Kapitel 36

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(Smudos Sicht)

Was war denn nur mit Michi los? Seit dem wir uns am Bahnhof verabschiedet hatten, habe ich eigentlich gar nichts mehr von ihm gehört. Er schrieb mir zwar immer mal wieder, dass alles in Ordnung sei, aber ich wollte ihm das nicht glauben. Vermutlich hatte er auch immer nur dann geantwortet, wenn meine Nachrichten ihm auf die Nerven gingen.
Manchmal stand ich kurz davor nach Berlin zu fliegen um nach dem Rechten zu sehen, aber im nächsten Moment fragte ich mich auch, ob das wirklich so eine gute Idee wäre. Vielleicht waren meine Sorgen ja unberechtigt, aber als ich ihn an jenem Sonntag in Schwerin erlebte, bestätigte sich mein schlechtes Gefühl nur noch um so mehr.

Er sah so schlecht aus. Unausgeschlafen, abgemagert und sein Gesicht war eingefallen. War es wegen Hannah, oder war er einfach nur krank?
,,Ach, mach dir um den keine Sorgen. Du kennst ihn doch, Smudo.", sagte Thomas und klopfte mir auf die Schulter, als ich meinem besten Freund mit besorgtem Blick hinterher sah.
,,Ach Thomas...nachmal denke ich, ich weiß viel zu wenig über ihn.", antwortete ich und folgte Michi.

Unsere Zimmer waren alle auf der gleichen Etage und nach kurzem Nachfragen an der Rezeption wusste ich, dass Michi das Zimmer genau neben mir hatte.
Ich stieg in den Fahrstuhl und machte mich auf um zu schauen, wie es ihm ging.
Ein paar Minuten später klopfte ich an seine Tür. Keine Reaktion. Wieder klopfte ich. Diesmal etwas lauter.
,,Michi, ist alles in Ordnung bei dir?", rief ich. Immer noch Stille. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um. Es war Andy.
,,Mensch Smudo. Du brüllst hier das ganze Hotel zusammen. Lass ihn erstmal in Ruhe. Er schläft vermutlich. Komm wir wollen uns die Halle ansehen.",sagte er in ruhigem Ton.
,,Ohne ihn.", fragte ich und blickte zur Tür.
,,Ja, so gesehen haben wir ja keine andere Wahl. Hauptsache morgen ist er fit.", sagte er und schob mich zurück zum Fahrstuhl.

Wir fuhren also zur Halle in der wir morgen spielen würden. Viel Zeit verbrachten wir dort nicht und als wir fertig waren, sahen wir uns noch ein wenig in Schwerin um, suchten uns ein geöffnetes Café und genossen unseren Sonntag.

Abendbrot wollten wir im Hotel essen und so machten wir uns irgewann auf den Rückweg. Obwohl die anderen versuchten mich davon abzuhalten, wollte ich Michi bitten uns zu begleiten.
Mit den anderen im Rücken klopfte ich erneut an seine Tür.
,,Michi? Ähhm...wir wollen jetzt essen, kommst du mit?", fragte ich unsicher.
Nach kurzem Schweigen kam eine Antwort zurück.
,,Haut ab! Ich hab keinen Hunger!", rief er ohne die Tür zu öffnen, doch trotz des harten Tons lag was trauriges in seiner Stimme
,,Sicher?"
,,JA, SMUDO...ICH BIN MIR SICHER."
Jetzt war ich mir sicher, er weinte.
,,Ach komm, Smu. Das hat doch keinen Sinn.", sagte Thomas.
,,Und du, bekomm dich mal in den Griff...was auch immer dein Problem ist. Wir haben morgen ein Konzert.", rief er Michi durch die Tür zu.

Ich bekam heute fast keinen Bissen herunter, obwohl das Buffet hier echt köstlich war.
,,Alles in Ordnung bei dir? Und wo ist eigentlich Michi?", fragte mich Bär, unser Manager, der eben erst angereist war. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und er sah ganz besorgt aus.
,,Ich hoffe er kommt wieder in Ordnung. Willst du nicht nochmal mit ihm reden? Du bist doch immerhin sein bester Freund.", versuchte er mich zu ermutigen.
,,Er lässt ja niemanden an sich ran, aber ich kanns nochmal versuchen.", sagte ich unsicher, stand auf und verließ den Speisesaal.

Als ich vor Michis Zimmer ankam, hörte ich es diesmal ganz deutlich. Er weinte so wie ich es noch nie gehört hatte. Ich klopfte leise und es wurde still auf der andern Seite.
,,Michi, i-ist alle in Ordnung bei dir?", fragte ich ihn.
,,Ja, alles gut. Geh weg!", antwortete er und schluchzte.
,,Das glaub ich dir nicht. Lass mich bitte rein."
,,Hast du nicht verstanden? Du sollst abhauen."
,,Michael Beck! Du machst sofort diese Tür auf! Ich gehe nicht eher hier weg, bis ich weiß, was dein verdammtes Problem ist!", sagte ich sauer und fing an unablässig gegen die Tür zu klopfen.

Ewig kam keine Reaktion von ihm. ,,Du weißt schon, dass du gerade total nervst.", rief er mir irgendwann zu.
,,Mach die Tür auf und ich lass es.", gab ich zurück. Danach ging das Schweigen wieder los.

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