Kapitel 45

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(Hannahs Sicht)

Aufgelegt. Smudo hat einfach aufgelegt. Oder war die Verbindung vielleicht abgebrochen? Ich hatte keinen Plan, was los war. Noch ein paar mal versuchte ich ihn auf seinem Handy zu erreichen, doch meine Versuche blieben erfolglos.

Ich starrte gefühlt den ganzen Abend mein Handy an, in der Hoffnung er würde sich melden, doch das Display blieb schwarz.

Klasse! Ist ihm das Gespräch mit mir zu viel geworden? Hatte er vielleicht einfach keinen Bock mehr darauf sich mit mir darüber zu streiten, wann und ob ich Michi anrufen sollte?
Zuletzt ist er ja ziemlich laut geworden, aber so eine Ansage, wie ich sie von ihm bekam, hatte ich vielleicht wirklich verdient.

Aber hatte er mir überhaupt die Wahrheit gesagt? Vermisst Michi mich wirklich? Will er mich wieder zurück haben, obwohl ich ihm so tiefe Schmerzen zugefügt habe?
Würde mir dieser wunderbare Mann wirklich noch eine zweite Chance geben wollen?

Ich war hin und her gerissen. Ich wollte und musste mit Michi reden, da hatte Smudo zweifelsohne Recht!
Aber wann? Heute noch, sollte ich es wirklich wagen?

Ich wusste, dass die vier heute ein Konzert in der Schweiz spielen würden. Vor lauter Sehnsucht hatte ich Michi oder besser gesagt Bilder von ihm im Internet gesucht und bin dabei auf die Homepage der Fantas gestoßen.

Ich sah auf meine Uhr. 19:45 Uhr. 20 Uhr würde das Konzert losgehen, also könnte ich ihn spätestens gegen Mitternacht erreichen.
Ich fasste einen Entschluss. Ich wollte mit Michi telefonieren und das noch heute, also beschloss ich in ein paar Stunden all meinen Mut zusammenzunehmen, um ihn endlich anzurufen.

Tja, bis dahin hatte ich aber noch 'ne Menge Zeit. In der Hoffnung, dass er sich nicht bald wieder von mir verabschieden würde, bereite ich mir einen leichten Salat zu und setzte mich vor die Couch. Während des Essens schaltete ich auch den Fernseher ein, um zu schauen, ob etwas sehenswertes lief und wurde auch schnell fündig: 'Für immer Liebe' mit Channing Tatum. Ich mochte den Film sehr und obwohl ich ihn schon mehrmals gesehen hatte, konnte ich die Tränen dabei nie zurückhalten.

Diesmal kam ich jedoch nicht allzu weit, denn kurz nachdem ich mein Abendbrot verzehrt hatte, überkam mich wohl die Müdigkeit und ohne etwas dagegen tun zu können, schlief ich ein.

Wie lange ich schlief, wusste ich nicht. Plötzlich wurde ich jedoch von meinem Handy geweckt, welches auf dem kleinen Couchtisch lag.

Ich blinzelte mich langsam wach und als ich meine Augen langsam öffnen konnte, fiel mein Blick zuerst auf die Uhr. 2 Uhr Nachts. Mensch, da hats mich aber echt erwischt. Der Tag hat mich vermutlich einfach total gestresst.

Im nächsten Moment fiel mir dann jedoch mein eigentliches Vorhaben wieder ein. Mist! Ich wollte doch Michi anrufen...und das eigentlich schon vor ein paar Stunden.
Na klasse! Da wollte ich schon über meinen Schatten springen und dann das. Der schläft doch jetzt sicher schon. Sollte ich es vielleicht trotzdem einfach wagen? Ihn einfach anrufen ohne Rücksicht auf Verluste? Ich mein, wenn Smudo recht hat, ist ihm die Uhrzeit doch zu 100 Prozent egal.

Ich machs einfach. Jetzt oder nie!
Ich nahm mein Handy in die Hand und sah auf dem Display auch sogleich den Grund für den Ton, welchen es vor wenigen Augenblicken von sich gegeben hatte.

Ich hatte eine SMS von...Michi?!
Mir blieb der Mund offen stehen. Warum schreibt er mir den bitte Nachts um 2 Uhr eine SMS? Also wach war er auf jeden Fall schonmal. Fragt sich nur noch, was in der Nachricht steht. Vielleicht will er doch nichts mehr mit mir zu tun haben. Vermutlich hat sich das mit dem Anruf ja erledigt, nachdem ich die Nachricht gelesen hatte.

Mit zitternden Fingern tippte ich ein paar Mal auf das Display und öffnete die SMS.
Während ich den Text las, schlug mein Herz wie noch nie zuvor.

Ach du Scheiße! Er war auf dem Weg hierher...zu mir. Er liebte mich immer noch und wollte nochmal in Ruhe mit mir reden.
Ich konnte mein Glück kaum fassen und kniff mich mehrmals in den Oberarm aus Angst, es sei alles nur ein Traum.

Es war real! Womit hatte ich ihn nur verdient...nach allem, was ich ihm angetan hatte?
In ungefähr einer Stunde würde dieser wunderbare Mann hier sein. Schlafen konnte ich also jetzt vergessen, auch wenn ich vermutlich eh nicht mehr zur Ruhe gekommen wäre.

Ich fing an meine Wohnung schnellstmöglich aufzuräumen, denn in diesem Chaos wollte ich ihn nicht empfangen.
Als das, zumindest halbwegs, erledigt war, machte ich mich noch ein wenig frisch, zog mir noch ein paar andere Sachen an und nahm dann 10 vor 3 erneut auf meinem Sofa platz.

Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Herz schlug von Sekunde zu Sekunde schneller und ich wartete wie besessen auf das Läuten der Klingel, doch das ließ auf sich warten.

Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden.
Ruhig sitzen konnte ich schon lang nicht mehr und mittlerweile lief nervös auf und ab.

Ist ihm und den anderen was passiert?! War das nur ein schlechter Scherz?! Es war bereits kurz vor 7 Uhr und über Berlin ging die Sonne auf, während die in meinem Herzen schon wieder verschwand.

Ich ließ mich auf dem Erdboden nieder und die Tränen rollten ungehemmt über meine Wangen.
Tja, vielleicht hatte ich ja genau das verdient. Eine Enttäuschung...so wie Michi sie vor wenigen Wochen erlebt hatte.

Ich war immernoch mit weinen beschäftigt, als mein Handy plötzlich erneut klingelte. Diesmal war es jedoch keine SMS. Jemand rief mich an. Auf dem Display erschien jedoch eine mir unbekannte Nummer.

Nach kurzem überlegen drückte ich denjenigen weg. Ich war jetzt absolut nicht in der Laune für irgendwelche Telefongespräche, vor allem wenn der potentielle Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung nicht Michael Beck hieß. Ein paar Sekunden später erschein die selbe Nummer jedoch nochmal auf meinem Bildschirm, doch ich nahm den Anruf erneut nicht an.

Als es kurze Zeit später, aber wieder klingelte, war es mit meiner Geduld dann doch vorbei. Manche Leute verstehen es wohl nicht, wenn man keinen Bock auf sie hat.

Diesmal drückte ich die Person nicht weg und meldete mich entnervt. Wer auch immer das war, sollte wissen, dass er störte.

,,Wer zur Hölle sind Sie und was wollen Sie um diese Uhrzeit von mir?!", brüllte ich halb ins Telefon.

,,Hannah, I-ich...hier i-ist Andy. Ich wollt...d-dich nicht stören, aber-.", hörte ich eine zittrige, mir ein wenig bekannt vorkommende Männerstimme sagen.
Andy...in meinem Kopf ratterte es kurz, doch dann fiel es mir ein. Es war der eher stille Kumpel und Bandkollege von Michi. Ich hatte mich zwar nicht allzu viel mit ihm unterhalten, aber er war zweifelsohne ein netter Kerl.

,,Andy, tut mir Leid, ich wollt dich nicht so anbrüllen. Was ist los, wieso sprichst du so bedrückt?"

,,Du musst schnell in die Charité kommen....w-wir wir hatten einen Unfall."

,,Bitte was?!"

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