Kapitel 5

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Drei Schatten huschten durch die Nacht und über die unwirkliche Ebene; über Felsen, ausgetrocknete Wiesen und vorbei an verdorrten Wäldern.

Wir rannten schnell und gebückt, immer darauf bedacht sowenig Geräusche wie möglich zu verursachen, so wie wir es gelernt hatten.

Baba-chi hatte, uns einige Kilometer vor dem eigentlichen Ziel abgesetzt. Sie gab uns noch ein paar Infos, bevor wir aufgebrochen sind.

„Also, wie gesagt, viel ist über diesen Typen nicht bekannt. Er verschanzt sich in seiner Bergfestung. Die Landschaft um den Berg, ist die reinste Ödnis, ein wahres Traumurlaubs Ziel und wie geschaffen für einen Hinterhalt. Haltet euch im Schatten und versucht unbemerkt einzudringen. Ich werde euch etwas entfernt davon raus lassen, um möglichen Fallen zu entgehen. Seit auf der Hut, er ist ein gefährlicher Gegner und kommt mir alle Gesund wieder zurück."

Mit ihren warnenden Worten im Ohr, liefen wir immer weiter durch die Finsternis.

Ich wußte genau in welche Richtung wir mußten. Seit ich die Dimension betreten hatte, spürte ich Lúcca's Präsenz, schwach zwar, aber da.

Hinter einem großen Felsen blieb ich stehen und deutete den anderen es mir gleich zu tun. Wir kletterten vorsichtig auf den Felsen und blickten auf das, was vor uns lag.

Ein gewaltiger Berg erhob sich aus der ansonsten ebenen Landschaft. Es sah aus wie riesige, steinerne, schwarze Reißzähne, die aus dem Boden in den Himmel empor ragten.

Da es so dunkel war, konnte man kaum erkennen wie hoch der Berg tatsächlich war.

„So, und was jetzt?" fragte Koga.

„Wir suchen uns einen Eingang." sagte ich.

„Ach was? So weit war ich auch schon. Kannst du nicht irgendwie Lúcca an funken, damit er uns sagt wo's rein geht?" meint er und sah mich fragend an.

Ich funkelte ihn wütend an. „Sag mal, sehe ich aus wie ein Walkie Talkie?! Außerdem, glaubst du ich hätte nicht schon versucht ihn zu rufen, du Schlaumeier? Irgendwas blockiert seine Gedanken. Ich kann nur spüren, daß er da drin ist." fauchte ich.

„Sorry..." sagte er kleinlaut.

„Wenn ihr euch dann wieder abgeregt habt..." mischte Tsuki sich ein „...können wir ja die netten Herren da drüben fragen, wo es rein geht." sagte sie und zeigte auf zwei Typen in Wachuniformen, die ungefähr fünfhundert Meter vor uns, über die Felsen marschierten.

"Ja, das wäre ein Möglichkeit." meint Koga und wollte sich gerade auf den Weg machen, als Tsuki ihn zurück hielt.

„Warte, lass Rie und mich das erledigen."

Er sah sie skeptisch an. „Und warum bitte schön?"

„Weil du, absolut kein Talent im geräuschlosen Überwältigen hast." sagte sie und noch bevor er protestieren konnte, waren wir auch schon über den Rand des Felsens gesprungen.

„Das war jetzt schon etwas hart." meinte ich und erinnerte mich daran, wie Lúcca mal gesagt hatte, daß Tsuki und ich uns in puncto 'scharfer Zunge' in nichts nachstehen würden, ich grinste.

„Ach was, er ist nicht aus Zucker, der übersteht das, außerdem stimmt es." sagte sie leise, als wir uns langsam den Männern näherten. „Und jetzt halt die Klappe, sonst bemerken sie uns noch. Am Besten, machen wir es so wie früher, weißt du das noch?" Ich nickte. „Gut, dann los."

Wir schlossen beide die Augen und lösten uns in zwei Nebelwolken auf. So glitten wir unbemerkt über die Felsen und Steine, bis hinter die Männer, die von all dem nichts mit bekamen.

Als wir genau hinter ihnen waren, materialisierten wir uns wieder.

Ich schoß ein paar meiner Nadeln ab, die in ein Nervengift getaucht waren. Punkt genau traf mein Geschoß einen der Männer in den Hals, das Gift wirkte sofort und der Mann glitt, ohne das Bewußtsein zu verlieren, vom Hals abwärts gelähmt, zu Boden.

Noch bevor der andere realisiert hatte was da mit seinem Kumpel geschehen war, stand Tsuki hinter ihm und schlug ihn k.o.

Koga gesellt sich zu uns und meinte: „Wißt ihr, daß ich diese Nummer schon immer irgendwie gruselig fand. Cool und effektiv, aber echt gruselig."

Wir grinsten ihn breit an und wanden uns dann unserem Gefangenen zu, der verzweifelt versuchte sein Körper wieder unter Kontrolle zu bringen.

Ich kniete mich vor ihn. „Spar dir die Mühe. Ich habe deine Nerven unterhalb des Hals lahm gelegt. Du kannst dich erst wieder bewegen, wenn ich diese Nadel entferne und somit die Giftzufuhr unterbreche." sagte ich, spielte mit der Nadel an seinem Hals und lächelte ihn dabei süffisant. „Und das mache ich nur, wenn du uns sagst, wo der Eingang zu Bakúm's Festung ist."

Er brüllte mich an. „Einen Scheiß mach ich! Gib mich frei, du dämliche Schlampe!" Und wackelte dabei mit dem Kopf hin und her, denn mehr ging ja nicht, was sehr lustig aussah.

Tsuki trat neben mich. „Na na, wer wird den so unfreundlich sein? Gut, wenn du nicht reden willst, werden wir wohl andere Saiten aufziehen müssen." sagte sie und grinste ihn diabolisch an.

Ich erspare euch jetzt die Einzelheiten, auf jeden Fall, war der Typ k.o., wir hatten die Info und Koga war sehr blass um die Nase, als wir aufbrachen.

„Tsuki, bitte erinnere mich in Zukunft daran, netter zu dir zu sein." sagte er und schluckte schwer.

Sie schaute ihn verwundert an und meinte nur: „Was hast du? Rie und ich haben früher auf Missionen, unsere Informationen ständig auf diese Art bekommen."

Er sah mich geschockt an und als ich nur bestätigend nickte, wurde er noch blasser.

Dank unseres neuen Freundes, wußten wir, daß sich der Eingang etwas südlich von uns, in einer Felsspalte befand, also hielten wir danach Ausschau.

Was nicht so einfach war, bei Nacht, aber einige Minuten später, fanden wir die Spalte, gingen hinein und standen vor einem großen, dunklen, mit schweren Eisen beschlagenen Tor.

„So, und jetzt? Klopfen wir an oder gehen wir einfach so rein?" meinte Koga.

„Da ich mal davon ausgehe, daß er uns sowieso erwartet, würde ich sagen, wir gehen einfach so rein." sagte ich und legte meine Hand ans Tor.

„Bereit?" fragte ich und drehte mich noch mal zu den beiden um.

„Kann losgehen! Ich freu mich schon richtig darauf diesem Typ in den Arsch zu treten!" sagte Koga. „Da bin ich ausnahmsweise mal deiner Meinung." meinte Tsuki zu ihm.

Ich nickte. „Gut, dann los!"

'Halt durch Lúcca, wir kommen!' Mit diesen Gedanken, drückte ich das Tor auf.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt