Kapitel 37* Bild
____________________________________Ich lief grade aus dem Unterricht, als auf dem Gang getuschelt wurde. Mal sehen welches Gerücht jetzt wieder rum ging.
»Wie wärs mal mit ein bisschen mehr essen«, sagte jemand lachend.
Meinte der etwa grade mich? Stirnrunzelnd lief ich weiter. Manche lachten als ich an ihnen vorbei lief. Was war denn hier los?
»Ein Push-up könnte dir vielleicht helfen«, sagte jemand und zeigte auf seine Brust, sah dabei aber auf meine.
Jetzt war es eindeutig, dass er mich meinte. Ruckartig schlang ich meine Arme um meinen Körper und drückte meine Bücher an die Brust. Es traf mich schon, dass irgend so ein Typ mich einfach von der Seite dumm anmachte.
»Hey Fettwanst. Mach mal mehr Sport, dann müssen wir endlich deinen fetten Arsch nicht mehr ertragen«, lachte ein Mädchen.
Geschockt rannte ich fast durch die Gänge und bekam immer wieder Kommentare ab. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und meine Augen fingen an zu brennen. Warum beleidigten mich denn alle? Ich rannte in jemanden rein und sah nach oben. Den Tränen nahe sah ich in das belustigte Grinsen.
»Da rennt mir das fette Mädchen ja in die Arme«, sagte er.
»Verdammt, was ist euer Problem?«, fragte ich und mein Blick verschwamm immer mehr.
Er holte sein Handy raus und zeigte mir ein Bild. Geschockt entdeckte ich mich darauf, wie ich mich in Sport umzog. Das musste am Freitag gewesen sein, wo ich eine Freistunde hatte. Also war doch jemand dort. Auf dem Bild sah man mich in Unterwäsche und in großen Druckbuchstaben: Seht nur wie fett unsere June ist und was für kleine Brüste sie hat. Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und rannte Richtung Mädchentoiletten. Wer war so gemein und tat so etwas? Ich hatte mich doch mit niemanden angelegt, dass er mich jetzt so bloßstellen musste. Heiße Tränen rannen meine Wagen hinunter und als ich auf der Toilette ankam, schloss ich mich in eine Kabine ein. Ich klappte den Deckel der Toilette runter, ließ mich darauf fallen und fing noch doller an zu weinen. Ich fühlte mich schon nicht hübsch und dann macht jemand auch noch sowas. Mein Selbstbewusstsein sank immer mehr und ich kauerte mich auf die Toilette. Meine Knie an die Brust gezogen, weinte ich und sah immer wieder mich auf dem Bild. Die ganze Schule hatte mich jetzt wahrscheinlich schon in Unterwäsche gesehen. Meine Augen brannten und meine Wangen waren so nass, als hätte ich unter der Dusche gestanden. War ich denn wirklich so fett? Ich hörte die Tür knarren und hörte auf zu schlutzen. Niemand sollte mich so fertig sehen.###
Ich hatte sie gesehen, wie sie weinend durch den Gang rannte. Wahrscheinlich hatte sie lauter dumme Sprüche abbekommen. Ich lief nun den Gang entlang Richtung Mädchentoilette und öffnete die Tür. Leises schlutzen war zu hören, aber verstummte dann. Ich sah unten durch jeden Spalt, aber es waren keine Füße zu sehen. Zurück bei der ersten Tür klopfte ich an. Keine Reaktion. Ich wusste genau, dass sie dort drin war.
»Besetzt«, sagte dann eine leise Stimme.
»June mach auf«, sagte ich und lehnte mich an die Tür daneben.
»Geh weg Nathan«, zischte sie.
Na gut, wenn sie nicht die Tür auf machte und zu mir raus kam, musste ich wohl die Tür auf machen und zu ihr rein gehen. Man bekam die Schlösser locker mit einem Geldstück auf, weshalb ich jetzt etwas Geld aus meiner Hosentasche suchte. Ich nahm das Stück in die Finger und steckte es ins Schloss. Einmal gedreht und schon war die Tür offen. June bekam es gar nicht mit und kauerte, mit angewinkelten Knien und dem Kopf darauf, auf der Toilette. Ihre Haare fielen in ihr Gesicht und immer wieder schlutze sie leise. Mein Herz brach bei diesem Anblick. Ich löste ihre Hände von ihren Beinen und zog sie zu mir hoch. Endlich sah sie mich an. Ihre Wangen glänzten und ihre Wimperntusche war leicht verwischt und trotzdem war sie immer noch wunderschön. Ich legte meine Hände an ihre Wangen und wischte eine Träne weg, die grade nach unten lief.
»Was machst du hier?«, fragte sie und sah mich mit ihren glänzenden Augen an.
»Bist du auch hier, um mich fett zu nennen?«, sprach sie weiter.
»Nein, ich bin hier, um dir zu sagen, dass nichtd auf diesem Bild ansatzweise stimmt«, sagte ich.
Erneut sah sie mich an. Trauer und Dank zeigten ihre Augen. Ich konnte diesem Blick nicht widerstehen. Meine eine Hand wanderte zu ihrem Hals und ich beugte mich näher zu ihr. Kurz bevor ihre weichen Lippen auf meinen landeten stoppte ich.
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Mein Engel und Ich
Fantasy»Komm sags mir«, bettelte ich. »Ich bin sowas wie dein Schutzengel«, grummelte er. Ich prustete los und lachte Tränen. »Genau deswegen wollte ich es dir nicht sagen.« »Du verarschst mich doch«, sagte ich außeratem. »Oder?«, fragte ich jetzt doch er...