber du wirst sicher Freunde finden«, sagte ich und wuschelte ihm durch seine hellbraunen Haare und stellte einen Becher Orangensaft vor ihn, den ich grade in der Küche aufgegossen hatte. Er würde in der Vorschule schneller Freunde finden als ich.

»Wo ist Oma?«, fragte er mich und sah durch seine großen grünen Augen.

»Oma ist im Café«, sagte ich.

Sie arbeitete dort, um etwas Geld zu verdienen und Opa war am Hafen.

Lucas nippte an seinem Saft und sagte nichts weiter.

Normalerweise war er wirklich sehr neugierig und hinterfragte immer alles.

»Okay«, sagte er und biss von seinem Toast ab.

»Machst du dich bitte fertig, wenn du aufgegessen hast«, bat ich ihn und packte seinen Rucksack.

Er hüpfte vom Stuhl und trampelte die Treppe hoch. Ich folgte ihm und ging in mein Zimmer. Ein blick in meinen Schrank und ich war am verzweifeln. Was sollte ich nur anziehen? Am besten etwas, was am ersten Tag nicht ganz so auffiel. Ich kramte mir meine schwarze Jeans raus und einen alten, hellgrauen Pullover meiner Mom. Mein Dad hatte ihr den Pullover gekauft, als sie mit mir schwanger war und somit war er auch etwas zu weit. Meine hellbraunen Locken ließ ich über meine Schultern fallen, also eigentlich hatte ich keine richtigen Locken, sondern nur Wellen. Wahrscheinlich wäre ich mit richtigen noch verrückt geworden. Ich betonte meine blaugrünen Augen mit etwas Wimperntusche und schon war ich fertig.

»Lucas bist du soweit«, rief ich aus meinem Zimmer.

Die Zeit wurde immer knapper und ich hatte keine Lust, zu spät zu kommen. Meine Tür knarrte und grüne Augen sahen mich an.

»Ja«, nuschelte er.

Ich schnappte mir meinen Rucksack, nahm Lucas an die Hand und zog ihn die Treppe runter. Er zog sich seine Klettverschluss Schuhe an und nahm sich seine Regenjacke. Es war immer wieder schön, zu wissen, dass Sommer war und es ständig drohte, anzufangen zu regnen. Ich half ihm beim schließen seiner Jacke und zog meine Nikes an. Ich liebte meine ganzen Schuhe, da ich mit ihnen auch einfach mal so joggen gehen konnte. Lucas setzte seinen Rucksack auf und ich schob ihn aus der Tür. Vorher nahm ich meine Jacke vom Haken und schloss die Tür. Unterwegs zog ich mich richtig an und nahm Lucas an die Hand. Nun hieß es zwanzig Minuten laufen. Natürlich hätte Mom uns auch fahren können, aber sie war der Meinung, dass ich auch den Schulbus nutzen konnte und Lucas würde sie nur heute nicht fahren. Der kleine Junge trödelte vor sich hin und ich sah auf meine Handyuhr.

»Komm Lucas, wir sind schon viel zu spät dran.«

Das Einzigste wozu mein Handy hier nutzte, war die Uhr und die Kamera. Ich bekam nie eine Nachricht, da der Empfang einfach nur schlecht war, aber das war kein Wunder. Wir kamen doch noch pünktlich an und ich drückte Lucas einen Kuss auf den Kopf, um dann den ganzen Weg wieder zurück zu laufen.

Mein Engel und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt