Kapitel 60

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(Zeitsprung - Michis Sicht)

Gut ein halbes Jahr ist vergangen nachdem ich aus dem Koma erwacht bin und seitdem ist viel passiert. 2 Wochen lag ich noch im Krankenhaus bis ich endlich entlassen wurde und mit meiner Reha an der Ostsee beginnen konnte.

Gut anderthalb Monate verbrachte ich im hohen Norden. 2 Wochen sogar mit Hannah doch die Ärzte und Betreuer meinten, dass das zu viel Ablenkung für mich sei und deshalb durften sie, Smudo und die anderen nur noch am Wochenende zu mir kommen, wenn keine Therapie anstand.

Zwischenzeitlich durfte ich auch nach Berlin reisen um an Hannahs Abschlussfeier an der Uni teilzunehmen. Ein bisschen blöd kam ich mir dabei ja doch vor. Nach schier unendlichen Diskussionen mit den Ärzten, die ich am Ende verloren hatte, musste ich mit einem Gehstock dorthin fahren und somit kam ich mir nicht mehr vor wie Hannahs Freund sondern eher wie ihr Opa. Zum Glück war an dem Abend niemand von der Presse da.

Zum Ende der Reha war bei mir eigentlich alles wieder wie vor dem Unfall. Ich konnte mich wieder problemlos bewegen und vor allem laufen, was mich natürlich mehr als freute, denn meine Tätigkeiten als Rapper und DJ wollte ich noch lange nicht an den Nagel hängen und auch den anderen 3 wollte ich das vorzeitige Ende nicht zumuten. Zur Not wäre ich mit einem Rollstuhl auf die Bühne gefahren, auch wenn der Vorschlag bei den anderen nicht ganz so gut ankam.

Nachdem ich aus der Reha wieder nach Berlin kam, begannen Hannah und ich auch gleich damit uns nach einer neuen gemeinsamen Wohnung für uns umzusehen. Ihre war definitiv zu klein und auch wenn meine eigentlich groß genug war, fehlte dort ein Zimmer für Erwin und somit blieb uns früher oder später nichts anderes übrig als umzuziehen.

Nach langem Suchen fand ich im Internet eine schöne Penthouse Wohnung, die sich ebenfalls hier in Friedrichshain befand. Hannah war erst wenig begeistert. Das ganze war ihr ein wenig zu luxuriös und sie wollte nicht, dass ich alles bezahlen musste, doch nach langem hin und her sah sie dann doch ein, dass es vermutlich das beste für uns alle sei.

Wenige Wochen vor der Geburt stand dann der Umzug an, bei dem uns unsere Freunde tatkräftig unterstützten. Thomas, Andy und Smudo hatten sich ohne unser Wissen sogar ein paar mal getroffen und bei Thomas auf dem Hof ein Kinderbett für Erwin zusammen gebastelt, worüber wir uns sehr gefreut haben. Es bestand aus schönem hellen Holz und auf die Stirnseite des Bettes haben sie mit dunkelblauer Farbe ein großes E geschrieben.
,,Wir hoffe mal, dass ihr bei eurer Entscheidung ihn Erwin zu nennen geblieben seid.", sagte Smudo lachend nachdem sie das Bett in unserem Schlafzimmer abgestellt hatten.

,,Keine Sorge, Smu. Davon weichen wir nicht mehr ab.", antwortete ich.

Wenige Wochen später war es dann endlich soweit. Hannah und ich saßen abends zusammen auf der Couch und schauten einen Film. Sie lag in meinen Armen und ich war kurz eingenickt, als sie sich plötzlich verkrampfte.
,,Was ist denn los?", fragte ich sie besorgt als mir kurz darauf ein Licht aufging. ,,Das Kind.", rief ich ohne ihre Antwort abzuwarten.
,,Bist du dir sicher?"
,,Ja...der erechnete Geburtstermin ist doch schon in ein paar Tagen. Schnell, wir müssen ins Krankenhaus. Du ziehst dir was über und ich pack dir deine Tasche zusammen.", wies ich sie an und war überrascht darüber, wie abgeklärt ich war, obwohl mir das Herz bis zum Halse schlug.

Wir fuhren also ins Krankenhaus und kurze Zeit später lag Hannah auch schon mit sämtlichen Überwachungsmaschinen verkabelt im Kreißsaal. Nach außen hin versuchte ich natürlich stark zu wirken, denn ich wollte Hannah ein Gefühl von Sicherheit geben, da es für sie die allererste Geburt war.
,,Michi, ich hab Angst.", sagte sie als die ersten Venen einsetzten.
,,Keine Sorge, mein Schatz. Die Leute hier wissen, was sie tun und ehe du dich versieht, halten wir unseren Sohn in den Armen.", versuchte ich sie zu beruhigen.

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