Kapitel 54

283 14 0
                                    

Ich war einfach so undenkbar glücklich, als ich erfahren habe, dass Michi wohl wieder der Alte werden würde und das sie bald damit anfangen würden ihn aus dem Koma zu holen. Ich konnte es kaum erwarten endlich wieder in seine wunderschönen braunen Augen sehen zu können und seine Stimme zu hören. Ich vermisste ihn einfach, auch wenn ich jeden Tag bei ihm war, doch das ersetzte natürlich gar nichts.

Ich wollte, dass Michi und ich so schnell wie möglich über alles reden konnten und wir bald eine glückliche Familie werden würden. Außerdem hoffte ich wirklich, dass die Ärzte recht behalten würden und er sein Gedächtnis behielt. Ich glaub, ich würde es nicht verkraften, wenn er sich nicht an mich erinnern würde, aber jetzt hieß es leider erstmal abwarten.

Als ich am gestrigen Abend nach hause gekommen bin, ist mir auch aufgefallen, dass ich eines ganz schön hab schleifen lassen- die Besuche beim Frauenarzt. Ich wusste ja noch nicht einmal in welchen Abständen ich dort eigentlich aufschlagen musste, aber ehrlich gesagt, hatte ich seitdem die Schwangerschaft festgestellt wurde andere Probleme, aber da mir Smudos Worte noch im Kopf umher schwirrten, beschloss ich mir mal wieder einen Termin ausstellen zu lassen und rief gleich nachdem ich am nächsten Tag aufgestanden war in der Praxis an.

,,Ah, Frau Niemann! Schön auch mal wieder was von Ihnen zu hören. Sie haben Ihren Termin vor 2 Wochen versäumt!", sagte die Sprechstundenhilfe, die meinen Anruf entgegen nahm.
,,Ich hatte einen Termin?!", fragte ich nochmal nach und fuhr mir nervös durch die Haare.
,,Ja, den haben wir doch bei Ihrem ersten Besuch gleich festgelegt."
,,Echt? Das tut mir leid...ich hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm. Nach meinem ersten Besuch bei Ihnen hat sich so einiges in meinem Leben getan und-."
,,Ist schon in Ordnung. Kommen Sie einfach morgen Vormittag bei uns vorbei und wir holen alles nach, ok?"
,,Ja, geht klar."
,,Dann schreib ist sie für 11 Uhr ein. Diesmal aber bitte dran denken.", scherzte sie lachend.
,,Mach ich. Vielen Dank und einen schönen Tag noch."
,,Ebenfalls."

Oh je...wie sehr hat mich dieser Unfall doch aus der Bahn geworfen. Zum Glück hatte ich an der Uni den stressigen Teil des Semesters bereits hinter mir und konnte die freie Zeit nach den Prüfungen ohne Bedenken im Krankenhaus verbringen.

Den darauf folgende Tag trat ich dann endlich meinen zweiten Besuch bei der Frauenärztin an, welche mich beim Eintritt in das Sprechzimmer besorgt an sah.
,,Sie sehen aber gar nicht gut aus meine Liebe. Ist alles in Ordnung?"
,,Naja...körperlich ist alles im grünen Bereich, aber in den letzten Wochen, haben sich Dinge zugetragen, die man kein zweites Mal erleben muss."
,,Verstehe. Haben Sie ansonsten irgendwelche Beschwerden, die Sie auf die Schwangerschaft zurückführen würden? Andauernde Übelkeit oder Erbrechen?"
,,Nein, keine Sorge. Alles gut.", versicherte ich ihr.

,,Sehr gut. Dann kommen Sie mal bitte mit nach nebenan. Ich würde Sie sehr gerne unersuchen.", sagte sie, erhob sich von ihrem Stuhl und wies mir den Weg in das Zimmer, in welchem ich schon beim ersten mal gründlich durch gecheckt wurde.

,,Wie ich sehe sind sie ja jetzt in der 9. Schwangerschaftswoche und in der Zeit macht man schon das erste Ultraschallbild des Kindes. Einfach um zu überprüfen, ob alles seinen geregelten Lauf nimmt. Wenn Sie schon einmal hier sind, können wir das jetzt gleich machen, ansonsten müsste ich Sie bitten in den nächsten 1-2 Wochen wieder zukommen."

,,Dann machen wir das am besten gleich jetzt.", sagte ich uns merkte, wie mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich würde jetzt zum ersten Mal Michis und mein Kind sehen und trotz des glücklichen Moments, war ich traurig, dass Michi und ich diesen besonderen Moment nicht zusammen erleben konnten. Wie gerne hätte ich doch jetzt nur seine Hand gehalten.

,,So Frau Niemann. Legen Sie sich doch bitte mal hier auf den Rücken und ziehen das T-Shirt ein wenig hoch und die Hose ein Stück runter, dann kann es los gehen.", wies sie mich mit einem freundlichen Lächeln an.

Ich tat, wie mir geheißen und wenig später hatte ich auch schon das Gel auf dem Bauch, welches durch das Ultraschallgerät noch mehr verteilt wurde.

,,Ah, schauen Sie mal! Da ist Ihr Kind. Hier erkennen Sie sicherlich schon den Kopf und der Herzschlag ist auch schon gut zu sehen. Scheint so, als wär alles tip top. Von der Größe her stimmt auch alles. Von meiner Seite her gibt's hier rein gar nichts auszusetzen.", sagte sie und erklärte mir lächelnd alles, was sie auf dem Bildschirm erkennen konnte.

,,Wissen Sie denn schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?", fragte ich neugierig und aufgeregt nach.
,,Nein, das kann man jetzt noch nicht sagen, aber in 6 Wochen steht die nächste Untersuchung an, da werden wir schon mehr heraus finden, versprochen. Soll ich Ihnen denn die Bilder ausdrucken? Der Papa ist doch sicher auch schon ganz gespannt."

,,Wenn Sie wüssten...die Bilder nehm ich natürlich gerne.", sagte ich und verließ gut 10 Minuten später die Praxis und lief mit den Ultraschallbildern so schnell ich konnte zur U-Bahn um zu Michi ins Krankenhaus zu fahren. Ich wollte ihm unbedingt alles erzählen und ihm natürlich auch die Bilder zeigen.

Eine halbe Stunde später dann stand ich erneut bei ihm im Zimmer, als Schwester Ingrid gerade eine von Michis Infusionen austauschte.
,,Oh, hallo Hannah! Wie geht es Ihnen denn. So glücklich hab ich sie ja noch nie gesehen."

,,Mir geht's super.", sagte ich vor Freude strahlend, wedelte mit einem kleinen Umschlag in der Luft.
,,Gute Neuigkeiten?", fragte sie verwundert.
Als Antwort auf Ihre Frage öffnete ich den Umschlag und zeigte ihr die Bilder und als sie genau wusste, was sie da in den Händen hielt, schloss sie mich in die Arme.

,,Ach wie schön. Über die ersten Bilder meines Sohnes hab ich mich damals auch so gefreut. Das ist einfach was besonderes, nicht war? Und es gibt noch einen Grund zur Freude. Ihrem Freund geht es immer besser...ich glaub so gut wie heute war er noch nie drauf und wenn ich alles richtig verstanden haben, soll der Aufweckprozess bereits in 5 Tagen beginnen.

Vor lauter Überraschung schlug ich mir die Hände vor den Mund. Das es so schnell gehen würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. Bald würde dieses endlose Warten und das Bangen um sein Leben vorbei sein...bald würde ich ihn wieder lebendig an meiner Seite haben.

Vor laute Freude fiel nun ich der Schwester um den Hals, welche überrascht anfing zu lachen.
In meinen Augen sammelten sich Freudentränen.
,,Ach nein, meine Liebe! Bitte nicht weinen...sonst fang ich auch gleich noch damit an.", sagte sie und reichte mir ein Taschentuch.

,,Ich lasse Sie beiden dann mal alleine. Sie haben ja jetzt so einiges zu feiern."
,,Kann man so sagen.", antwortete ich und stellte mir meinen angestammten Stuhl auf den üblichen Platz neben Michis Bett, während Schwester Ingrid das Zimmer verließ.

,,Hast du gehört Michi? Bald haben wir uns wieder. Bald hast du das Ganze hier endlich überstanden. Bald können wir endlich alles klären.", sagte ich und hielt erneut seine Hand, auf welche eine einzelne Träne meinerseits tropfte.

,,Außerdem hab ich dir was mitgebracht. Ich war heute zum ersten mal beim Ultraschall und hab unser Kind gesehen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir das zusammen erleben können, aber dir Ärztin hat mir die Bilder ausgedruckt und hier sind sie. Ich leg sie dir einfach auf dein Nachtschränkchen, ja? Da kannst du sie dir dann gleich anschauen, wenn du dich wieder erholt hast.", erzählte ich ihm, nahm die Bilder und legte sie auf den besagten Platz.

Ich blieb noch eine Weile im Krankenhaus und berichtete Michi noch weiter vom Besuch bei der Ärztin und erzählte ihm, dass wir in 6 Wochen wissen würde, ob wir einen Sohn oder eine Tochter bekommen würden.

Als ich am Abend dann nach hause kam, rief ich sofort Smudo an und berichtete ihm von den Geschehnissen der letzten Tage. Als er hörte, dass sie Michi bald aus dem Koma holen würden, war er ganz aus dem Häuschen.
,,Ich ruf Thomas und Andy an! Wir kommen nach Berlin, versprochen.", versicherte er mir.

,,Das würde mich sehr freuen...und ich glaube Michi wäre auch froh, wenn er dann aufwacht und euch alle sieht."
,,Sehr gut! Dann sehen wir uns in 5 Tagen. Machs gut.", sagte er und legte sofort auf, ohne das ich ein weiteres Wort sagen konnte.

NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt