Kapitel 20

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(Michi's Sicht)

Ich verließ das Haus, lief ein paar Schritte und blieb wenige Meter vom Eingang entfernt stehen und atmete erneut tief durch. Hatte ich meine Chance jetzt entgültig verspielt? Hatte ich es jetzt geschafft und sie vergrault...das einzige Mädchen, bei dem ich mich seit der Trennung wieder richtig wohl fühlte?
Als ich mich letztendlich auf den Weg nach hause machen wollte sah ich, wie das Licht im Hausflur anging. Vermutlich wollte da nur jemand mit seinem Hund spazieren gehen oder den Müll raus bringen...was auch immer. Ich hatte zwar die Hoffnung, dass es vielleicht doch Hannah war, aber so wirklich glaubte ich nicht dran. Ich ließ den Kopf hängen und wollte gerade um die Ecke biegen. Da hörte ich, wie die Tür aufgerissen wurde und jemand meinen Namen rief. Hannah! Ich drehte mich blitzschnell um und sah, wie sie auf mich zu rannte. Entgegen meiner Erwartungen blieb sie jedoch nicht einfach nur vor mir stehen, sondern schloss mich so fest in ihre Arme, wie es nur ging. ,,Es tut mir so unendlich leid, Michi. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Du hast mich an in deinen Armen weinen lassen und mich getröstet, wie nie jemand zuvor und ich lass dich eiskalt abblitzen, weil du mich nicht anlügen wolltest und mir gesagt hast, wer du eigentlich bist. Das hast du nicht verdient!" Sie sah mich total traurig an und erneut sammelten sich Tränen in ihren Augen. ,,Ich hatte um ehrlich zu sein gehofft, dass du nicht so reagieren würdest. Natürlich ist mir klar, dass die Information etwas plötzlich kam und man das erstmal verdauen muss, aber dein Schweigen hat mich echt enttäuscht. Eigentlich war dein gutes Zurreden überhaupt erst der Grund dafür, dass ich mich getraut hab, dir das noch heute zu sagen. Ich hatte echt Angst, dass ich dich jetzt nie wieder sehen würde.", sagte ich mit zittriger Stimme. ,,Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich möchte dich nicht einfach so gehen lassen. Schon damals war der Abschied von dir eine Qual für mich.", sagte sie traurig. ,,Ich weiß, aber jetzt ist doch alles wieder gut. Lass uns die letzten Minuten einfach vergessen. Einverstanden?" Sie nickte und eine Tränen rollte ihr über die Wange. Daraufhin stellte ich meine Einkäufe ab und schlang nun auch meine Arme um ihren Körper. ,,Na na, du wirst doch jetzt nicht schon wieder weinen?", sagte ich und wischte diese eine Träne mit meinem Daumen weg. Sie schmiegte ihren Kopf an meine Brust und ich streichelte ihr über ihr Haare. Plötzlich sah sie mich mit hoffnungsvollen Augen an und ich konnte nicht mehr an mich halten. Meine beiden Hände legten sich nun auf ihre Wangen und ich sorgte dafür, dass sie mir tief in die Augen sah. Wenige Sekunden später legte ich meine Lippen auf ihre und ich küsste sie so, wie ich schon lange niemanden mehr geküsst hatte. Sie ließ sich schnell auf diesen Kuss ein und als sie kurz ihren Mund öffnete, schob ich meine Zunge zwischen ihren Lippen hindurch. Auch das ließ sie zu und beteiligte sich auch bald aktiv mit an unserem immer inniger werdenden Kuss. Als wir beide außer Atmen waren ließen wir voneinander ab. Sie lächelte mich an und auch ich schenkte ihr mein verführerischstes Lächeln. Nun hob ich sie hoch und trug sie zurück bis zum Hauseingang. ,,So, jetzt muss ich aber wirklich los. Hier hast du meine Nummer. Bitte meld dich bei mir. Würde mich echt mega freuen." ,,Darum musst du mich nicht 2 mal bitten.", versicherte sie mir und sah sich den Zettel an. Ich nahm sie noch ein letztes mal in den Arm und drückte ihr einen letzten Kuss auf die Lippen. Ich wartete noch, bis sie sicher im Hausflur stand und machte mich nun auch auf den Weg nach hause. Ich hätte nicht im entferntesten daran gedacht, dass dieser Abend noch so eine Wendung nehmen würde.
Diese Frau war anscheinend immer wieder für eine Überraschung gut.

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