Kapitel 16.

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Lúcca POS:

Der Morgen kam schneller als erwartet. Ich lag, noch vollständig angezogen und mit den Armen hinterm Kopf, im Bett und starrte an die Decke.

'Was hab ich mir nur dabei gedacht sie so anzufahren?'

Ja, sicher. Es ging mir gewaltig gegen den Strich, dass sie sich mit Yue so gut verstanden hatte, aber das war doch nicht ihre Schuld.

Ich seufzte. 'Gut. Ich gebe es zu: Ich bin eifersüchtig.'

Nur allein der Gedanke, wie sie ihm den Kuss auf die Wange gegeben hatte, ließ mich Rot sehen.

Langsam stand ich auf, ging zum Fenster und sah hinaus.

Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne lachte vom Himmel und eigentlich hätte ich bester Laune sein müssen.

War ich aber nicht.

'Ich glaube es wäre keine gute Idee, zum Frühstück runter zu gehen.'

Wieder seufzte ich, zog mich um, schnappte mir einen Apfel, aus einer Schalle auf dem Tisch und setzte mich auf's Sofa.

'Was mach ich nur?'


Rie POS:

Lúcca war nicht zum Frühstück gekommen und ich hatte alle Hände voll zu tun, mir eine plausible Ausrede einfallen zu lassen.

Wusste ich doch selbst nicht, was mit ihm los war.

Als ich es endlich geschafft hatte, die Anderen davon zu überzeugen, dass er wahrscheinlich einfach nur keine Lust habe, ging es damit weiter, dass Tsuki und Baba-chi mich über den Ball ausquetschten.

So erzählte ich ihnen, von Kazim, woraufhin Koga nur angewidert schnaubte. Von Molly und Anges. Wie wir Yue und Sho kennen gelernt hatten. Für Yue schien Tsuki sich besonders zu interessieren, was wiederum Koga ganz und gar nicht gefiel; bis Baba-chi sie bremste.

Ich erzählte von dem Gespräch mit Magnus und richtete Baba-chi den Gruß von ihm aus. Woraufhin sie nur den Kopf schüttelte und wir anfingen zu lachen. Die Begegnung mit Tahar ließ ich weg.

Zum Schluss erzählte ich noch was Filore zu mir gesagt hatte und beendete damit meinen Bericht.

Tsuki meinte zwar, dass dadoch bestimmt noch was wäre, aber ich hatte wirklich keine Lust ihr von dem Streit zwischen Lúcca und mir zu erzählen, geschweige den, was Yue zu mir gesagt hatte.

Als sie mich endlich entließen, war es bereits später Nachmittag.

Ich ging in den Tempel und besuchte die drei Drachenherzen, die dort immer noch in der Quelle lagen und sich erholten, dann machte ich mich auf den Weg zur Waffenschmiede. Wenn ich schon hier war, konnte ich noch meinen Säbel nachschleifen lassen.


Die Schmiede war wie alle Gebäude hier oben in den Fels gehauen worden und somit, von bearbeitetem Gestein und natürlichen Nischen umgeben.

Als ich an einer solchen Nische vorbei kam, wurde ich plötzlich am Arm gepackt und hineingezogen.

Eine Hand, drückte auf meinen Mund, sodass ich nicht schreien konnte, eine andere drückte mich gegen den rauen Fels, der sich schmerzhaft in meinen Rücken bohrte.

Kurz war ich perplex, doch das legte sich innerhalb eines Augenblickes.

Schnell hatte ich meine Sinne wieder unter Kontrolle und wollte gerade in die Hand vor meinem Mund beißen, als mir ein sehr vertrauter Geruch in die Nase stieg.

'Lúcca!!!'

Augenblicklich ließ ich die Gegenwehr sein, beruhigte mich und sah ihn einfach nur verwundert an.

Er merkte es, nahm die Hand von meinem Mund und stützte sie an der Wand neben meinem Kopf ab; das Gleiche tat er auch mit der Anderen.

Sein Gesicht lag im Schatten, doch er lehnte sich etwas nach vorne, sodass ich ihn ansehen konnte.

Stumm stand er, mit geschlossenen Augen vor mir.

„Lúcca, was soll das? Du hast mich fast zu Tode erschreckt! Was sollte diese Aktion?" wollte ich leicht gereizt wissen.

Er hob den Kopf, öffnete die Augen und sah mich direkt an.

Seine glühenden Augen bohrten sich in meine und ließen mich sofort verstummen.

Alle Wut, die ich bis eben noch auf ihn hatte, war verschwunden und wich dem Gefühl, einem Raubtier gegenüber zustehen.

Ich schluckte schwer.

Als er sprach, war seine weiche Stimme, rau und leise. „Was empfindest du für Yue?"

Im ernsten Moment, war ich zu irritiert um antworten zu können, doch dann besann ich mich. „Was meinst du mit: 'Was empfindest du für Yue?' Wie kommst du auf diese Frage? Was ist los mit dir?"

Er sah mich ernst an. „Antworte einfach. Was empfindest du für Yue?"

„Was soll ich den schon für ihn empfinden. Ich kenne ihn doch erst seid gestern Abend. Er ist ein netter Kerl, das ist alles."

„Wirklich?" fragte er nach und kam mir etwas näher.

Langsam nervte er. „Was soll das? Ist das ein Verhör?"

„Und was war mit dem Kuss?" Er ließ nicht locker.

„Welcher Kuss?"

Seine Stimme wurde lauter. „Na, den Kuss, den du Yue gegeben hast! Was ist damit? Hatte das etwa nichts zu bedeuten?"

Erst wusste ich nicht was er meinte, doch dann fiel es mir wieder ein.

„Du meinst den Kuss auf die Wange? Meine Güte! Er hat mir ein Kompliment gemacht und ich hab mich bedankt!"

Wieder kam er näher.

„Lúcca du benimmst dich echt unmöglich! Warum muss ich dir überhaupt Rechenschaft ablegen? Es ist ja nicht so, als wären wir zusammen!" Ich war stinksauer.

Seine Stimme war weich und doch hörte ich ein leichtes Fehlen darin, als er mir ins Ohr flüsterte: „Und, warum sind wir nicht zusammen?"

Diese Frage warf mich völlig aus der Bahn.

Lúcca lehnte sich wieder etwas weg und sah mir, auf der Suche nach einer Antwort in die Augen.

Ich konnte nichts sagen. Das Einzige was ich konnte, war ihn anzustarren.

Bis er irgendwann die Augen schloss, sich vollends von mir entfernte und meinte: „Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Entschuldige, dass ich dich gestern und gerade so angefahren hab. Bis bald"

Damit ließ er mich allein in der Spalte stehen und ging.

Ich rutschte an der Wand hinunter, setzte mich auf den Boden und starrte einfach nur ins Leere.


Nach einer gefühlten Ewigkeit, rappelte ich mich auf, mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt. Ich trat aus der Nische, öffnete ein Tor und ging, ohne mich vorher zu Verabschieden, zurück in mein Hexenhäuschen.

Auf keinen Fall wollte ichTsuki in solch einem Zustand in die Arme laufen, also schrieb ich ihr nur kurz eine Nachricht, dass ich schon früher nach Hause bin und legte das Handy beiseite.

Den Göttern sei dank waren die Zwillinge immer noch im Dorf, so hatte ich die Gelegenheit nochmal über alles nachzudenken.

Vor mich hin murmelnd lief ich im Zimmer auf und ab und spielte die ganze Szene noch mal im Geist durch.

Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger konnte ich mir Lúcca's Aktion erklären.

Nicht viel schlauer als vorher, legte ich mich auf's Sofa und starrte an die Decke. Irgendwann fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt