Ich hauche den grauen Rauch aus und sehe ihm zu wie er in der Luft verschwindet. Ich nehme einen weiteren Zug der Zigarette die zwischen meinen zwei Fingern klemmt, während ich auf der Lichtung lege und den schwarzen Himmel anstarre. Mittlerweile habe ich die Zeit aus den Augen verloren, was mir ziemlich egal ist. Mein Kopf ist jetzt wieder leer. Ich habe den ganzen Tag noch einmal in Gedanken wiederholt, die Reaktion meiner alten Freunde und das etwas unangenehme Essen, bis hin zu dem was vor wenigen Stunden erst passiert ist, als er schon wieder hier auf mich gewartet hat. Ich nehme den letzten Zug meiner Zigarette und drücke sie dann neben mir im Gras aus. Eine Weile liege ich nur da und schaue weiterhin den Himmel an. Die Nacht ist wirklich so viel schöner wie der Tag, wenn ich könnte würde ich für immer in der Dunkelheit der Nacht leben, mit ihr fühle ich mich wohler. Ich greife in die Innentasche meiner Lederjacke und eine weitere Zigarette aus der schon fast leeren Schachtel zu holen, und stecke sie zwischen meine Lippen. Gerade als ich nach dem Feuerzeug in meiner Hosentasche greifen will höre ich mein Handy in der anderen Tasche vibrieren. Ich ziehe es heraus und sehe zuerst dass es schon zwei Uhr Nachts ist, ich bin wohl doch länger hier gelegen als ich gedacht habe. Als nächstes wandert mein Blick auf den Namen der auf dem Bildschirm aufleuchtet. Ich ziehe die Augenbrauen etwas zusammen als ich Allisons Namen lese. Ich drücke auf grün und nehme die Zigarette aus meinem Mund um sprechen zu können.
"Allison?" Frage ich, meine Stimme rau vom ganzen Rauch der meine Lunge noch vor kurzer Zeit durchströmt hat.
"H-Hi." Sagt sie leise und sofort setze ich mich auf.
"Wieso rufst du mich an?" Frage ich besorgt.
"Ich äh, ich kann nicht mehr einschlafen." Sagt sie in immer noch der gleichen leisen Stimme.
"Hast du schlecht geträumt?" Frage ich mit sanfter Stimme nach.
"So ziemlich." Seufzt sie.
"Erzähl mir davon, vielleicht hilft es."
"I-Ich will nicht am Telefon darüber reden. Kannst, äh kannst du vorbei kommen?" Fragt sie unsicher, doch da stehe ich auch schon auf und stecke die Zigarette zurück in die Schachtel.
"Bin in ein paar Minuten bei dir." Sage ich und lege auf. Ich nehme die Abkürzung durch den Wald und bin in weniger als fünf Minuten vor ihrem Haus. Da ich weiß das niemand Zuhause ist klopfe ich an die hölzerne Tür und hoffe dass sie es hört. Ich höre ihre Fußstapfen die Treppe nach unten kommen und nur kurz darauf wird die Tür geöffnet. Allison steht mit müden Augen vor mir, ihr Körper wird gerade mal von einem großen T-Shirt bedeckt, dass ich als meins erkenne. Ihre Haare hat sie zu einem Dutt zusammen gebunden, aus dem einige lose Strähnen in ihr Gesicht hängen. Anhand ihrer Augen kann ich erkennen dass sie höchst wahrscheinlich geweint hat. Selbst jetzt sieht sie immer noch wunderschön aus.
"Hi." Sage ich als mir klar wird dass ich sie nur ansehe.
"Danke dass du hier bist." Sagt sie mit derselben Stimme wie auch schon am Telefon.
"Natürlich." Gebe ich zurück und gehe auf sie zu. Sofort schlingt sie die Arme um mich und ich schließe die Tür mit meinem Fuß hinter mir. "Na komm lass uns hoch gehen." Sage ich leise und lege einen Arm unter ihre Beine, sodass ich sie aufheben kann. Mit dem anderen Arm um ihren Oberkörper und ihren Armen um meinen Hals trage ich sie in ihr Zimmer und lege sie auf dem Bett ab. Ich lege mich neben sie und ziehe die Decke über uns beide. "Erzähl mir, was ist passiert?" Versuche ich es erneut, und warte bis sie mir antwortet.
ALLSION
"Meine Eltern." Sage ich, während ich mein Gesicht in den Stoff seines T-Shirts presse.
"Haben sie angerufen?" Fragt er nach, doch ich schüttle nur den Kopf.
"Ich hab von ihnen geträumt, und das nichts Gutes." Bei den Gedanken an den Traum von dem ich noch vor kurzer Zeit schweißgebadet aufgewacht bin, unterdrücke ich die Tränen die wieder in meinen Augen aufsteigen.
"Erzähl es mir." Sagt er, seine Stimme ist so ruhig dass es meine Muskeln förmlich zum Entspannen bringt. Seine Hand fährt meinen Arm auf und ab und hinterlässt eine Gänsehaut dort wo er mich berührt hat. Ich bin ihm wirklich dankbar dass er her gekommen ist. Ich hasse Albträume, insbesondere wenn ich komplett alleine Zuhause bin.
"I-Ich hab geträumt dass sie das mit uns herausgefunden haben, und...und sie waren so wütend. Ich hab sie noch nie so erlebt. Es hat sich alles so echt angefühlt." Mittlerweile verschwimmt meine Sicht schon wieder, als sich die Bilder wieder in meinen Kopf schleichen. "Sie haben mich die ganze Zeit angeschrien und haben mir gar nicht zugehört was ich ihnen sagen wollte." Ich atme tief durch und lasse die Tränen still über meine Wangen laufen. "Du warst auch da." Erzähle ich dann. "Mein Vater ist völlig ausgerastet als er dich gesehen hat und er...er ist einfach auf dich los gegangen." Noch immer sehe ich die Bilder aus meinem Traum vor meinen Augen, fast so klar wie wenn das alles wirklich passiert wäre. "Ich wollte dazwischen gehen, er konnte doch nicht einfach auf dich los gehen. Aber er hat mich nur weggeschubst sodass ich gegen die Wand geprallt bin. Dann hat er angefangen auf dich einzuschlagen und ich hab erneut versucht ihn von dir los zu bekommen. Meine Mom stand nur da und hat nichts gemacht, auch wenn ich sie darum gebeten habe. Also habe ich alleine versucht meinen Dad von dir zu bekommen aber da hat er wieder ausgeholt und... und er hat mich getroffen. Dann bin ich von meinem Traum aufgewacht." Beende ich meine Erzählung. Mein verschwommener Blick wandert zu Luke der stumm zu mir nach unten sieht und zu überlegen scheint.
"Ich will nicht dass es in Wirklichkeit so ausgeht, das wäre das Schlimmste dass ich mir vorstellen könnte. Sie würden mich hassen, dir sagen dass du dich von mir fernhalten sollst. Und ich will nicht dass das passiert." Die Tränen die meine Wangen hinunter laufen werden von Wort zu Wort mehr, wenn ich daran denke wie es in Wirklichkeit genauso sein könnte.
"Hast du schon mal davon gehört dass Dinge die man am Tag erlebt hat in deinem Schlaf wieder gespiegelt werden?" Fragt er noch immer mit derselben ruhigen Stimme. Ich bin etwas verwirrt darüber warum er das fragt, aber dann nicke ich und höre ihm wieder zu als er weiter redet. "Oftmals sind die Dinge die man dann träumt viel schlimmer und das selbe war wohl bei dir der Fall. Das was du heute erlebt hast, dass deine Freunde nicht gerade gut auf die Neuigkeiten reagiert haben ist in deinem Traum viel schlimmer passiert, nur eben mit deinen Eltern." Ich sehe ihn an und nicke leicht als ich verstehe was er mir damit sagen will. "Nur da du dass geträumt hast muss es nicht gleich heißen dass es genauso auch in Wirklichkeit ablaufen wird. Und das wird es nicht, glaub mir." Ich spüre seine Lippen an meiner Stirn, wie sie einen Kuss an die Stelle drücken, bevor er mich näher an sich zieht. "Das mit deinen Eltern bekommen wir auch noch hin. Schlussendlich ist das mit deinen Freunden doch eh nicht so schlecht ausgegangen, Annie hat doch gesagt dass sie es akzeptieren werden."
"Du hast recht, danke Luke." Sage ich leise und kuschle mich an ihn. Etwas verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen als ich mich frage wie er das von der Unterhaltung von mir und Annie auf der Toilette weiß. Habe ich es ihm vielleicht gesagt? Nicht dass ich mich daran erinnern könnte, aber ist ja auch egal. Er hat es geschafft dass ich mich wieder besser fühle und keine Angst mehr habe wieder einzuschlafen. Ich lege einen Arm um seine Mitte und schließe meine müden Augen, die sich wie Steine anfühlen.
"Gute Nacht." Kann ich ihn leise sagen hören, als ich schon immer mehr in einen Schlaf falle. "Ich bin hier also gibt es keinen Grund wieder schlecht zu träumen." Mehr höre ich nicht mehr, bevor ich vollkommen in einen tiefen Schlaf falle, der glücklicherweise ungestört ist.
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POSSESSED - Completed -
General Fiction- Completed - Teil 1 der "POSSESSED" Reihe ~ Ich werde dir nicht die Gründe sagen, weshalb du mich lieben sollst, du hast keine Grüne. Der Grund zum Lieben ist die Liebe selbst ~ Allison Collins findet an ihrer neuen Schule schnell Freunde, doch au...