Kapitel 44

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(Michis Sicht)

Als ich heute Morgen aus dem Bett gestiegen bin, hätte ich nicht im entferntesten gedacht, dass ich ein paar Stunden später in einem Auto Richtung Berlin sitzen würde.

Es war einfach erstaunlich, wie sich dein Leben mit einem Schlag so verändern konnte. Ich würde erneut Vater werden und in 9 Stunden würde ich meiner Traumfrau erneut gegenüber stehen. Das war zumindest der Plan. So entschlossen, wie ich war, hatte ich natürlich auch sehr viel Angst vor dem was mir da bevorstand.

Immerhin hatte sie mit mir Schluss gemacht, jedoch hatte sie mir nicht einen verständlichen Grund genannt...eigentlich hatte sie mir gar keinen Grund genannt.

Ich wollte wenigstens nur noch einmal mit ihr reden und nach den ganzen Heulerien der letzten Wochen war ich nun auch dazu bereit. Ich wollte ihr Beweggründe erfahren und mit ihr eine Lösung für all die Probleme finden und vor allem wollte ich einfach ihre Nähe spüren.

Auch war ich so froh, dass ich die Reise nicht allein antreten musste und, dass diese 3 Jungs nicht nur Kollegen, sondern auch meine engsten Freunde waren. Auf sie ist immer verlass und auch in solchen heiklen Situation sind sie immer für mich da.

Die erste halbe Stunde der Fahrt verlief ohne jegliche Vorkommnisse, doch die entspannte Stimmung wurde von Thomas' klingelndem Handy unterbrochen.
,,Leute, wir hätten da so ein Problem.", sagte Thomas und starrte auf das Display.
,,Was'n los?", fragte Smudo und drehte sich zu ihm um.
,,Bär.", antwortete Thomas und hielt Smu sein Telefon unter die Nase.

,,Nicht ran gehen.", sagte ich panisch.
,,Bist du wahnsinnig. Ich kann ihn doch nicht einfach im Regen stehen lassen. Er ist unser Kumpel und Manager."

,,Gib mal her. Ich mach das.", sagte Andy und nahm Thomas sein Handy aus der Hand.

,,Rieke?", meldete er sich und stellte den Lautsprecher an.

,,Andy? Wo zur Hölle seid ihr? Warum hast du Thomas' Handy?
,,Keine Panik, Thomas sitzt neben mir."
,,Und wo?"
,,Lange Geschichte."
,,Wärst du so freundlich und könntest mir wenigstens die Kurzfassung erzählen?"

Andy berichtete von den Geschehnissen der letzten 2 Stunden und wir hörten Bär am anderen Ende tief durchatmend.
,,Gib mir mal Michi."
,,Michi hört."
,,2 Sachen. 1. du verfrachtest eure 4 Hintern in 3 Tagen gesund nach Zürich und 2. du holst dir dieses Mädchen zurück.", befahl er Michi zuversichtlich lachend.

,,Wird gemacht Bär. Du, was ist jetzt mit den Konzerten in Basel?", fragte ich ihn.
,,Lass das mal meine Sorge sein. Ich regle das schon. Viel Glück, mein Freund."
,,Danke Bär. Du bist der beste! Wir sind dir was schuldig."

,,Falsch, du bist uns was schuldig.", korrigierte Thomas mich lachend.
,,Schon klar.", erwiderte ich.

,,Macht's gut Leute...und passt auf euch auf."
,,Wird gemacht. Tschau Bär.", verabschiedete sich Smu für uns alle und kurz drauf legte Andy auf.
,,War doch gar nicht so schlimm.", sagte er grinsend und gab Thomas sein Handy zurück. Gelächter brach aus.

Die Fahrt zog sich hin. Immer wieder standen wir im Stau und so langsam wurde ich müde.
,,Michi?", unterbrach Smu die eingetretene Stille.
,,Ja?"
,,An der nächsten Raststätte hältst du bitte mal an. Ich übernehm für dich...und keine Widerrede."
,,Schon ok, danke dir Smu."

Ein paar Kilometer weiter nahm ich dann die Ausfahrt und hielt auf einem kleinen Rasthof. Auch Andy und Thomas bedankten sich für die kleine Pause und verrückten sich sofort hinter die nächsten Büsche.

Smudo und ich wechselten in der Zeit die Sitze und als die beiden andern fertig waren, ging die Fahrt weiter.
Andy und Thomas schliefen mit der Zeit ein, doch ich war im Gegensatz zu den beiden wieder hellwach.
Smudo sah mich mit einem kurzen Seitenblick an.
,,Hey Kumpel, willst du nicht auch ein wenig schlafen. Eben warst du doch noch so müde."

,,Ne, ich bekomm keine Auge zu. Weißt du, ich hab irgendwie total Schiss davor sie wieder zu sehen. Was ist, wenn der ganze Scheiß hier für umsonst ist und sie die Trennung doch nicht bereut und sie unser Kind allein aufziehen will?", fragte ich ihn besorgt und sah weiter gerade aus auf die Autobahn.

,,Weißt du Michi, ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass es einer jungen Frau in Berlin sehr schlecht geht, wie dir."
,,Wie meinst du das?"
,,Sie vermisst dich, Michi, aber sie hat auch Angst davor wieder bei dir anzutanzen. Sie hat Angst, dass du sie ablehnst."

,,Echt?!", fragte ich ihn und sah ihn ungläubig an.

,,Ja. Als du vor ein paar Stunden in unser Gespräch geplatzt bist, wollte ich sie gerade dazu überreden dich anzurufen und mit dir über alles zu reden...aber sie hat einfach zu viel Panik. Ich wäre zwar dafür gewesen, dass sie den ersten Schritt macht, aber wer weiß, diese Variante hier ist vielleicht gar nicht mal so schlecht."

Ich war sprachlos. Sie vermisste mich auch. Sie bereute die Trennung und sie hatte anscheinend noch immer Gefühle für mich...und die ganzen letzten Wochen machten wir vermutlich die gleichen Qualen durch.

,,Smudo, ich liebe diese Frau...ich liebe sie, wie keine andere Person auf diesem verkorksten Planten.", sagte ich wie aus dem nichts.
,,Ich weiß...und sie dich sicher auch."

Ich war wie gelähmt. Ich konnte das alles nicht fassen. Das was Smu mir da erzählte, hörte sich so surreal an und ich hoffe von ganzem Herzen, dass er richtig lag. Ich griff nach meinem Handy.

,,Was hast du vor?", fragte Smu mich verwirrt, als er mein Handeln aus dem Augenwinkel beobachtete.

,,Ich möchte ihr eine Nachricht schreiben. Eine Nachricht, in der das gesagt wird, was einem sonst nur schwer über die Lippen kommt."
,,Willst du nicht lieber-."
,,Smu, bitte lass mich machen."
,,Wie du willst."

Liebe Hannah,
Ich weiß, es ist schon spät und vielleicht reißt diese Nachricht dich aus deinem wohlverdienten Schalf, aber das muss einfach sein. Ich weiß, dass du heute mit Smudo telefoniert hast und ich weiß auch, worum es in dem Telfonat ging. Seit 18:00 Uhr sind wir nun schon zu viert auf dem Weg nach Berlin...zu dir und laut dem Navi liegen nur noch 100 km vor uns. Ich muss dich einfach sehen...deine Nähe spüren und vor allem müssen wir reden.
Ich will nur, dass du weißt, dass du alles für mich bist und ich möchte nicht nur aus Smudos Mund hören, was du für mich fühlst. Ich möchte auf ewig für dich und unser gemeinsames Kind da sein...natürlich nur, wenn du das auch willst. Ich liebe dich so sehr!

Hmm...irgendetwas fehlte da noch. Mir fiel der Refrain unseres Songs
,Gott ist mein Zeuge' ein, welchen ich sofort unter die Nachricht setzte.

Du bist du ein Kind dieser Sterne,
ein Engel des Lebens,
du bist der lebende Beweis für mich, für Elfen und Feen,
du bist ein Wesen aus Licht,
ewige Quelle der Freude,
ich gebe mein Leben für dich.
Ja, man, und Gott ist mein Zeuge.
Du bist das größte Geschenk, in diesem Leben für mich.
Den du bist wunderschön lebendig, wie das Leben an sich.
Und täglich rettest du mich,
deshalb versprech ich dir heute,
Ich würd sterben für dich, ja man,
und Gott ist mein Zeuge.

Thomas und Andy wurden langsam wieder wach. Sie beklagten sich, wie ungemütlich es doch hier drin wäre, während ich schmunzelnd mein Handy ausschaltete und zurück in die Tasche schob und auch endlich mal meine Augen schloss. Immerhin war es bereits kurz vor 2 Uhr Nachts.

Ich weiß nicht, wie lange ich schlief, doch durch meine Augenlider bemerkte ich, dass es auf einmal ganz hell um uns wurde.
,,SMUDO!", hörte ich Andy schreien, schlug meine Augen schlagartig auf, doch im nächsten Moment versank ich erneut in tiefer Dunkelheit.

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