Kapitel 46.

23 7 0
                                    

Rie POS:

Als nun langsam die Nacht herein brach, wurden die Laternen, Lichterketten und Fackeln entzündet. Und der ganze Platz strahlte und glänzte in einem warmen Licht, das jeden in seinen Bann zog.

Auf einmal kamen Yuki, Satchi, Rai und Sho auf mich zu gelaufen.

„Rie, es wird Zeit für deine Geschichte." sagte Yuki.

„Ach, stimmt ja. Die hatte ich total vergessen. Ok, ruft doch schon mal die Anderen zusammen. Wie immer unter der großen Linde." sagte ich.

Die vier nickten und rannten in verschiedene Richtungen davon.

Ich wollte aufstehen, doch Lúcca, der ebenfalls neben mir saß hielt mich zurück.

„Bist du sicher, dass du das schaffst?" fragte er und sah mich besorgt an.

Ich legte meine Hand auf seine und lächelte ihn an. „Ich würde mich freuen, wenn du mir etwas hilfst."

Sofort hellte sich sein Gesicht auf, er half mir hoch und führte mich in Richtung Linde, während ich mich leicht auf ihn stützte, weil meine Beine noch recht wacklig waren.

Nicht weit entfernt vom Gildengebäude erhob sich ein kleiner Hügel von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt hatte und am Fuß dieses Hügels stand eine große, uralte Linde.

Schon seit je her, so sagt man trafen sich die Menschen unter solch alten Bäumen um ihre Geschichten zu erzählen und manchmal passiert dabei sogar etwas Magisches.

Lúcca platzierte mich an den Wurzel des Baumes auf einem großen Kissen und setzte sich neben mich.

Als ich aufsah, sah ich in viele gespannte Gesichter. Vor mir saßen auf Kissen und Decken umringt von Fackeln und Kerzen, die Leute aus der Gilde und die Drachen und warteten geduldig bis es losging.

Lächelnd schnippte ich kurz mit den Fingern und neben mir erschien eine kleine Dimensionsöffnung, ich griff hinein und wühlte darin herum.

Lúcca grinste mich an. „Du und deine heilige Ordnung."

Doch ich streckte ihm nur die Zunge raus und zog gleich darauf eine lange Bambusflöte heraus.

Kurz schloss ich die Augen, ließ dann die Flöte los und sie schwebte, wie durch Zauberhand neben mir. Der Wind, der sie in der Luft hielt pfiff durch sie hindurch und begann eine leise Melodie zu spielen. Dann hob ich leicht die Hände und die Flammen der Fackeln und Kerzen erhoben sich von ihren Dochten und flogen über die Köpfe meines staunenden Publikums. Kleine, wie Seifenblasen schillernde Kugeln tanzten zwischen dem flackernden Feuer umher und zauberten ein buntes Farbenspiel in die Nacht.

Zwinkernd schaut ich zu Sho, die mich breit von Yue's Schoß aus angrinste.

Noch einmal sah ich kurz zu Lúcca, der mir zunickte, dann schloss ich die Augen und fing an zu erzählen.

„Es war einmal vor langer Zeit, der Tanz der Drachen und Phönixe..."

Ein erstaunten Raunen ging durch die Menge, als sich die Melodie der Flöte änderte und wie aus dem Nichts plötzlich stolze Phönixe und imposante Drachen über und zwischen ihnen umher tanzten.

Mit sanfter Stimme fügte ich Wort an Wort, sang und summte ich und führte meine Zuhörer durch finstere Wälder, zu glitzernden Seen und hoch in die Wolken, in denen sich die letzten Strahlen der Sonne spiegelten.

Staunend und andächtig folgten sie den Bilder, Wegen und Pfaden, die der Klang der Flöte ihnen offenbarte.

Bis sie schlussendlich, wieder hier am Fuß der alten Linde landeten.

Die Phönixe und Drachen erhoben sich ein letztes Mal in die Höhe und verschwanden dann in einem Regen aus glitzerndem Licht, während die Tönen und meine Worte sacht verstummten.

Die Flammen kehrten auf ihre Plätze zurück, die Flöte flog in meine Hand und die Kugeln erloschen.

Stumm saß ich mit geschlossenen Augen da, die Flöte in der Hand und ließ die Melodien auch in mir ausklingen.

Als ich auf einmal etwas warmes auf meinem Gesicht spürte.

Langsam öffnete ich die Augen und sah Lúcca vor mir, der seine Hand an meine Wange gelegt hatte und mich anlächelte.

„Und, wie war es?" fragte ich ihn leicht nervös.

Er fing an zu grinsen. „Sieh selbst." sagte er und nickte mit dem Kopf in Richtung Zuhörer.

Ich folgte seinem Blick und sah die Meisten meiner Freunde und Familie einfach nur grinsend, lächelnd und verträumt da sitzen.

Ein paar waren aufgesprungen und kamen freudestrahlend auf mich zu.

„Rie, das war wunderschön!" rief Molly begeistert und viele nickende Köpfe pflichteten ihr bei.

Ich grinste. „Freut mich, das es euch gefallen hat."

Sie alle redeten gleichzeitig mit mir und miteinander und ich hatte es bald aufgegeben jedem Einzelnen zu antworten.

Inzwischen waren viele wieder zum Gildenplatz zurück gegangen, da das Feuerwerk bald beginnen sollte, nur ein paar wenige waren noch da, als Lúcca mich plötzlich am Arm nahm und zur Seite zog.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt