Neuanfang

Kapitel 39

(Hannahs Sicht)

Gut 5 Wochen war es nun her, dass ich ihn das letzte mal gesehen hatte. Vor einem Monat hörte ich zum letzten mal seine Stimme. Seitdem klafft in meinem Herzen ein großes Loch von dem ich erwartet hatte, dass es sich schnell wieder schließen würde...vergebens.

Ich hielt das alles für eine gute Entscheidung.
Ich dachte es würde Sinn machen das alles zu beenden.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher als eine normale Beziehung und an jenem Tag am Bahnhof wurde mir bewusst, dass ich diese mit Michi wohl nicht führen konnte. Das hatte wohl weniger damit zu tun, dass er mir die Tour verschweigen hatte, denn schon länger hatte ich mir über all das Gedanken gemacht. Er ist eine Person des öffentlichen Lebens. Irgendwann würde ich mein Haus nicht mehr verlassen können, ohne dass mich irgendwelche Journalisten ausquetschen würden und das ist keineswegs die Art von Beziehung, die ich mir wünsche.

Ich hatte gedacht nachdem ich mit ihm Schluss gemacht hatte, würde ich wieder problemlos weiterleben können, wie zuvor, doch dem war nicht so. Seine traurige Stimme riss mir jenes Loch in mein Herz und in dem Moment wurde mir der Schaden den ich angerichtet hatte erst so richtig bewusst. Mir wurde bewusst, wie sehr er mich liebte...und wie sehr auch ich ihn trotz allem liebte.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie es ihm ging und dumm wie ich war legte ich ohne ein weiteres Wort auf.

Ich blöde Kuh hätte über alles mit ihm reden können und lasse ihn so abblitzen. Er wäre der letzte gewesen, der meine Sorgen und Ängste nicht ernst genommen hätte. Er hätte vermutlich alles getan, damit mein Leben so normal, wie möglich abläuft, aber nein...ich hab ihm ja nicht einmal die Chance dazu gegeben...dem einzigen Mann, der mich bedingungslos liebte.
Es gibt sicher keinen Menschen auf dieser Welt, der meine Entscheidung nachvollziehen kann. Mittlerweile kann ich es ja selbst nicht einmal mehr.

Ich war einfach zu feige und egoistisch. Dieser Mann hatte über 15 Jahre eine intakte Beziehung geführt und ist Vater von 2 Kinder und das hielt er damals alles so privat wie möglich. Wie konnte ich nur eine Sekunde denken, dass man mit ihm keine schönes Leben führen konnte?!

Wie oft saß ich die letzten Wochen weinend auf der Couch...hatte seine Nummer bereits gewählt und dann doch nicht angerufen. Ich fühlte mich einfach so mies...ich hatte ihn so sehr enttäuscht und verletzt, obwohl genau er der letzte war, der das verdient hatte.

Ich wollte und konnte ihm nicht mehr unter die Augen treten. Auch konnte ich mir nicht im enferntesten vorstellen, dass er mich wieder haben wollte...die Frau, die ihn einfach so fallen gelassen hatte.
Obwohl ich alles dafür gegeben hätte mich wenigstens noch ein letztes Mal in seine Arme fallen lassen zu können und meine Lippen mit seinen zu vereinen, musste ich mich nun damit abfinden, dass mir dieser Wunsch wohl nicht mehr erfüllt werden konnte...und das war allein meine Schuld.