Kapitel 38

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Michi erzählte wenige Minuten später auch den anderen, was passiert war. Sie waren alle sichtlich entsetzt.
,,Man Michi...nach alle dem, was mit Uli passiert ist, hast du sowas echt nicht verdient.", meinte Thomas und legte seinen Arm tröstend um seine Schulter.
,,Oh Michi! Ich hoffe echt du findest noch die Richtige.", fügte Andy hinzu und sah in mitfühlend an.

,,Für mich war und ist sie die Richtige und das möchte ich ihr noch irgendwie beweisen, aber danke Leute...danke, dass ihr für mich da seid. Außerdem wollte ich mich nochmal für heute Vormittag und so entschuldigen. Ich war einfach mies drauf.", sagte Michi ein wenig niedergeschlagen und sah uns dabei alle an.
,,Das ist doch Ehrensache...und die Sache von vorhin ist schon vergessen.", rief Thomas in die Runde, worauf Andy und ich ihm nickend zustimmten. Auch auf Michis Lippen breitete sich nun ein schüchternes Lächeln aus.

Wir saßen noch eine Weile an unserem Tisch, doch als langsam alle müde wurden, machte sich jeder auf in sein Zimmer. Morgen würde die Tour los gehen und wir wollten alle so fit wie möglich sein, was uns wie wir am nächsten Tag glücklich feststellten, auch gelang.
Wir waren eigentlich alle gut drauf, nur Michi wirkte immer wieder abwesend und die anderen und ich mussten ihn oft aus seinen Träumereien reißen.
,,Sorry.", sagte er dann immer ganz geknickt und sah zu Boden.

Auch während des ersten Soundchecks war er kaum bei der Sache und in einer kurzen Pause nahm ich ihn mir zur Seite.
,,Mensch Michi, ich weiß dir geht's miserablel, aber du musst dich konzentrieren. Wir spielen ab heute fast jeden Tag in ausverkauft Hallen. Die Leute wollen was für ihr Geld sehen!", redete ich ruhig, aber bestimmt auf ihn ein.
,,Ich weiß, Smu. Tut mir leid. Ich geb mein bestes. ", sagte er und wirkte sehr enttäuscht von sich selbst.

Wenige Stunden später war es dann soweit. Die Schweriner Fans jubelten schon, während Thomas noch eine kurze Ansprache hielt. Danach rannten wir auch schon auf die Bühne. Das Publikum war außer sich und total gut drauf und trotz dessen, das Montag war, war der Saal brechend voll. Ich warf immer wieder Blicke hinüber zu Michi. Er wirkte sehr konzentriert und man sah ihm an, dass er absolut keinen Spaß hatte. Ab und zu vergaß er seinen Text, aber das überspielten wir gekonnt. Sowas passierte ja schließlich nicht zu ersten mal.

Nach 2 Stunden waren wir mit unserem Programm fertig. Wie immer verbeugten wir uns ein paar mal und bedankten uns beim Publikum. Danach ging es wieder in den Backstagebereich.

,,Das war ja alles schon schön und gut Leute, aber Michi, bei den nächsten Auftritten bist du bitte etwas mehr bei der Sache. Ich weiß, dir geht's nicht so gut, aber wir, oder besser gesagt ihr, habt einen Ruf, den ihr aufrecht erhalten müsst.", sagte Bär, der in unserer Garderobe wartete und klopfte Michi und uns anderen aufmunternd auf die Schulter.

,,Ja, geht klar.", antworte Michi und sah beschämt zu Boden.

(Zeitsprung)

Die Auftritte in den folgenden Wochen wurden von Mal zu Mal besser, was Michi betraf. Manchmal musste man ihn immer noch an seinen Einsatz erinnern, aber er fand wieder Spaß an all dem. Auch so schien immer mehr Last von ihm zu fallen. Er konnte wieder unbeschwerter lachen und beteiligte sich immer wieder aufs neue an Gesprächen.

Noch vor einer Weile hatte er da immer wieder Andys Part des schweigenden Zuhörers übernommen, aber das legte sich mit der Zeit wieder und manchmal musste man ihm förmlich den Mund zu kleben, wenn man ihn zum Schweigen bringen wollte.

Mittlerweile waren wir schon vier Wochen unterwegs und wir hatten wie immer eine tolle Zeit. Kaum zu glauben, dass das in weniger als 2 Wochen schon wieder vorbei sein würde. Gestern waren wir in die Schweiz gefahren und heute würden wir eines von 2 Konzerten in Basel spielen. Als wir in der Halle ankamen, liefen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren. Alles wurde aufgebaut und die Techniker bereiteten bereits den Soundcheck vor. Schnell liefen wir in Richtung Gadarobe um unsere Sachen abzuwerfen.

Wir wollten den kleinen Raum eigentlich schon wieder verlassen, als ich mein Handy in meinem Rucksack klingeln hörte. Ich blieb in der Tür stehen, was dafür sorgte, dass die anderen 3 allesamt in mich hinein liefen. ,,Mensch Smudo, was soll denn das?!", brachte Thomas hervor und sah mich fragend an. ,,Mein Handy klingelt.", gab ich zurück und blickte über die anderen hinweg.

,,Na und? Du kannst doch nachher zurück rufen. Wir sind schon ein bisschen spät dran.", antwortete Thomas und sah auf seine Armbanduhr.
,,Ihr wisst, dass ich das nicht mache. Wenn mich jetzt jemand anruft, will er auch jetzt mit mir reden."
Thomas rollte mit den Augen, konnte sich ein Lachen nicht verdrücken. ,,Na gut, aber machs kurz. Die anderen warten schon."

Lächelnd nickte ich ihm zu und während die anderen unsere Garderobe verließen, kramte ich meine Telefon aus der Tasche.
Die Nummer, die auf dem Display angezeigt wurde, kannte ich nicht, was mich schon ein wenig verwunderte. Ich hatte doch eigentlich sämtliche Leute eingspeichert. Wer sollte das denn sein?

Ich tippte kurz auf den Bildschirm um mir gleich darauf das Handy ans Ohr zu halten.
,,Schmidt?", meldete ich mich wie gewohnt, doch am anderen Ende blieb es still.

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