Kapitel 3.

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Rie POS:

Am nächsten Morgen, machten die Zwillinge und ich uns fertig, frühstückten gemütlich und redeten über Gott und die Welt.

Auch wenn wir jetzt schon einige Jahre so zusammen lebten, wurden wir uns doch nie überdrüssig, es wurde nie langweilig oder eintönig.

Als wir fertig waren, räumten wir alles auf und verließen das Haus.

„Rie nee-sama. Dürfen wir das Tor zum Dorf öffnen?" fragten die Jungs und sahen mich mit großen, leuchtenden Augen an.

„Wischt euch den Dackelblick aus der Stirn, der funktioniert bei mir nicht, dass wisst ihr genau. Und mit dem Tor, ich weiß nicht. Das letzte Mal, als ich euch das Tor hab öffnen lassen, sind wir irgendwo in einer Winterlandschaft gelandet. Ich glaube das mach ich lieber selbst." Sie sahen mich beleidigt an. „Jetzt hört auf zu schmollen. Ich bin sicher Lúcca würde liebend gern mit euch das Dimensionsspringen üben. Wie wär's wenn ihr ihn nachher gleich fragt?"

Offensichtlich gefiel ihnen mein Vorschlag, denn ihre Augen fingen an zu leuchten und sie sprangen wie verrückt herum.

„Oh ja, das machen wir! Wir fragen Lúcca nii-sama!" rief Rai vergnügt und gab seinem Bruder Highfive.

„Gut, da das nun geklärt ist, können wir los?" fragte ich lächelnd.

„Ja!" riefen sie im Chor.

So öffnete ich das Tor und insgeheim freute ich mich darüber, dass Lúcca nun die ehrenvolle Aufgabe übernehmen durfte mit den Zweien zu üben.

Breit grinsend durchschritt ich mit den Jungs das Tor.

Kurze Zeit später, standen wir vor dem großen Eingangstor des Dorfes. Wie jedes Mal, denn egal woher oder wer hier her springt, man landet immer vor dem Haupttor.

Es war ein Schutzmechanismus, der die Dimension so manipulierte, dass man das Dorf nur durch das Tor betreten, es aber im Gegenzug jeder Zeit, egal wo im Dorf man war, durch Springen verlassen konnte.

So gingen wir guter Dinge in die Richtung, in der Baba-chi's Haus lag.

Jeder der uns begegnet, war gut gelaunt, dass war mir früher schon oft aufgefallen. Die Leute hier begannen jeden Tag mit einem Lächeln und dies war verdammt ansteckend. Auch wenn man mal nicht so gut drauf war, munterten sie einen auf, deswegen liebte ich sie auch so sehr.

Auf dem Weg zu Baba-chi, kamen wir an dem Haus von Tantchen Ru vorbei.

Eigentlich war sie nicht unsere richtige Tante, aber jeder nannte sie so und sie war auch für jeden wie eine Tante. Sie war steinalt und sah aus wie ein kleines Ömchen, das immer auf einer Bank vor ihrem Haus saß und strickte, doch sie hatte es Faustdick hinter den Ohren.

Da es ein wunderschöner, sonniger Tag war, saß sie wie gewohnt auf ihrer Bank und strickte.

Als Kind hatte ich mich immer gefragt, was sie da eigentlich strickte und Lúcca hatte mir damals eingeredet, dass sie einen Schal stricke, der so lang war, dass sie damit eine ganze Welt einwickeln konnte. Ich hatte ihr das erzählt und sie hat es weder verneint noch bejaht, sondern einfach nur wissend gelächelt, was mich schon damals und bis heute sehr irritierte.

„Guten morgen, Tantchen Ru." sagte ich, als wir an ihrer Bank vorbei kamen.

Sie sah von ihren Stricknadeln, ohne zu stoppen auf und lächelte uns herzlich und warm an.

„Guten morgen, ihr Lieben. Was führt euch den schon so früh hier her?" fragte sie und hörte sogar kurz auf mit ihren Nadeln zu klappern.

„Rie nee-sama muss ein Kleid anprobieren." sprudelte es aus Rei heraus.

„Oh wie erfreulich. Wann wird das große Ereignis denn stattfinden?" meinte sie und lächelte mich an.

„Was meinst du?" fragte ich verständnislos.

„Na, die Hochzeit."

Jetzt wurde ich hellhörig. „Welche Hochzeit? Wovon sprichst du?"

„Oh, habe ich etwas Falsches gesagt?" sagte sie, lächelte mich aber immer noch an.

„Tantchen Ruuuu." sagte ich fordernd. „Du sagst mir jetzt auf der Stelle was du meinst!"

Ich hatte eine üble Vorahnung.

Sie druckste etwas herum.

„Na, die Hochzeit von dir und Lúcca nii-sama!" kam es plötzlich von Rai, der mich wie sein Bruder breit angrinste.

„Was?! Wer erzählt denn diesen Quatsch? Und warum wisst ihr so was eigentlich schon wieder?" fragte ich die Jungs skeptisch, die Zwei war wirklich besser als jede Zeitung.

Sie schauten verlegen zu Boden. „Naja, Tsuki nee-sama..."

„Oh nein, nicht schon wieder!" Ich klatschte mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Da hat sie wohl mal wieder etwas übertrieben?" meinte Ru und holte mich aus meinen Gedanken, in denen ich Tsuki gerade genussvoll den Hals umdrehte.

„Etwas?!" schrie ich schon fast und meine Stimme wurde zum Ende hin ein bisschen schriller.

„Etwas, ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts! Wann hört sie endlich auf, solche haarsträubenden Geschichten zu erfinden?"

„Also, ich fände die Vorstellung eigentlich sehr schön." meinte Ru und sah verträumt an mir vorbei, in die Ferne.

„Jetzt fang du nicht auch noch an! Es reicht mir schon, wenn Tsuki ständig solchen Unsinn verzapft. Da musst du sie nicht auch noch unterstützen!" sagte ich warnend und funkelte sie leicht an, was sie nur mit einem Schmunzeln quittierte.

„Ich sage lediglich, dass du und Lúcca ein hübsches Paar abgeben würdet."

„Das finden wir auch." meldeten sich plötzlich die Zwillinge wieder zu Wort. „Du und Lúcca nii-sama, seht immer so glücklich aus, wenn ihr zusammen seid."

Ich sah sie verdutzt an und merkte gleichzeitig, dass meine Wangen wärmer wurden.

Dazu fiel mir nicht mehr viel ein, ich schaute in eine andere Richtung und meinte nur: „Das bildet ihr euch nur ein! Außerdem, müssen wir jetzt weiter! Baba-chi wartet auf uns."

Ohne ein weiteres Wort über die Angelegenheit zu verlieren, wandt ich mich noch mal an Ru. „Bis bald, Tantchen Ru. Pass auf dich auf und glaub nicht immer alles was Tsuki dir erzählt." Mit diesen Worten drehte ich mich um und marschierte weiter den Berg hinauf.

„Ich werde mich bemühen. Mach's gut meine Liebe." rief sie mir hinterher und zu Rei und Rai sagte sie: „Ihr habt mir ein Auge auf sie, OK?"

Die Zwei, die mir bis dahin nur verwirrt hinterher geschaut hatten, drehten sich zu Ru, salutierten und riefen im Chor: „Jawohl!"

„So, lob ich mir das. Und jetzt lauft, sonst hängt sie euch noch ab." sagte sie, zwinkerte ihnen zu und zeigte mit dem Daumen auf mich.

Die Beiden rannten wie von einer Tarantel gestochen hinter mir her und riefen Ru noch ein kurzes „Bye, Tantchen Ru" zu, während diese nur schallend zu lachen begann und sich wieder ihrer Strickarbeit widmete.

PhönixHeart: Rie StyleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt