"Komm her." Ist das erste dass ich sage, als ich in mein Zimmer gehe und ihn schniefend auf meinem Bett vorfinde. Er zieht mich auf seinen Schoß und schlingt die Arme fest um meinen Körper, was ich ihm gleich tue.
"Ich bin so froh dass ich dich hab." Murmelt er an meinem Hals und platziert anschließend einen Kuss dort hin.
"Ich bin immer für dich da Luke, vergiss das nicht."
"Ich weiß, danke." Sagt er, und küsst erneut die Stelle an meinem Hals. "Das gleiche gilt auch für dich, ich meine dass ich immer für dich da bin, auch wenn ich zur Zeit nicht gerade im besten Zustand bin heißt das nicht dass du nicht zu mir kommen kannst."
"Klar, aber jetzt geht es erst einmal um dich. Mir geht es gut." Sage ich und löse mich aus unserer Umarmung, um ihn anzusehen und meine Hand durch seine Haare zu fahren. Ich küsse ihn auf die Stirn und wische anschließend die Tränen auf seinen nassen Wangen weg, was er alles mit geschlossenen Augen über sich ergehen lässt.
"Allison?" Fragt er.
"Mhm?"
"Gehst du mit wir wo hin? Ich will nicht alleine sein."
"Natürlich." Ich stehe auf und sehe ihn erwartend an, bis er sich von meinem Bett aufrappelt und meine Hand nimmt. "Soll ich fahren?" Frage ich, worauf er nickt und dann meine Hand los lässt, um in seine Schuhe zu schlüpfen.
"Wohin?" Frage ich als wir in meinem Auto sitzen und bereit zu fahren sind.
"Vorne an der Ampel rechts, den Rest sag ich dir dann."
"Okay." Sage ich noch und starte den Motor, um das Auto aus meiner Einfahrt zu lenken.
"Du kannst hier parken." Meint er und zeigt auf einen Parkplatz am Straßenrand. Ich biege ab und fahre in einer der wenigen Parklücken, wo ich den Motor abstelle und aussteige.
"Wo sind wir?" Frage ich und sehe mich um. Hier war ich eindeutig noch nicht in der Zeit in der ich bereits hier bin.
"Ein bisschen entfernt von meinem Haus." Erklärt er und nimmt dann meine Hand in seine. Er atmet einmal tief durch und geht dann los, worauf ich ihm folge und mich etwas umsehe. Wir gehen vielleicht fünf Minuten, bis er irgendwann am Randstein einer Kreuzung stehen bleibt und zitternd auch meine andere Hand in seine nimmt.
"Genau hier bin ich gestanden als ich ihr Auto in den LKW hab prallen sehen." Erzählt er mit leiser Stimme. Mein Mund klappt ein wenig auf als mir klar wird wo er mich gerade hingebracht hat und ich merke wie mir vom einen auf den anderen Moment schlecht wird. Ich lasse meinen Blick über die Kreuzung gleiten und kann mir nur zu bildlich vorstellen wie Luke hier stand und den Tod seiner Eltern mitangesehen hat. Wie schlimm muss es für ihn sein hier zu stehen, und all den Autos zuzusehen die ohne eine Ahnung zu haben was hier passiert ist die Straße entlang fahren.
"Ich bin seit der Nacht in der sie gestorben sind nicht mehr hier gewesen." Sagt er und schnieft etwas. "Ich weiß nicht warum aber ich wollte einfach mal wieder hier her. Wenn ich sie schon nie an ihrem Grab besuche dann wenigstens hier."
"Wieso gehst du nicht an ihr Grab?" Frage ich etwas verwundert.
"Ich schaff es ja kaum an den Ort zu gehen an dem sie gestorben sind, wie soll ich es dann schaffen dorthin zu gehen wo ihre toten Körper unter der Erde vergraben liegen."
"Schon klar, tut mir leid dass ich gefragt hab." Sage ich als mir klar wird wie dumm meine Frage eigentlich war.
"Nein schon gut." Er zieht mich in einen flüchtigen Kuss und legt danach einen Arm um meine Schulter, während ich meinen Kopf an seine Brust lege. "Danke dass du mit mir hier her gekommen bist." Sagt er nach einer Weile.
"Natürlich." Gebe ich zurück und sehe weiterhin den Autos zu die an der Kreuzung stehen bleiben und wieder los fahren. Bei jedem einzelnen das an uns vorbei fährt bekomme ich eine Gänsehaut und sehe es vor meinem inneren Auge in einen Lastwagen fahren. Ich weiß dass es auch Luke so geht, da er kaum merklich bei jedem Auto das los fährt die Luft anhält und dann erleichtert wieder auslässt als es sicher am anderen Ende der Kreuzung angekommen ist.
"Können wir bitte gehen?" Fragt er auf einmal und dreht sich weg von der Straße vor uns.
"Äh klar." Sage ich etwas verwirrt und sehe ein letztes Mal an die Stelle an der seine Eltern sterben mussten. Erst als ich sehe dass gerade ein LKW an der Kreuzung abbiegt weiß ich auch warum er auf einmal gehen wollte, was wir dann auch tun.
Luke hat die Nacht bei mir verbracht, da meine Eltern eh für ein paar Tage nicht Zuhause sind. Ihm geht es noch immer nicht gerade gut aber wenigstens hat er den ganzen restlichen Tag keine Tränen mehr vergossen. Ich denke er braucht nur etwas Zeit um die ganzen Erinnerungen die wieder aufgekommen sind zu verdauen.
Ich parke vor der Schule und nehme mit einem nicht gerade begeisterten Seufzen meinen Rucksack und hänge ihn mir um. Zwar ist heute endlich Freitag, aber der Tag den wir gestern geschwänzt haben hätte ruhig zwei Tage werden können. Hand in Hand betreten wir widerwillig die Schule und lassen die ersten Stunden über uns ergehen.
In der Pause machen wir uns auf den Weg in die Cafeteria, nachdem er vor meinem Klassenzimmer auf mich gewartet hat.
"Ich hasse Schule, hab ich dir das schon mal gesagt?" Seufzt er und nimmt automatisch meine Hand in seine.
"Ich auch, du weißt gar nicht wie sehr ich mich auf das Wochenende freue. Die ganze Woche hat mich einfach nur so fertig gemacht." Jammer ich, als wir uns durch die vielen Schüler quetschen die ebenfalls auf dem Weg in die Pause sind.
"Tut mir Leid." Sagt er neben mir, woraufhin ich verwirrt meine Augenbrauen zusammen ziehe.
"Was?"
"Es tut mir Leid dass ich dich so gestresst habe mit all dem." Meint er, und ich verstehe was er denkt.
"Es ist doch nicht deine Schuld. Luke geh nicht immer gleich davon aus dass alles wegen dir ist."
"Naja aber woran sollte es denn sonst liegen, ich meine-"
"Kein aber!" Sage ich und stelle mich ihm in den Weg, sodass er nicht mehr weiter gehen kann. "Ich bin froh das ab morgen Wochenende ist aber das hat nichts damit zu tun was in dieser Woche mit dir gewesen ist okay. Es war der Todestag deiner Eltern und deswegen geht es dir nicht gut, dafür brauchst du keine Entschuldigung."
"O-Okay." Sagt er überrascht über meinen kleinen Ausraster.
"Gut, und jetzt lass uns was essen gehen, ich hab echt Hunger." Ich gehe auf die Seite um ihm nicht länger den Weg zu versperren und nehme stattdessen wieder seine Hand. Als wir die Cafeteria betreten und uns etwas zu essen holen, machen wir uns auf den Weg zu unserem Tisch an dem auch schon meine Freunde sitzen.
"Hey." Werden wir begrüßt, woraufhin auch wir sie begrüßen und uns zu ihnen sitzen.
"Also zurück zum Thema." Sagt Michael und redet wahrscheinlich da weiter wo er aufgehört hat als wir uns zu ihnen gesetzt haben. "Filmabend bei mir?"
"Klar." Meint Annie freudig. "Allison kommst du auch?" Fragt sie, worauf mein Blick unsicher zu Luke wandert der neben mir sitzt.
"Äh Luke kann auch kommen wenn er will." Sagt Michael etwas unsicher und sieht dabei auf sein Essen dass vor ihm liegt. Ich sehe daraufhin Luke an der leicht nickt.
"Du musst nicht. Wir können auch zuhause bleiben wenn du dich nicht danach fühlst." Ich rede in einer Lautstärke in der nur er mich hören kann, doch er nickt mit dem Kopf und erzwingt ein kleines Lächeln.
"Nein ist schon gut, vielleicht tut mir ein wenig Ablenkung ja gut." Meint er.
"Okay." Sage ich nur und sehe dann wieder meine Freunde an die mich erwartend ansehen. "Okay wir kommen."
DU LIEST GERADE
POSSESSED - Completed -
General Fiction- Completed - Teil 1 der "POSSESSED" Reihe ~ Ich werde dir nicht die Gründe sagen, weshalb du mich lieben sollst, du hast keine Grüne. Der Grund zum Lieben ist die Liebe selbst ~ Allison Collins findet an ihrer neuen Schule schnell Freunde, doch au...