Kapitel 34.

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Lúcca POS:

Langsam bewegte ich mich durch die Dunkelheit. Seit ich den Höhlengang betreten hatte, konnte ich Rie deutlich spüren.

Doch es fühlte sich eigenartig an, als wäre sie nicht richtig hier.

Immer weiter ging ich voran. Das spärliche Licht, das den Gang erhellte, kam von phosphoreszierenden Pflanzen, die an den Wänden wuchsen.

Jedoch näherte ich mich allmählich einer größeren Lichtquelle.

Als ich die größere, von Fackeln erhellte Höhle betrat, stockte mir der Atem.

An einer der Wände hing Rie, an dicken Ketten und mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Sofort lief ich zu ihr. „Rie! Rie, kannst du mich hören?"

„Nein, kann sie nicht."

Ich wirbelte herum und hinter mir stand ein vornehm Gekleideter junger Mann, mit blauen Haaren, schwarzen Augen und lächelte mich an.

„Wer bist du?" fauchte ich.

Sein Lächeln wurde breiter und er verbeugte sich vor mir. „Wenn ich mich vorstellen darf. Mein Name ist Lysander." Er erhob sich wieder. „Wer du bist, weiß ich natürlich. Lúcca Shuraiya."

„Schön, da wir uns nun kennen...Lass sie sofort frei!" sagte ich und baute mich vor ihm auf.

Er hob abwehrend die Hände. „Oh, kein Grund wütend zu werden. Ich bin ohnehin so gut wie fertig mit ihr."

Leicht irritiert fragte ich: „Wie meinst du das?"

„Nun, du musst wissen, ich bin ein Wasserdrache, mit dem unvergleichlichen Talent, andere in Illusionen zu fesseln und ihnen dann ihre Kräfte zu rauben." Er holte eine etwa Faustgroße Glaskugel aus seiner Tasche. „Und zwar mit Hilfe dieses kleinen Spielzeugs."

„Du willst also ihre Kräfte, aber wozu?" fragte ich nach.

Er ließ die Kugel in seiner Hand hin und her rollen. „Naja, ich will nicht die Kräfte, die du jetzt vermutlich meinst. Ich wurde beauftragt ihr ihre dunklen Kräfte zu rauben."

Ich riss die Augen auf.

'Nein!'

„Ah, ich sehe du weißt wovon ich spreche." Er sah mich zufrieden lächelnd an.

Schnell fing ich mich wieder. „Du wurdest beauftragt? Von wem?"

Er zuckte mit den Schultern und meinte lapidar. „Das ist nun nicht mehr wichtig." Dann sah er mich verschwörerisch an. „Ich an deiner Stelle, würde mir jetzt über etwas anderes Sorgen machen?"

Ich wartete, bis er weitersprach.

„Fragst du dich denn überhaupt nicht, was ich mit der dunklen Magie unserer Kleinen hier angestellt habe."

Ein ungutes Gefühl beschlich mich. „Was, hast du getan?"

Über sein Gesicht huschte ein amüsiertes Lächeln.

Wie aus dem Nichts erschien vor uns ein großer ovaler Spiegel. Als Lysander ihn berührte, begann seine Oberfläche zu verschwimmen und zeigte bald darauf das Bild eines großen, festlichen geschmückten Gebäudes.

'Die Gilde?!'

Lysander sah auf das Bild. „Sagen wir mal so: Ich habe euren Freunden ein paar Spielkameraden geschickt."


POS:

Mittlerweile, hatten auch diejenigen ohne besondere Sinne gemerkt, dass irgendwas im Gange war.

So sahen nun alle gebannt zum Tor.

„Rie-chan?!" löste sich Tsuki aus ihrer Starre.

„Rie?!" Auch Luana hatte ihre Sprache wiedergefunden.

Die Beiden wollte auf sie zulaufen, doch Koga hielt sie zurück.

Sie schauten verwirrt in sein ernstes Gesicht. „Wartet, da stimmt irgendwas nicht!" sagte er leise.

Yue, Molly und Anges hatten sich mit gesenktem Kopf neben ihn gestellt.

Aniretake und ein paar andere aus der Gilde hatten sich ebenfalls zu ihnen gesellt. „Was ist los?" fragte sie.

Koga antwortete ihr ohne die Person am Eingang aus den Augen zu lassen. „Hier stimmt was nicht. Das da ist nicht Rie."

„Was?" Luana sah ihn irritiert an.

Zwischenzeitlich hatte auch Tsuki den Kopf gesenkt und nun positionierten sich die fünf Drachen in einer Reihe vor den anderen.

„Er hat recht. Das ist nicht Rie." sagte nun auch Tsuki.

„Aber sie riecht genau wie sie." meldete sich Luana.

Koga nickte. „Ja, das ist richtig. Aber sieh sie dir doch mal genau an."

Luana und die anderen Gildenmitglieder, die das Ganze genau verfolgt hatten, drehten die Kopfe und sahen sich die Gestalt, die da vor ihnen stand genau an.

Sie glich Rie bis aufs Haar. Nur war ihr Gesicht zu einer schrecklich grinsenden Fratze verzerrt.

„Wer bist du? Und wo ist die echte Rie?" fragte Koga drohend.

Das Grinsen des Wesens wurde noch breiter und plötzlich breiteten sich auf ihrem Rücken große Drachenflügel aus, ihre Finger und Füße wurden zu Klauen, aus ihrem Kopf wuchsen Hörner und ihre Zähne wurden scharf und spitz.

„Was in aller Welt?" fragte Aniretake und schnappte nach Luft, so wie einige anderen auch.

Auch die Drachen sah verwundert mit an, wie sich das Wesen verwandelte.

„Es sieht aus wie ein Halbdrache." meldete sich Molly als Erste.

„Ich würde eher zu einer Harpyie tendieren." meinte Tsuki und legte leicht den Kopf schief.

„Ich würde auch sagen, dass es eher wie eine Harpyie aussieht." sagte Yue, während Anges zustimmend nickte.

„Dann bleiben wir bei Harpyie." bestimmte Tsuki.

„Habt ihr's jetzt?" fragte Koga genervt.

Die Mitglieder der Gilde verfolgten die Diskussion der Drachen nur fassungslos.

Luana grinste leicht. 'Jetzt wundert mich nichts mehr.'

Doch das Grinsen verging ihr schnell wieder, als das Wesen grauenvoll zu lachen anfing; hoch, schrill und wahnsinnig. Dann begann es mit den Flügeln zu schlagen und flog davon.

Die Drachen und die Gildenmitglieder rannten hinaus und schauten der Harpyie hinterher.

„Verdammt, wie sollen wir Rie jetzt finden?" fragte Koga und ballte die Fäuste.

„Ich glaube, das ist im Moment unser geringstes Problem." sagte Molly, legte Koga eine Hand auf die Schulter und zeigte mit der anderen nach vorne.

Direkt vor ihnen standen und flogen dutzende dieser Harpyien Wesen und grinsten sie an.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt