ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 64. Filmeabend

76 13 0
                                    

LUKE

Auf dem Heimweg hat mich Allison zu meinem Haus gefahren da ich dringend mal neue Klamotten anziehen muss. Ich tausche meine schwarze Jeans gegen eine andere aus und ziehe statt meinem Pulli ein T-Shirt an. Als ich fertig bin packe ich noch zwei andere Shirts und eine Hose in meinen Rucksack, da ich nicht weiß wie lange ich noch bei ihr übernachten werde. Ich verlasse mein Haus wieder und steige auf den Beifahrersitz ein, worauf wir uns auf den Weg zu Michael machen.

Ich erkläre ihr den Weg zu seinem Haus, den ich schon so lange nicht mehr gefahren bin. Ich dachte immer ich werde nie mehr dort sein, warum auch, aber da hab ich wohl falsch gedacht. Stattdessen stehe ich jetzt vor seinem Haus und betätige die Klingel neben der Haustür. Ich kann höre wie sich im Haus etwas tut und nur wenige Sekunden später die Tür geöffnet wird. Ich bin etwas überrumpelt als ich in Karens Gesicht sehe und nicht so wirklich weiß was ich sagen soll.

"Äh hi." Gebe ich dann schließlich von mir.

"Luke." Sagt sie überrascht und beginnt dann zu lächeln. "Ich hab dich ja so lange nicht mehr gesehen." Sie kommt auf mich zu und umarmt mich kurz was ich etwas überrumpelt erwidere. Im Gegensatz zu ihrem Sohn hasst sie mich wohl nicht. "Wie geht es dir denn?" Fragt sie und sieht zu mir hoch.

"Äh ganz gut denke ich." Wenn ich ganz ehrlich bin geht es mir scheiße, aber das kann ich ihr ja kaum ins Gesicht sagen.

"Das ist schön." Lächelt sie und widmet sich dann Allison. "Du bist Allison richtig? Schön dass ich dich auch endlich mal persönlich kennen lerne."

"Ja freut mich auch." Lächelt Allison sie fröhlich an.

"Kommt doch rein, die anderen sind schon im Wohnzimmer. Ich muss leider los. War schön dich mal getroffen zu haben Allison, und dich auch Luke." Mit einem letzten Lächeln verabschiedet sie sich von uns und verschwindet aus der Haustür.

"Sie mag dich." Sagt Allison neben mir die gerade aus ihren Schuhen schlüpft.

"Ja." Gebe ich mit einem halbherzigen Lächeln zurück. "Wir sind immer ziemlich gut miteinander ausgekommen. Michael war mein bester Freund weißt du." Erzähle ich.

"Oh wirklich?" Fragt sie überrascht.

"Ja, deswegen mag er mich auch am wenigsten von allen."

"Vielleicht ändert sich das ja wieder. Er hat dich ja schließlich eingeladen, ist das nicht ein Fortschritt." Meint sie.

"Ja vielleicht." Sage ich nur, da ich es nicht wirklich glaube. Ich nehme ihre Hand und führe sie zu Michaels Wohnzimmer, in dem schon alle sitzen.

"Auch mal da." Werden wir von Calum begrüßt, der ein wenig rüber rutscht, sodass Allison und ich auch noch Platz auf der Couch haben.

"Allison süßes oder salziges Popcorn?" Fragt Ashton, der neben Annie sitzt und einen Arm um ihre Schultern gelegt hat.

"Äh süß." Gibt sie zurück und lächelt ihn dankend an, als er ihr eine kleine Schüssel in die Hand gibt.

"Hier, die sind auch süß." Sagt er und gibt auch mir eine Schüssel in die Hand.

"Äh danke." Sage ich und lächle innerlich darüber dass er sich noch gemerkt hat dass ich salziges Popcorn nicht ausstehen kann.

"Was sehen wir eigentlich für einen Film?" Fragt Calum, der es sich bereits ziemlich bequem gemacht hat.

"Keine Ahnung, Annie hat ihn ausgesucht." Meint Michael der nachdem er den Fernseher an geschalten hat zu uns auf die Couch kommt.

"Oh Gott bitte keine Schnulze." Jammert Ashton.

"So schnulzig ist er gar nicht, er ist gut okay." Rechtfertigt sich Annie und lächelt dann zufrieden als Michael mit einem kleinen Seufzen auf Play drückt.

"Hat wer Taschentücher?" Höre ich Annie fragen als der Film vielleicht ein bisschen mehr als eine Stunde läuft, und somit langsam dem Ende zu geht.

"Wieso? Er ist doch nicht einmal traurig." Meint Michael neben ihr.

"Ich weiß aber der traurige Teil kommt doch jetzt erst, ich will nur vorbereitet sein."

"Na gut ich hol dir deine Taschentücher." Seufzt Michael und steht von der Couch auf.

"Brauchst du auch welche?" Sage ich zu Allison die nur lachend den Kopf schüttelt.

"Ich denke das schaff ich schon." Winkt sie ab. Ich verstärke meinen Griff um ihre Schulter etwas und ziehe sie ein wenig näher zu mir um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu geben. Michael kommt mit einer Packung Taschentücher wieder ins Wohnzimmer zurück und drückt sie Annie in die Hand.

"Gerade noch rechtzeitig." Sagt sie als auf einmal ein Krachen zu hören ist und traurige Musik zu spielen beginnt. Ich richte meinen Blick wieder auf den Fernseher und nicht auf Allison, nur um ein Autofrack auf dem großen Flachbildschirm zu sehen. Mein Blick bleibt wie festgeklebt an dem Bild hängen dass sich mir gibt, und ich kann spüren wie sich jedes einzelne meiner Haare am Körper aufstellt. Wieso kann ich nicht für einen Tag in meinem Leben von dem was passiert ist verschont bleiben, sondern immer und immer wieder daran erinnert werden.

ALLISON

"Luke." Sage ich leise als ich seinen Blick sehe, der auf den Fernseher gerichtet ist. "Luke." Versuche ich es erneut und streiche über seinen Arm.

"Ist schon okay, mir geht es g-gut." Behauptet er mit schwacher Stimme und hört nicht auf, auf den Fernseher zu sehen.

"Sieh dir das nicht an." Sage ich und lege meine Hand an seine Wange, um sein Gesicht zu mir zu drehen. Er schließt die Augen und versucht wahrscheinlich die Tränen zurück zu halten, die gerade in seine Augen steigen. Zuerst denke ich Luke schluchzen zu hören, merke dann aber dass es doch nur Annie ist. Meine Aufmerksamkeit ist schon lange nicht mehr auf den Film gerichtet, sondern nur auf Luke, der sein Gesicht an meinem Hals vergraben hat.

Nach einiger Zeit merke ich wie die anderen von der Couch aufstehen, und als ich auf den Fernseher sehe merke ich das der Film bereits vorbei ist.

"Du nicht auch noch Hemmings." Höre ich Michael sagen, der uns mit amüsierten Blick mustert.

"Michael, lass es gut sein." Warne ich ihn.

"Schon gut Allison lass ihn ruhig." Meldet sich Luke zu Wort, der einmal kurz schnieft und sich dann von mir löst.

"Okay warte du heulst wirklich." Sagt Michael leicht lachend. "Alter seit wann bist du so eine Heulsuse."

"Michael!" Sage ich erneut warnend, er soll endlich aufhören damit. Ich sehe zu Annie, die mich und Luke mit einem komischen Blick mustert. Wahrscheinlich denkt sie an gestern, als Luke weinend in meiner Küche aufgetaucht ist.

"Ist alles okay?" Fragt sie.

"Annie könnt ihr uns einfach kurz in Ruhe la-"

"Nein sie sollen hier bleiben." Unterbricht mich Luke. Ich sehe ihn fragend an, da ich nicht ganz verstehe was er vor hat.

"Sie sollen es wissen." Sagt er zu mir, worauf mein Mund etwas aufklappt.

"Oh." Gebe ich von mir und sehe dann zu den anderen, die ziemlich verwirrt aussehen.

"Was sollen wir wissen?" Fragt Ashton als sie sich alle wieder auf die Couch gesetzt haben. Ich greife nach Lukes Hand und lächle ihn ermutigend an, da ich merke dass er keinen Plan hat wie er das was er gleich sagt rüber bringen soll.

"In dem Sommer vor zwei Jahren." Fängt er an, wird dann aber von Michael unterbrochen.

"Du meinst den Sommer in dem du uns gesagt hast dass du nichts mehr mit uns zu tun haben wolltest?"

"Ja der Sommer." Seufzt Luke und lässt dann seinen Daumen über meinen Handrücken streifen. "In dem Sommer sind meine...meine Eltern..." Versucht er zu sagen atmet dann einmal tief durch und versucht es erneut. "Sie leben nicht mehr."

"Was?" Annies Stimme ist gerade mal ein Hauchen, mehr ist nicht zu hören.

"Sie sind in diesem Sommer gestorben, in einem Autounfall." Sagt Luke, und ich kann regelrecht zusehen, wie allen nacheinander der Mund aufklappt.

POSSESSED - Completed -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt