Kapitel 48

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Wenige Augenblicke später klopfte die Schwester bereits an Smudos Tür. Dies diente vermutlich aber nur als eine Art Vorwarnung, denn sie wartete keineswegs auf eine Erlaubnis seinerseits die Tür öffnen zu dürfen, sondern riss diese ohne mit der Wimper zu zucken eine Sekunde später auf.

Mit einem Wink ihrer Hand wies sie uns an das Zimmer zu betreten. Andy ließ mir und Thomas, den ich natürlich immer noch vor mir her schob, den Vortritt, dann folgte er und zum Schluss betrat auch Frau Oberschwester, deren Namen ich bis dato immer noch nicht wusste das Zimmer und drängte sich an uns dreien vorbei.

,,Hallo Herr Schmidt! Ihr Besuch ist da?", hörte ich sie zu Smudo sagen, bevor auch ich um die Ecke trat und ihn endlich sehen konnte.
Wobei 'endlich' da auch eher das falsche Wort war, denn den Anblick hätte ich mir auch gerne erspart.

Die Verletzung wurden ja von Mann zu Mann schlimmer und nicht mal annähernd wollte ich mir vorstellen, wie es wohl Michi ging, der zu allem Übel noch auf der ITS lag.

Smudo, der vermutlich gerade kurz eingenickt war, versuchte seine Augen zu öffnen. Dies gelang ihm jedoch nur teilweise, da das linke blau und angeschwollen war. Um den Kopf trug er einen Verband, auf dem sich an einer Stelle ein Blutfleck abzeichnete. Auch einer seine Arme war eingegipst und der restliche Körper war übersät mit Blutergüssen und Wunden.

,,Hey Kumpel. Was ist denn mit dir?", fragte ihn Andy und setzte sich auf einen der Stühle, den die Oberschwester für ihn und mich neben Smudos Bett bereitgestellt hatte.
Thomas Rollstuhl, den ich wohl vor lauter Schreck los gelassen hatte, buxierte sie auf die andere Seite des Bettes.

,,Wenn ich das wüsste. Man hat es mir vorhin glaube kurz gesagt, aber ich habe es schon wieder vergessen.

,,Ihr rechter Arm ist mehrfach gebrochen, eine tiefe Wunde am Kopf musste genäht werden. Dazu kommt eine Fraktur des Beckens und nicht schwerwiegende innere Verletzungen. Außerdem musste ihre Nase ein wenig gerichtet werden.", erklärte die Schwester.

,,Warum liegt er dann aber eigentlich hier und nicht auch auf der Intensivstation?", fragte Thomas besorgt.

,,Auch?!", warf Smudo schockiert ein, doch keiner schenkte seiner Frage Beachtung.

,,Weil bei ihm, im Gegensatz zu Ihenen beiden, auch nach mehreren Untersuchungen keine Verletzungen am Gehirn oder Schädel festgestellt wurden...mal abgesehen von der Wunde. Das hat in Ihrem Fall echt was mit Glück zu tun. Als Fahrer hätte es sie viel schlimmer erwischen können. Die anwesenden Sanitäter meinten, dass sie während des Flugs im Rettungshubschrauber zwar ziemlich verwirrt waren, aber ihr Bewusstsein allmählich wieder erlangten. Die Sache mit den Organen können wir hier über ein paar Maschinen überwachen und die Knochenbrüche brauchen einfach nur Zeit um zu verheilen. Außerdem wird immer wieder ein Spezialist nach ihm, aber natürlich auch nach Ihnen sehen.", erklärte sie freundlich.

Thomas, der ihr aufmerksam zugehört hatte, nickte verständnisvoll und sah gleich darauf wieder besorgt zu Smudo.

,,Hannah setz dich doch bitte.", sagte Andy und schob den Stuhl neben sich ein wenig zurück und wie benommen, kam ich seiner Aufforderung nach.

,,Na dann will ich Sie mal allein lassen. Ihre Frau, Herr Schmidt, ist informiert. Sie meinte, sie mache sich sofort auf den Weg, sobald die Kinder irgendwo untergebracht sind."

,,Danke.", brachte er leise hervor.
Sie lächelte uns alle aufmunternd an, drehte sich langsam um verließ den Raum.

,,Wo ist Michi?", war Smudos erste Frage. Er sah Andy mit einem Blick voll Angst in seinem gesunden Auge an und der Angesprochene wandte seinen Blick zu Boden.

,,Er ist doch nicht...tot?", schloss er aus dieser bedrückten Reaktion.
,,Nein Smudo, um Gottes Willen. Ihn hat's anscheinend nur sehr schwer erwischt. Er liegt hier auf einer Intensivstation, aber mehr wissen wir auch nicht. Die Schwester versucht was heraus zu finden."

,,Oh bitte nicht! Das kann doch nicht wahr sein. Wieso trifft es ausgerechnet ihn und nicht mich?!", brachte er quälend langsam hervor und hob seine gesunde Hand zum Kopf.

,,Smudo, sag sowas bitte nicht! Es ist jetzt nun mal passiert und du solltest lieber froh sein, dass mit dir einigermaßen alles in Ordnung ist.", sagte ich streng.
,,Weißt du, ich würde momentan alles dafür geben, dass er hier liegen und mit dir reden könnte und nicht ich. Das ganze ist doch sowieso alles meine Schuld. Es tut mir so leid!", sagte er und eine kleine Träne lief seine Wange hinunter.

,,Red nicht so'n Stuss, Smudo. Du trägst hier keine Schuld dran und du brauchst dir auch nichts anderes einreden. Weißt du überhaupt noch was passiert ist?", fragte ihn Andy.

,,N-nein.", antwortete Smudo und wandte seinen Blick bedrückt ab. ,,Na also.", sagte Thomas und er und Andy begannen darauf ihm alles zu erzählen.

Von Smudo schien trotzdem keine Last abzufallen. Er fühlte sich so schlecht, dass er hier liegen und mit uns reden konnte und sein bester Freund, wegen dem sie die Reise überhaupt auf sich genommen hatten lag irgendwo, mit noch mehr Maschinen verkabelt auf einer noch sterileren Station als diese und niemand wusste, was mit ihm los war.

,,Es tut mir so leid, dass ich ihn dir nicht gesund hierher bringen konnte. Er liebt dich doch so sehr und wollte einfach nur um dich kämpfen.", entschuldigte sich Smudo immer wieder.

,,Ich weiß Smudo, aber wie oft denn nocht...du trägst daran keine Schuld! Hör bitte auf das immer wieder zu sagen. Das macht es doch nur schwerer für dich."
Traurig sah er mich dann immer an und nickte leicht.

Gute 3 Stunden saßen wir in seinem Zimmer. Andy und Thomas erzählten ihm von ihren Verletzungen, wie sie mich erreicht hatten und das ihr Manager Bär auch schon von allem Bescheid wusste und so schnell wie möglich herkommen wollte.

Irgendwann klopfte es dann an die Tür, doch da jene Person erst auf die Erlaubnis Smudos warete und dann erst eintrat, war mir klar, dass es wohl nicht die Oberschwester sein würde.

Eine große, schöne, aber sehr besorgt aussehende Frau betrat hastig das Zimmer.
,,Oh Jungs, was macht ihr nur für Sachen?!", fragte sie, schob sich an Thomas vorbei zu Smudo und drückte ihm einen vorsichtigen Kuss auf den Mund, den er leicht lächelnd erwiderte.
Das war dann also Smudos Frau.

Im folgenden gab sie den anderen Jungs und mir freundlich die Hand.
,,Esther mein Name. Du musst wohl Hannah sein.", sagte sie und lächelte mich lieblich an.
,,Ja, aber woher-?", setzte ich zur Frage an, woher sie das wisse, doch ich wurde von ihr unterbrochen.
,,Das ist die einzig logische Erklärung und mein Mann hat schon so einiges von dir erzählt. Du musst wissen, Michael...also Smudo ist 'ne kleine Labertasche.", sagte sie und sah ihren Mann liebevoll lachen an.
,,Verstehe.", gab ich zurück und musste ebenfalls ein wenig schmunzeln, als ich Smudos gespielt beleidigten Blick sah.

,,Approps, fehlt da hier nicht einer? Wo ist denn Michi?", fragte Esther mit einem besorgten Unterton und sah jeden von uns einzeln an und die übliche bedrückte Stille trat wieder ein, welche von Andy unterbrochen wurde, welcher wieder von vorne anfing alles zu erzählen.

,,Ach du großer Gott!", brachte Esther hervor, die neben Thomas an Smudos Bett Platz genommen hatte und ihrem Mann sanft über das blonde Haar strich.
,,Das tut mir so leid für dich, Hannah! So wie ich Michi kenne, kommt er aber sicher bald wieder auf die Beine.", versuchte sie mich zu ermutigen.
,,Hoffentlich.", gab ich zurück und sah sie traurig an.

,,Ok Leute, wir sollten Esther und Smu jetzt vielleicht mal alleine lassen. Immerhin haben sie sich auch 'ne Weile nicht gesehen.", schlug Thomas vor und unterbrach die erneut eingetretene Stille.

,,Geht klar.", sagte Andy und erhob sich langsam von seinem Sitz. Ich tat es ihm gleich, ergriff darauf Thomss Rollstuhl und lenkte ihn in Richtung Tür.
Als ich diese öffnete sah ich mich der Oberschwester gegenüber, welche gerade zum klopfen ansetzten wollte.
,,Alle zurück ins Zimmer. Es gibt Neuigkeiten.", sagte sie und dirigierte uns zurück auf unsere Plätze.
Smudo und Esther sahen sichtlich verwirrt aus.

,,Es gibt Nachrichten von ihrem Freund.", verkündete sie nun erneut.

,,Schießen sie los!", sprudelte es aus Smudo heraus.
Sie atmete tief durch.
,,Also Herr Beck hat seine Operationen gut überstanden und scheint erstmal über den Berg zu sein. Trotzdem sind seine Verletzungen schwerwiegend, darum haben sie...naja-."

,,Was denn?", hakte Andy nach.

,,Nun ja, er hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und wie es scheint auch leichte Hirnblutungen, deshalb haben sie ihn ins künstliche Komm versetzt."

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