ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 102. Schlechte Stimmung

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Verschlafen schlage ich meine Augen auf und blinzle das helle Licht weg, dass durch die nicht geschlossenen Vorhänge scheint. Automatisch greift meine Hand neben mich um zu sehen ob Luke bei mir liegt, doch als ich nur ins Nichts greife, weiß ich dass er nicht mehr im Bett ist. Ich setze mich auf und stelle fest dass er nicht mal hier im Zimmer ist. Ich runzle die Stirn und suche mein Handy, dass noch immer in meiner Tasche von gestern Abend ist. Erinnerungen beginnen mein Gehirn zu fluten und ich spüre wie sich alleine beim Gedanken an das was gestern noch passiert ist mein Puls beschleunigt. Die Uhr auf meinem Handy zeigt halb elf an, und ich hätte wirklich noch etwas länger schlafen können, wenn man bedenkt dass wir gestern ziemlich spät erst ins Bett gegangen sind. Ich setze mich wieder aufs Bett und wickle mich in die Bettdecke ein, da mir in nur meiner Unterwäsche eindeutig zu kalt ist. Irgendwann höre ich wie die Tür auf geht und als ich den Kopf hebe sehe ich das Luke das Zimmer betritt. Seine Haare sind noch etwas nass, was darauf deuten lässt, dass er gerade duschen war.

"Morgen." Sage ich und grinse ihn an, doch ich bekomme kein Grinsen zurück. Überrascht lasse ich meine Mundwinkeln wieder sinken.

"Äh morgen." Meint er dann nur und zieht ein frisches Oberteil an. Ich stehe vom Bett auf und gehe auf ihn zu. Irgendwas stimmt mit ihm nicht, was ich ganz und gar nicht gut finde. Als ich vor ihm stehe wirft er einen kurzen Blick über meinen ganzen Körper, macht sonst aber nichts. Ich greife nach einem Pulli und einer Jeans, die ich dann kurzerhand einfach anziehe und meine Haare zu einem Zopf binde. Was zur Hölle ist los mit ihm? Er sagt kein Wort.

"Ist irgendwas?" Frage ich schließlich, doch er zuck nur mit den Schultern.

"Nein." Gibt er kurz angebunden zurück und lässt mich genauso unwissend wie vor zwei Sekunden zurück.

"Okay..." Sage ich also nur und stehe etwas unbeholfen da.

"Sollen wir runter gehen? Ich glaub die anderen sind auch schon wach?" Ich denke das ist der längste Satz den er heute zu mir gesagt hat, und doch will er nur nach unten, sodass ich nicht weiterhin nachfrage ob etwas mit ihm ist, das weiß ich.

"Äh ja." Ich nicke und gehe aus dem Zimmer ohne auf ihn zu warten. Na das nenne ich mal ein tolles Geburtstagsgeschenk. Gestern Abend trägt er mich noch wie auf Händen und heute Morgen werde ich einfach knall hart fallen gelassen.

Jane hat einen Kuchen für mich gebacken, den wir alle zusammen essen, bevor sie mir ein kleines Geschenk geben. Zwischen mir und Luke herrscht Funkstille und ich versuche es einfach für den Moment zu ignorieren und ein Lächeln aufzusetzen.

Nach ungefähr einer Stunde verabschiede ich mich wieder nach oben und ich merke dass Luke mir folgt, als ich die Treppe nach oben und in unser Zimmer gehe. Ich werde ihn auf sein Verhalten ansprechen und ich werde es aus ihm heraus bekommen, was auch immer der Grund dafür sein soll.

"Okay was ist los?" Sage ich als ich die Tür hinter ihm zuschlage und mich dagegen lehne.

"Mhm?" Fragt er nur und behält seinen gleichbleibenden Gesichtsausdruck bei.

"Luke, seit ich heute Morgen aufgewacht bin ist irgendetwas mit dir los und du wirst mir sagen was es ist."

"Allison..." Seufzt er, wie er es so oft tut wenn er nicht will dass ich weiter darüber rede.

"Nein Luke, hör auf damit. Heute ist mein Geburtstag und ich habe mich schon darauf gefreut ihn mit dir zu verbringen und einen schönen Tag zu haben, aber du zerstörst ihn." Ich sehe wie seine harte Fassade bröckelt und er für einen kurzen Moment traurig aussieht, bevor er sich wieder zusammenreißt.

"Luke rede mit mir. Was ist passiert dass du so drauf bist?" Ich stoße mich von der Tür ab und gehe auf ihn zu.

"Ich...naja, ach keine Ahnung. Es ist nicht wichtig." Will er mich abwimmeln doch wenn er gedacht hat dass es funktioniert dann kennt er mich wohl wirklich nicht. Ich packe seine Hand und ziehe ihn neben mich als ich mich an den Bettrand setze.

"Es ist nicht egal. Sag mir einfach was dich belastet und wir reden darüber, dafür bin ich doch da." Ich lasse seine Hand nicht los, sondern halte sie fest und lege sie auf meinen Schoß. Ich gehe im Kopf nochmal alles durch was irgendwie dazu hätte führen können dass er nun so drauf ist, bis mir schließlich etwas kommt.

"Es ist wegen Daniel nicht wahr?" Frage ich sofort, als es mir kommt.

"Nein. Für diesen Kerl empfinde ich nur Hass aber der würde mich nicht dazu bringen dir deinen Geburtstag zu versauen." Er fährt sich durch die Haare und seufzt. "Weißt du noch das ich gestern einen Anruf bekommen habe?" Fragt er dann und sieht auf unsere Hände, die noch immer auf meinem Schoß liegen.

"Äh ja. Ist irgendwas passiert? Das hat sich irgendwie nicht gut angehört."

"Naja ja es ist was passiert." Meint er und hört schon wieder auf zu reden. Wieso kann er es nicht einfach sagen und nicht andauern aufhören wenn er gerade etwas erzählt.

"Und was?" Dränge ich nach.

"Es gab wieder einen Mord."

Oh. Wenn ich mit einer Antwort gerechnet hätte dann nicht mit dieser.

"Oh mein Gott ist irgendwer den du kennst..." Der Gedanke lässt mein Herz schneller schlagen und ich bekomme auf einmal Panik. Er kann nicht noch mehr Menschen in seinem Leben verlieren.

"Nein ich kannte die Person nicht, keine Sorge." Er fährt sich erneut durch die Haare und atmet einmal kräftig durch bevor er weiter redet. "Aber jemand will einen meiner Freunde die Schuld dafür geben. Er war es nicht, Josh hat schon Schuldgefühle wenn er ein Eichhörnchen auf der Straße überfährt, er könnte niemanden töten."

"Aber wieso sagt er nicht einfach dass er unschuldig ist. Gibt es Beweise gegen ihn?" Frage ich.

"Nicht wirklich Beweise, aber er wurde in der Nacht als es passiert ist in der Nähe gesehen und das nutzen sie natürlich gleich wieder aus." Luke seufzt und legt das Gesicht in die Hände.

"Wer?"

"Das ist nicht wichtig aber sie wollen Josh da mit rein ziehen, sie wissen genau er ist der schwächste und jüngste von uns und das nutzen sie aus. Dabei waren sie es bestimmt selbst." Luke hat sein Gesicht wieder aus seinen Händen genommen und sieht jetzt mit einem bösen Ausdruck die Wand gegenüber an.

"I-Ich bin irgendwie verwirrt." Gebe ich zu, da in meinem Kopf das totale Chaos herrscht.

"Es ist auch verwirrend, aber der Rest ist nicht wichtig. Glaub mir." Er nimmt wieder meine Hand und dreht sich etwas zu mir, sodass er mich besser ansehen kann. "Das ist aber nicht der einzige Grund warum ich ein Arsch war." Meint er und macht mich neugierig.

"Und der andere Grund wäre...?" Frage ich und hebe eine Augenbraue.

"Mittlerweile müsstest du mich kennen und wissen dass ich Dinge viel zu sehr überdenke und dann bereue." Er sieht mich an und zieht dabei seinen Piercing zwischen die Zähne. Ich denke ich weiß wovon er redet und nicke leicht.

"Gestern Nacht nicht wahr? Du hast schon wieder zu viel darüber nachgedacht ob du es nicht besser hättest lassen sollen?"

"Ja." Er wendet den Blick ab.

"Luke. Wenn du eins nicht bereuen sollst dann das was gestern Nacht passiert ist, denn das war bei weitem das beste Geburtstagsgeschenk das ich je hatte, naja abgesehen von dieser Kette." Sage ich und greife automatisch an meine Brust, wo das kleine schwarze Herz hängt.

"Ich weiß, ich weiß. Aber so bin ich nun mal und ich hasse es dass ich so bin."

"Sag das nicht. Jeder hat seine Ecken und Kanten." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und zaubere so ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Danach setze ich mich auf seinen Schoß und lege die Arme um seinen Hals.

"Also..." Fange ich an und grinse etwas. "Da du das von letzter Nacht nun nicht mehr bereust, heißt das dass es nicht das letzte Mal war das du das gemacht hast?" Ich weiß genau dass meine Wangen wieder rot werden, doch es ist mir egal, als sein Lachen das Zimmer erfüllt.

"Wer weiß." Er wackelt mit den Augenbrauen und lacht erneut, wobei ich mit einsteige und danach meine Lippen auf seine lege.

POSSESSED - Completed -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt