Bereits sind fünfzehn Minuten vergangen seit Luke den Raum verlassen hat. Meine Tränen sind mittlerweile getrocknet und ich rapple mich von der Couch auf. Ich weiß nicht wo er hingegangen ist und so beginne ich ihn zu suchen. Als ich ihn in seinem Zimmer und auch in keinen der Räume im unteren Stockwerk finde sehe ich dass die gläserne Tür am Ende des Flurs etwas offen steht. Ich schiebe sie ganz auf und trete auf eine kleine Terrasse die an einen Garten grenzt. Als ich meinen Blick nach rechts wende sehe ich ihn wie er in einem Stuhl sitzt, den Blick leblos in die Dunkelheit der Nacht gerichtet und eine Zigarette zwischen den Fingern.
"Luke." Sage ich vorsichtig, sodass sich sein Kopf in meine Richtung dreht. Seine Augen sind rot unterlaufen von den Tränen die er bereits vergossen hat und auch seine Wangen sind etwas gerötet. Der Anblick zerbricht mir fast das Herz und ich will nichts mehr als ihn in den Arm zu nehmen. Stattdessen aber setze ich mich in den Stuhl neben ihn und huste etwas als ich den Rauch seiner Zigarette direkt ins Gesicht bekomme.
"Sorry, ich musste nur irgendwie runter kommen." Entschuldigt er sich mit rauer Stimme, bevor er das was von der Zigarette noch übrig gebliebene ausdrückt.
"Nicht schlimm." Sage ich nur und ziehe die Beine an meinen Körper, da hier draußen ein leichter Wind weht.
Eine Weile sitzen wir beide stumm da, da niemand weiß was er sagen soll. Jedes Mal wenn ich meinen Blick zu ihm streifen lasse sehe ich ihn in einem anderen Licht. Nun da ich einen Teil seiner Vergangenheit kenne werden mir einige Dinge klar. Jedes Mal wenn er bei der Erwähnung seiner Eltern wütend wurde dachte ich er hat vielleicht so etwas wie ein Problem mit seinen Aggressionen. Aber jetzt weiß ich dass es alles andere als das war.
"Heute vor zwei Jahren sind sie gestorben." Sagt er leise neben mir. Und schon wieder habe ich eine Antwort auf eine Frage die ich mir heute die ganze Zeit gestellt habe. Heute ist der Todestag seiner Eltern, wieso sollte er sich nicht komisch verhalten.
"Ich fühl mich schlecht Luke." Sage ich ehrlich und endlich löst er den Blick von der Dunkelheit und sieht stattdessen mich an.
"Wieso?"
"Ich hätte dich nicht so oft auf sie ansprechen sollen. Hätte ich gewusst was mit ihnen passiert ist dann hätte ich einfach nichts gesagt aber das habe ich nicht und ich fühle mich mies deswegen. Ich hab dich immer wieder danach gefragt und du hast mir so oft gesagt ich soll es nicht tun. Es tut mir Leid Luke."
"Ist schon okay, du konntest es ja nicht wissen." Meint er und sieht mich mit seinen roten Augen an.
"Trotzdem hätte ich damit aufhören sollen als du es mir gesagt hast."
"Du kannst es ja wieder gut machen." Sagt er dann worauf ich ihn bittend ansehe. Nichts lieber als das würde ich tun um mein schlechtes Gewissen los zu bekommen.
"Wie?" Frage ich also und warte auf seine Antwort.
"Umarm mich." Sagt er und steckt die Arme aus. Ein schwaches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich erhebe mich von dem Stuhl auf den ich sitze um zu ihn zu gehen. Nachdem er mich auf seinen Schoß gezogen hat lege ich die Arme fest um ihn und vergrabe so wie er es bei mir tut den Kopf an seinem Hals.
"Ich will es aber wirklich gut machen." Sage ich. "Nicht nur mit einer Umarmung."
"Bleib einfach bei mir, mehr brauche ich nicht."
"Immer." Murmel ich an seinem Hals und streiche mit meiner Hand seinen Rücken auf und ab.
"Versprochen?" Fragt er in einem Ton der mir erneut fast das Herz zerreißt.
"Versprochen." flüstere ich und küsse seine Schulter.
"Gut, denn ich würde es nicht ertragen noch jemanden in meinem Leben zu verlieren."
Da ich keine Ahnung habe was ich darauf antworten soll vergrabe ich mein Gesicht einfach noch mehr an seinem Hals und verstärke meine Umarmung, was er mir gleich tut. Wenn ich könnte würde ich für immer hier mit ihm sitzen und ihn am liebsten nie wieder los lassen.
"Sollen wir rein gehen? Es wird langsam kalt hier draußen." Schlage ich vor, nachdem wir eine ganze Weile ohne ein Wort zu sagen auf seiner Terrasse gesessen sind.
"Okay." Meint er nur und hebt mich von seinem Schoß. Gemeinsam gehen wir wieder nach drinnen, wo er sofort den Weg nach oben in sein Zimmer einschlägt.
"Wie spät ist es?" Will ich wissen und suche nach einer Uhr in seinem Zimmer die ich aber nicht finde. Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und wirft einen kurzen Blick darauf, bevor er es auf den Schreibtisch legt.
"Kurz nach zehn." Sagt er.
"Okay." Nicke ich und sehe ihn an. "Was hältst du davon wenn wir morgen zuhause bleiben?" Sage ich dann und scheine ihn etwas zum Nachdenken angeregt zu haben.
"Wieso?"
"So eben. Ich weiß ja nicht wie es dir geht aber ich fühl mich keines Wegs so toll um morgen in die Schule zu gehen. Noch dazu könnten wir einen ungestörten Tag zusammen verbringen. Nur du und ich."
"Das klingt gar nicht mal so schlecht." Sagt er und nickt dabei etwas.
"Na gut dann bleiben wir hier." Ich lächle ihn etwas an bevor ich auf ihn zu gehe und seine Hände ergreife. Sofort verschränkt er unsere Finger miteinander und zieht mich etwas näher zu sich.
"Danke." Sagt er leise und sieht mit seinen noch immer etwas verheulten Augen zu mir hinunter.
"Für was?" Frage ich verwirrt und hebe den Kopf etwas sodass ich zu ihm aufblicken kann.
"Das weiß ich nicht genau aber trotzdem." Er zieht mich an seine Brust und löst unsere Finger auseinander, sodass er seine Arme um mich legen kann.
"Sollen wir ins Bett gehen? Ich fühl mich nämlich wie ein Stein." Seufze ich an seiner Brust, worauf ich ihn nicken spüren kann.
"Ich gibt dir was von mir." Meint er und geht zu seinem Kleiderschrank.
"Mehr wie ein T-Shirt brauch ich nicht. Was anderes hatte ich letztes Mal auch nicht an."
"Okay." Sagt er und legt mir eins seiner vielen schwarzen Shirts in die Hand, mit dem ich kurz darauf im Badezimmer gegenüber verschwinde.
Nachdem ich mich von den ungemütlichen Klamotten getrennt habe ziehe ich mir sein T-Shirt über und atme den Geruch ein der einfach nur nach ihm riecht. Danach binde ich mir die Haare mit dem Haargummi an meinem Handgelenk zu einem Zopf zusammen und nehme meine Klamotten in die Hand. Als ich wieder in sein Zimmer komme sehe ich gerade noch wie er sich ein graues Shirt über den Kopf zieht, dass zu seinen schwarz grau karierten Boxershorts passt. Er sieht verdammt kuschelig aus und ich freue mich auf nichts mehr als mit ihm unter der warmen Decke zu verschwinden und mich an ihn zu kuscheln. Ich lege meine Klamotten über den Stuhl an seinem Schreibtisch und gehe dann zum Bett, wo ich die Decke zurück schlage und mich darunter lege. Er geht zum Lichtschalter und lässt den Raum ins Dunkle tauchen, bevor er ohne Probleme zurück zum Bett kommt und neben mir hinein krabbelt. Nur kurz nachdem die Decke über ihm liegt spüre ich seine Hände an meinen Hüften wie er mich an sich zieht und einen Kuss auf meine Stirn presst.
"Gute Nacht." Sagt er und legt erneut seine Lippen auf meine Haut, nur dieses Mal auf meine Wange.
"Gute Nacht, schlaf gut." Gebe ich zurück und kuschle mich näher an ihn, wodurch es mir gleich viel wärmer wird.
"Ich versuch es."
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POSSESSED - Completed -
General Fiction- Completed - Teil 1 der "POSSESSED" Reihe ~ Ich werde dir nicht die Gründe sagen, weshalb du mich lieben sollst, du hast keine Grüne. Der Grund zum Lieben ist die Liebe selbst ~ Allison Collins findet an ihrer neuen Schule schnell Freunde, doch au...