Anstatt mich also auf den Weg zum Krankenhaus zu begeben machte ich mich auf zur Praxis meiner Frauenärztin. Freundlich wurde ich von von der Sprechstundenhilfe empfangen als ich an den Empfangsschalter trat.
,,Guten Morgen, Frau Niemann. Ich bräuchte einmal Ihre Krankenkarte.", sagte sie, worauf ich sie ihr gab.
,,Vielen Dank. Hier ist außerdem noch Ihr Mutterpass. Das haben wir bei den letzten beiden Malen total vergessen. Den müssen Sie ab sofort immer mitbringen.", sagte sie und reichte mir sowohl Chipkarte als auch den Mutterpass
,,Ok, alles klar."
,,Dann würd ich Sie bitten noch einmal Platz zu nehmen. Sie sind dann auch gleich dran.", wies sie mich an und deutete auf einen Stuhl vor einer Tür auf welcher 'Ultraschall' stand.Mein Herz schlug von Sekunde zu Sekunde schneller und die gut 5 Minute, in denen ich darauf wartete meinen Namen zu hören, kamen mir vor wie eine Ewigkeit.
,,Frau Niemann? Kommen Sie doch bitte rein.", hörte ich die Ärztin sagen, die mich nun freundlich anlächelte. Nun war es endlich soweit.Zuerst erfolgte das übliche Gespräch. Sie erkundigte sich nach meinem Befinden und ob auch sonst alles in Ordnung war, was ich ihr mit einem nicken bestätigte.
,,Na dann nehmen Sie doch bitte wieder auf der Liege platz und dann schauen wir mal, wie es ihrem Kind geht?"
,,Können sie denn heute wirklich sehen, was es wird?"
,,Wenn das Kind gut liegt, auf jeden Fall. Sie sind in der 15. Woche und ab da ist das Geschlecht eigentlich immer erkennbar."
,,Oh man...Sie glauben nicht, wie aufgeregt ich bin."
,,Ich habe da so eine leise Ahnung. Kann es los gehen?", fragte sie, während sie das Gel auf das Ultraschallgerät auftrug.
,,Ja.", antwortete ich bevor ich noch einmal tief durchatmete.,,Also erst einmal kann ich Ihnen sagen, dass es Ihrem Kind bestens geht und es entwickelt sich auch super. Ein bisschen klein ist es noch, aber das ist kein Problem.", sagte sie und sah auf den Bildschirm. ,,Und jetzt wollen wir mal schauen, was Sie erwartet.", fügte sie hinzu.
Sie bewegte die Sonde ein bisschen über meinen Bauch und sah mich dann lächelnd an.,,Glückwunsch! So wie es aussieht, bekommen Sie einen Jungen!"
Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. Endlich hatte ich Gewissheit. Endlich war es raus. Ein Junge. Ich war einfach überglücklich und mir standen die Tränen in den Augen, als ich die Hände wieder weg nahm.
,,Soll ich Ihnen die Bilder wieder ausdrucken?"
,,Oh ja, bitte."
,,Dann mach ich das sofort. Sie können sich derweil schon wieder anziehen."Kurz nachdem ich fertig war, klingelte mein Handy.
,,Würde es Sie stören, wenn ich da ran gehe?", fragte ich die Ärztin, die gerade am Computer alles regelte um die Bilder auszudrucken.
,,Nein, nur zu.", antwortete sie beiläufig.Ich sah auf das Display. Es war Smudo. Komisch...wieso ruft er denn jetzt an?
,,Hey, Smu. Was gibt's?", fragte ich ein wenig verwirrt.
,,Hi, Hannah. Ich bin vor gut 20 Minuten in Berlin gelandet und steh gerade vor deiner Tür. Bist du bei Michi?"
,,Nein, ich bin zur Zeit noch beim Arzt, aber wir können uns gerne in 20 Minuten am Krankenhaus treffen."
,,Wenn du willst, kann ich dich auch abholen."
,,Wenn es dir keine Umstände macht."
,,Quatsch. Sag einfach die Adresse an, dann warte ich dort auf dich."Ich nannte Smudo die Adresse der Praxis und verabschiedete mich gleich darauf von ihm.
5 Minuten später stand ich erneut mit einem Umschlag auf der Straße und hielt nun Ausschau nach Smudo, der wenige Sekunden später aus einem Auto stieg, welches wenige Meter von mir entfernt stand.,,Hey, wie geht's?", fragte Smudo und schloss mich in die Arme.
,,Alles bestens und bei dir? Du wolltest doch erst nächste Woche wieder kommen."
,,Mir geht's auch gut. Und ja, ich weiß, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis heute her zu kommen. Ich kann es nicht erklären. Aber mal was anderes...das Bäuchlein steht dir echt gut.", sagte er und lächelte mich an.
,,Danke.", antwortete ich ein wenig verlegen.Er sah sich kurz um.
,,Du warst also beim Frauenarzt, hm? Gibt's was neues?", fragte er als er dann auch den Umschlag in meiner Hand sah.
,,Ja, allerdings. Ich...wir...wir bekommen einen Sohn.", sagte ich und sah Smudo überglücklich an.
,,Glückwunsch. Wenn du wüsstest, wie sehr Michi sich nach 2 Töchtern einen Jungen gewünscht hat.", sagte er und schloss mich erneut in seine starken Arme.,,Ehrlich?"
,,Ja, das kannst du mir ruhig glauben. Apropos...wollen wir zu ihm fahren?"
,,Ja, sicher.", antwortete ich und nachdem ich mich von Smudo gelöst hatte, stiegen wir in seinen Leihwagen und machten uns auf den Weg zum Krankenhaus.Als wir Michis Zimmer betraten, war dort gerade eine Schwester, die seine Werte überprüfte. ,,Ihrem Freund geht es blendend. Lange müssen sie jetzt sicher nicht mehr warten. Die längste und schlimmste Zeit ist überstanden, das garantiere ich Ihnen.", sagte sie lächelnd und verließ kurze Zeit später das Zimmer.
Als erstes berichtete ich Michi die frohe Botschaft und küsste ihn überglücklich auf seinen leicht geöffneten Mund.
,,Jetzt, wo so gut wie sicher ist, dass ihr einen Sohn bekommt, kannst du ja schonmal anfangen über einen Namen nachzudenken. Was hältst du voooon...Bernd?",,Bernd!? Wie kommst du denn da drauf? "
,,Ist mein zweiter Vorname.", sagte Smudo und musste lachen. ,,Michael werdet ihr ihn ja sicher nicht nennen, oder?"
,,Findest du Michael Junior etwa nicht gut?", fragte ich und wir brachen in Gelächter aus.
,,Ich find Tobias ganz schön, oder Fritz.", sagte ich nachdem wir uns wieder beruhigt hatten.
,,Nennt ihn doch Jonas.", schlug Smudo vor.Wir verbrachten fast den ganzen Tag damit uns Namen für das Kind zu überlegen, welches in gut 5 Monaten das Licht der Welt erblicken würde.
Die Sonne über Berlin war schon längst wieder untergegangen, als wir uns nach vielen Stunden in Michis Zimmer erneut auf den Heimweg machen wollten.
,,Weißt du, ich hatte so das Gefühl, dass heute etwas besonderes passieren würde...deswegen bin ich hergekommen.", sagte Smudo ein wenig enttäuscht, als er sich seine Jacke anzog und leicht frustriert zu Michi sah, welchem ich zum Abschied noch einen Kuss geben wollte.
(Michis Sicht)
Um mich herum war es dunkel. Tief schwarz. Ich versuchte mich zu bewegen. Erfolglos. Mein Körper war bleischwer. Nicht einmal einen Finger konnte ich rühren. Ich fühlte mich schwach. Was war mit mir los? Ich wollte die Augen öffnen, doch es ging nicht. Mein Körper schlief tief und fest, doch mein Kopf war hellwach. Es war ein bedrückendes Gefühl. Ich versuchte zu schreien. Ich wollte, dass mir jemand hilft, doch aus meiner Kehle drang kein Ton. Ich lag auf etwas weichem. Ein Bett? Ich wusste es nicht. Plötzlich war da ein Geräusch. Eine Tür wurde geöffnet. Oder war es was anderes? Leute begannen zu reden. Ein Mann, 2 Frauen. 2 der Stimmen kamen mir bekannt vor. Smudo...Smudo war hier. Und...Hannah. Hannah und Smudo? Ich wurde geküsst. Von Hannah? Smudo war es sicher nicht. Mir wurde ganz warm ums Herz. Ihre schöne Stimme drang an mein Ohr. Sie berichtete von einem Arztbesuch und das sie einen Sohn bekommen würde. Es machte klick. Der Anruf, die Autofahrt, der Knall auf der Autobahn. Wir hatten einen Unfall und ich bin im Krankenhaus. Ich wollte mich bemerkbar machen. Ich konnte genau verstehen, was sie sagten. Sie redeten über die Namen, die unser Sohn tragen solle. Michael Junior...Blödsinn. Ich versuchte mich aus der Dunkelheit zu kämpfen, doch wieder regte sich mein Körper nicht. Eine lange Zeit ging das so, doch plötzlich wollten die beiden gehen. Die 2 wichtigsten Menschen in meinem Leben wollten mich verlassen. Und Smudo klang so enttäuscht. Nein, Beck! So kann das nicht enden! Du musst kämpfen, Michi! Jetzt!
,,Smudo..."
Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch hoffte ich so sehr, dass die beiden meinen kläglichen Versuch mich ihnen mitzuteilen, bemerken würden.
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Neuanfang
FanfictionNach der Trennung von seiner Frau lernt Michi auf einer Zugfahrt in die Eifel Hannah, ein Mädchen Mitte 20, kennen. Sie stellt sein Leben wieder neu auf den Kopf und auch er löst beinahe unbekannte Gefühle in ihr aus. Ihr seid neugierig, was zwisch...