Kapitel 41

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(Smudos Sicht)

,,Wer ist denn da?", fragte ich nochmal nach. Immer noch keine Antwort.
,,Hör zu du Witzbold, ich hab noch ein bisschen was zu tun. Also entweder du sagst jetzt was, oder ich leg auf."
Es blieb weiterhin still.
,,Na dann...machs gut.", gab ich auf das Schweigen am anderen Ende zurück. Ich wollte gerade auflegen, als sich eine zarte Stimme durch die Leitung kämpfte.

,,Smudo, nein. Bitte leg nicht auf.", hörte ich die weibliche Stimme sagen.
Erneut hielt ich mir den Hörer ans Ohr.
,,Wer ist denn da?", fragte ich ein weiteres Mal. Die Stimme kam mir bekannt vor, doch ich konnte sie noch niemandem zuordnen.

,,H-hier ist...Hannah."
Hannah!
,,Was ist denn los, wieso rufst du an? Wie geht's dir? Alles in Ordnung?!", sprudelte es aus mir heraus.
,,Wie geht es Michi?", bekam ich als Gegenfrage gestellt.
,,Ok, das ist zwar nicht unbedingt die Antwort auf meine Fragen, aber naja...soweit geht es ihm gut. Ihm macht die Trennung teilweise noch echt zu schaffen. Wenn er denkt, dass es niemand merkt, weint er sehr oft, aber ich glaube so langsam kommt er drüber hinweg...mehr oder weniger. Trotzdem vermisst er dich immernoch. Ich glaube er wünscht sich nichts sehnlicher, als das er dich wieder an seiner Seite hat."

,,Bist du dir sicher? Ich mein, ich hab ihm sein Herz gebrochen und ihn einfach so abblitzen lassen."
,,Weißt du Hannah, du bist vermutlich die Frau seiner Träume. Klar, du hast ihn zutiefst verletzt, aber ich glaube du bist verdammt nochmal die einzige, die das auch wieder gerade biegen kann. Kein anderes Mädchen wird das jemals schaffen."

,,Smudo, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich vermisse ihn so sehr. Seit er nicht mehr bei mir ist, klafft in meinem Herzen ein tiefes Loch, aber ich kann ihn nicht anrufen. Ich habe eine scheiß Angst vor dem was passiert oder passieren könnte. Ich wollte ihn so oft anrufen, hab dann aber doch wieder alles fallen lassen, weil ich so verdammt feige bin. Ich weiß nicht, warum ich das damals gemacht habe. Ich könnt mich selber dafür ohrfeigen. Jetzt kommt noch dazu, dass ich schwanger bin und-."

Nach den letzten Worten schalteten sich meine Ohren irgendwie ab. Sie war was?! Schwanger?! Von....Michi? Das konnte nicht sein. Michi hatte doch immer gesagt, dass er nie mit ihr geschlafen hatte.

,,Warte mal.", unterbrach ich sie.
,,Was denn?"
,,Du bist schwanger?!"
,,Ja."
,,Von wem denn?! Von Michi doch sicher nicht. Laut ihm hattet ihr nicht einmal Sex!"

,,Was soll das den heißen! Mensch Smudo, laut der Ärztin bin ich circa in der 5. Woche und ich versichere dir eins: Ich hatte weder während noch nach der Beziehung auch nur ansatzweise Kontakt zu anderen Männern!"

,,Aber wie-?", wollte ich gerade fragen, wurde aber sogleich unterbrochen.
,,Erinnerst du dich noch an den Abend an dem wir alle so total besoffen waren? An die Nacht im Hotel?"

Plötzlich ging mir ein Licht auf. Ach du scheiße!

,,Nicht dein ernst.", brachte ich fast flüsternd hervor.
,,Doch Smu, das ist die einzig logische Erklärung."
,,Oh man...wenn ich auch nur im entferntesten geahnt hätte, dass ihr noch so übereinander herfallt, hätte ich euch in verschiedene Zimmer gesteckt.", sagte ich mit einem leichten Schuldgefühl und schlug mir die Hand vor die Stirn.

,,Das ist doch nicht deine Schuld. Du konntest es ja nicht wissen und jetzt ist es halt passiert.", gab sie mir ein wenig aufmunternd zu verstehen.

,,Und was willst du jetzt machen?"
,,Tja, wenn ich das wüsste. Eine Abtreibung kommt nicht in Frage, aber ich kann dem Kind doch auch nichts bieten. Ich schließe dieses Jahr erst mein Studium ab und eine sichere Anstellung hab ich auch nicht."

,,Ich bin ja schonmal froh, dass du deinem Kind das Leben schenken willst, aber jetzt bitte ich dich darum, dass du sofort mit Michi redest. Ruf ihn heute noch an...erzähl ihm was los ist. Er wird dir sicher helfen, egal was zwischen euch abgelaufen ist. Schließlich wächst da gerade sein Kind in dir heran und du bist auch nach alle dem immernoch seine Traumfrau. Tu mir und vor allem dir den Gefallen, bitte!"

,,Geht das nicht auch, wenn ihr mit eurer Tour fertig seid?"
,,Willst du mich veralbern. Du bittest mich um Hilfe...den besten Freund deiner großen Liebe und den Vater deines Kindes und jetzt, wenn ich dir helfen will, verkriechst du dich wieder in deiner Ecke."

,,Smudo, bitte versteh mich doch so einfach ist das nicht."

,,Oh doch Hannah! Als du ihn verlassen hast, war es für dich auch einfach zum Hörer zu greifen.
Reiß dich jetzt verdammt nochmal zusammen und rede mit Michi!"

Auf der anderen Seite blieb es mal wieder lange still. Vermutlich weinte sie, aber so eine Ansage musste sein.
,,Hannah, es tut mir leid, aber das musste mal gesagt werden."
Ich hörte sie laut seufzen und wimmern.

,,Hannah?"

,,Smudo?", hörte ich eine bedrückt Stimme hinter mir.

Scheiße!

Mit zusammen gekniffenen Augen und mit dem Handy am Ohr drehte ich mich zur Tür um.

Schweigend standen Michi und ich uns gegenüber. Den Kopf hatte er zu Boden gerichtet.
,,Hallo?", hörte ich Hannah durch das Telefom rufen, doch sogleich legte ich auf und senkte meinen Arm.

Langsam hob er seinen Kopf und mit entsetzten sah ich in die mit Tränen überfluteten Augen meines besten Freundes.

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