Kapitel 4

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Alle fünfhundert Jahre, wurde eine Zeremonie abgehalten, um das Mädchen zu suchen, das dazu bestimmt war Prinzessin des Klans zu werden.

Sämtliche Mädchen des Klans wurden zusammen gerufen und in den Tempel gebracht. Das Drachenherz wurde aus der Quelle geholt, in der es aufbewahrt wurde und gehofft, daß es bei einem der Mädchen reagiert.

Daß dies das letzte Mal passierte, war schon einige Generationen her.

Die letzte Prinzessin war Baba-chi's Großmutter. Ich wußte von ihr, was die Aufgaben der Prinzessin waren und hatte absolut keine Lust dazu, zudem war ich erst fünf alt, Tsuki war sechs und Lúcca acht, also in Menschenjahren gesehen.

Da standen wir nun in Reih und Glied, in der Vorhalle und warteten darauf, daß es losging. Tsuki stand neben mir und war mindestens genau so nervös wie ich, sie wollte nämlich unbedingt Priesterin werden, das hatte sie uns schon oft erzählt und sie hatte als Lichtdrache, auch die besten Voraussetzungen dazu.

Vor uns standen die Ältesten des Klans, wie immer die Ruhe selbst. Lúcca stand daneben, er war das zukünftige Oberhaupt und sollte eigentlich Ruhe und Würde ausstrahlen, doch er zappelte und hampelte herum.

Einer der Ältesten funkelte ihn böse an und er wurde immer kleiner. Tsuki und ich sahen dies und mußten anfangen zu kichern, daraufhin schaute Lúcca uns böse an, doch ich streckte ihm nur die Zunge raus.

Bevor er noch irgendetwas machen konnte, kam Baba-chi, die damals noch Oberhaupt war, in einer langen, weißen mit goldenen Ornamenten bestickten Robe gekleidet, sie haßte dieses Ding, und einem dunklen Holzkästchen in der Hand, aus dem Tempelinneren.

Sie blieb vor uns stehen und sagte: „In diesem Kästchen befindet sich der 'Drachenherzkristall', der Schatz unseres Klans. Er reagiert nur auf die wahre Prinzessin. Vielleicht ist es ja eine von euch." Ein Raunen ging durch die Menge und sie ließ ihren Blick über die Reihen wandern, wir waren ungefähr zwanzig Mädchen, in unterschiedlichem Alter.

Bei Tsuki und mir hielt sie kurz inne und lächelte. „Nun den. Lasst uns beginnen." sagte sie und öffnete das Kästchen.

Zuerst passierte nichts, doch dann erhob sich ganz langsam ein ungeschliffener weißer Kristall, er sah aus als wäre er gerade eben erst aus dem Berg geschlagen worden. Noch völlig unförmig und doch schien in seinem Inneren etwas zu leuchten. Er stieg immer höher, bis er etwa einen halben Meter über dem Kästchen schweben blieb. Wir alle starrten wie gebannt auf das schimmernde, etwa faustgroße Etwas.

Wieder passierte eine ganze Weile nichts und man konnte in den Gesichtern der Erwachsenen deutlich die Enttäuschung sehen, als plötzlich doch Leben in ihn kam.

Baba-chi hatte mir mal erzählt, dass der Kristall, je nach Person, die er sich aussucht, seine Form und Farbe änderte. Und genau das passierte gerade.

Der Stein zerfloss regelrecht, bis eine weiße wasserartige Maße in der Luft schwebte, die sich zu bewegen schien. Als würde sie kochen, bewegte sich die Flüssigkeit hin und her, bis sie schlussendlich die Form einen Sterns annahm.

Und als würde jemand Farbe in Wasser schütten, veränderte sich die Farbe von milchig weiß zu einem klaren Dunkelblau, so blau wie der tiefste Ozean.

Auf einmal, schoss der Stern in die Höhe und fing dabei so hell an zu leuchten, daß man die Form kaum noch erkennen konnte. Kurz bevor er in die Decke einschlug, flog er einen Bogen und steuerte geradewegs auf mich zu. Es sah aus wie eine Sternschnuppe, die vom Himmel fällt.

Direkt vor mir blieb er, auf Brusthöhe stehen und flog ganz langsam in mich hinein. Es war ein warmes und sehr angenehmes Gefühl, als wäre ein Teil von mir, der verloren war zurückgekehrt.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt