Kapitel 47

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Auf der Station angekommen begab sich Andy zuerst ins Schwesternzimmer.
,,Bin wieder zurück.", sagte er kurz angebunden und hob eine seiner Krücken zum Gruß an.

,,In Ordnung, Herr Rieke. Wie ich sehe hab sie ihren Besuch ja gefunden.", sagte eine weitere ältere Dame und sah mich lächelnd über den Rand ihrer Brille an.
,,Ja, hab ich.", gab er zurück und sah mich mit einem kurzen Seitenblick an.

,,Ihre Schmerztabletten hab ich Ihnen schon auf Ihren Nachttisch gestellt...es wäre schön, wenn Sie und Herr Dürr sie gleich nehmen würden."
,,Geht klar...bis später.", verabschiedete er sich und wandte sich zum gehen um.

,,Herr Rieke! Eins noch: Wie siehts denn mit frischen Klamotten aus? Hier ist doch noch überall Blut dran.", sagte sie und deute auf ein paar Flecken, die mir auf dem dunkelen Stoff vorher noch gar nicht aufgefallen sind.
,,Wollen Sie sicher keines unserer Hemden...nur vorübergehend?"

,,Nein, das geht schon.", winkte Andy ab. ,,Ich hab da schon was organisiert, also nicht wundern, wenn nachher ein Typ mit Kleidersäcken vor Ihnen steht.
Streng beäugte ihn die Schwester, ließ ihn dann aber doch gehen.
,,Na gut. Wenn es Probleme gibt, melden Sie sich bitte."
,,Machen wir."

Andy hinkte wieder voraus und ich folgte ihm zu einer Tür am Ende des Gangs.
,,Da wären wir. Ladies first.", sagte er, öffnete die Tür und wies mir mit einer seiner Gehhilfen an den Raum zu betreten.

Er war hell und groß...viel größer als andere Krankenzimmer in denen ich bisher war, doch auch hier lag der typische Krankenhausgeruch in der Luft. Ich lief ein paar Schritte in den Raum herein und um eine kleine Ecke herum, sah ich Thomas in seinem Bett liegen.

Auch sein Gesicht war von Wunden überseht, sein rechter Arm lag eingegipst auf der Bettdecke und mit dem linken Arm, ebenfalls mit Narben bestückt, veruchte er sich gerade die Tabletten, von denen die Schwester eben gesprochen hatte, einzuwerfen.

,,Na, Thomas...das wären dann wohl die Drogen des alten Mannes."
,,Klappe Andy! Du musst die auch nehmen. Könntest du mir bitte mal die Flasche aufmachen.", fragte er Andy, der sich soeben auf das Bett neben ihm gesetzt hatte.
,,Klar, gib her. Du könntest ja nebenbei mal unseren Gast begrüßen.", sagte Andy und deutete mit einem Kopfnicken in meine Richtung.

,,Oh Hannah, hallo. Hatte schon ganz vergessen, warum Andy überhaupt weg war. Ich wäre ja auch mit gekommen, aber da war nichts zu machen.", entschuldigte er sich und rollte gespielt genervt die Augen, was mich zumindest ein bisschen zum schmunzeln brachte.

,,Wie geht's dir Thomas?", brachte ich als einzige Antwort drauf hervor.
,,Naja, den Umständen entsprechend gut. Ich hab drei angebrochene Rippen und mein Arm ist gebrochen...dazu kommt noch eine Gehirnerschütterung. Den Arm haben sie vorhin schon operiert, deshalb auch das schicke OP-Hemd hier.", sagt er und deckte sich ein Stück auf und nahm dann auch endlich das Wasser entgegen, dass Andy ihm schon ein Weilchen hin hielt.

,,Bitte setz dich doch Hannah.", sagte Andy und deute mit einem Finger auf einen unweit von mir entfernt stehenden Stuhl, während auch er seine Tablette einnahm.
,,Er hat recht. Wenn wir dir erzählen, was in den letzten Stunden passiert ist, solltest du lieber sitzen.", pflichte Thomas ihm bei.

,,Hör zu. Was haargenau alles passiert ist, wissen wir selbst nicht mehr. Wir beide waren zwar nur kurze Zeit bewusstlos, aber leider haben auch wir einen Filmriss. Es war nach 2 Uhr Nachts. Thomas und ich sind gerade wach geworden und weil Michi beschlossen hatte, noch ein mal die Augen zu schließen, haben wir 2 uns mit Smudo unterhalten, der am Steuer saß. Wir hatten nich mal mehr eine Stunde zu fahren, doch die Witterungen machten vor allem Smu ganz schön zu schaffen...kurz gesagt es war sehr glatt. Auf der Autobahn waren trotz dessen, dass es tief in der Nacht war noch so einige Autos und vor allem LKWs, die wahrscheinlich wichtige Sachen ausliefern mussten, unterwegs. Wir wissen noch so eingermaßen, dass einer der Lastkraftwagen von der Nebenspur abkam und unser Auto seitlich rammte. Smudo konnte den Wagen wohl nicht mehr gerade halten und kam ins schleudern wenig später gab es einen lauten Knall.", berichtete Andy bedrückt und sah zu Boden.

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