ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 70. Eine ausreichende Antwort

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LUKE

Seufzend lasse ich mich rückwärts auf mein Bett fallen und starre die Decke an. Diese letzte Woche hat mich vollkommen fertig gemacht. Zuerst der Todestag meiner Eltern, dann dass ich es Allison erzählt habe, der Besuch an der Kreuzung an der sie gestorben sind, dass ich es meinen alten Freunden erzählt habe und zu guter Letzt auch noch der Streit mit Allison.

Ich fühle mich ausgelaugt und schwach, obwohl ich eigentlich noch eine Woche gehabt hätte bis es wieder an der Zeit ist. Vor einem Monat war ich mir sicher bis zum nächsten Mal eine Lösung gefunden zu haben, doch hier liege ich und weiß nicht was ich tun soll. Es ist noch Tag, das heißt ich kann es sowieso erst einmal vergessen eine Lösung zu finden. Ich warte bis es Nacht wird und dann finde ich einen Weg.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir dass es Nachmittag ist. Ich stecke mein Handy in die Hosentasche und schlüpfe in meine schwarzen Chucks. Wenn ich schon bis Abend warten muss, schaffe ich erst einmal den Streit mit Allison aus dem Weg. Ich gehe los und komme nach ein paar Minuten an ihrem Haus an. Ich weiß dass ihre Eltern zu Hause sind. Es ist Sonntag, da werden sie ja kaum auch noch arbeiten. Aber das ist mir egal. Ich betätige die Klingel, während ein Teil von mir hofft dass vielleicht doch Allison die Tür öffnet. Meine Hoffnungen verfliegen, als ihr Dad im Türrahmen steht und mich ansieht.

"Luke." Sagt er trocken.

"Hallo Mr. Collins, ist Allison da?" Frage ich, wobei ich mich von meiner besten Seite zeige.

"Ja ist sie."

"Okay, könnte ich vielleicht zu ihr?" An der Art wie er in der Tür steht und jeglichen Platz versperrt um rein zu kommen, zeigt dass er nicht vor hat mich hinein zu bitte.

"Was gibt es denn?" Hakt er nach.

"Ich muss nur kurz mit ihr reden."

"So wichtig?"

"Kann man so sagen." Wenn er mich nicht gleich rein lässt, klettere ich eben über den Balkon.

"Na gut, sie ist oben in ihrem Zimmer." Gibt er nach und tritt zur Seite. Mit einem "Danke." betrete ich das Haus und stelle meine Schuhe im Flur ab. Ich spüre seinen Blick auf meinem Rücken als ich die Treppe nach oben gehe und froh bin, dass ich ihrer Mutter noch nicht über den Weg gelaufen bin. Hätte sie mir die Tür auf gemacht wäre ich sicher nie rein gekommen.

Als ich vor ihrer Zimmertür stehe klopfe ich kurz an und warte auf eine Antwort.

"Was ist denn jetzt schon wieder?" Faucht sie und reißt die Tür auf. Sie bleibt abrupt stehen als sie sieht dass ich es bin.

"Hey." Begrüße ich sie und sehe in ihr verwirrtes Gesicht. Sie geht ein wenig zur Seite und lässt mich in ihr Zimmer, wo ich auf ihrem Bett Platz nehme.

"Wie bist du hier rein gekommen?" Fragt sie.

"Durch die Haustür?" Gebe ich zurück und hoffe so die Stimmung ein wenig aufzulockern. Ich weiß dass sie sauer auf mich ist.

"Sind meine Eltern schon weg?"

"Nein sind sie nicht. Dein Dad hat mich rein gelassen." Erzähle ich worauf sich ihre Augen ein wenig vergrößern.

"Das wundert mich."

"Mich auch. Ich hatte schon damit gerechnet wieder auf deinen Balkon klettern zu müssen."

"Was willst du hier eigentlich?" Fragt sie und lehnt sich an ihrem Schreibtisch an.

"Reden." Bevor sie antworten kann klopft es erneut an der Tür und ihr Dad steckt den Kopf ins Zimmer.

"Allison deine Mutter und ich wollten jetzt gehen." Sagt er und sieht abwechselnd von seiner Tochter zu mir.

"Okay, viel Spaß." Meint Allison nur, was ihrem Dad nicht wirklich gefällt. Seine Aussage war gleichzeitig mein Rauswurf.

"Ähm Allison-"

"Dad ich bin siebzehn, bald achtzehn. Könnt ihr mir auch nur ein bisschen vertrauen und einfach gehen? Sonst lässt ihr mich doch auch einfach alleine."

"Na schön, tut mir leid. Wir sind dann weg." Meint er nur und verschwindet wieder. Ihr Dad ist mir um einiges lieber als ihre Mom. Die hätte mich bei Gott nicht hier gelassen, sondern mich noch höchst persönlich an den Ohren nach draußen gezogen.

"Tut mir leid." Seufzt Allison als die Tür wieder zu ist und wir wieder alleine sind.

"Ist doch nichts passiert." Ich lächeln leicht, was sie allerdings nicht erwidert. "Allison hör zu. Ich weiß du bist sauer auf mich-"

"In der Tat."

"-okay. Aber lass uns doch einfach in Ruhe darüber reden." Beende ich meinen Satz.

"Von mir aus lass uns reden. Aber ich weiß wirklich nicht wo es wieder enden soll, denn das einzige dass du mir sagen wirst ist dass du es nicht erzählen kannst."

"Ich weiß." Seufze ich und sehe auf meine Finger die in meinem Schoß liegen.

"Dieses andauernde Verheimlichen von Dingen ist nicht die Lösung Luke. Es macht alles nur noch schlimmer. Da du mir nicht die Wahrheit sagen kannst lege ich mir meine eigenen Antworten zurecht. Als ich dich gefragt habe ob es daran liegt dass du mich auf diese Art nicht attraktiv findest meintest du dass es nicht daran liegt-"

"Fang damit nicht wieder an, daran liegt es nicht hast du das verstanden." Unterbreche ich sie.

"Das habe ich verstanden, darauf wollte ich gar nicht hinaus." Sagt sie dann, was mich etwas beruhigt. "Aber kann ich dich noch etwas fragen? Das ist nämlich das letzte dass mir einfällt." Ich nicke und sehe sie an, wie sie mit verschränkten Armen am Schreibtisch lehnt.

"Okay, du willst mich nicht ausnutzen. Nur weil ich noch Jungfrau bin? Verstehst du das unter ausnutzen?"

"Was?" Ich springe regelrecht vom Bett auf, als mir klar wird was sie da gerade gesagt hat.

"Ich meine was anderes fällt mir wirklich nicht mehr-"

"Nein Stopp Allison hör auf." Ich ergreife ihre Arme, mit denen sie gerade noch wild umher gewedelt hat.

"Was?" Schreit sie schon fast und sieht zu mir nach oben.

"Sag mir ich hab mich gerade verhört bei dem was du gesagt hast."

"Was meinst du?" Fragt sie verwirrt.

"Sag mir nicht dass du noch Jungfrau bist."

"D-Doch Luke, ich dachte du weißt das." Gibt sie mit etwas roten Wangen zurück.

"Fuck nein Allison das wusste ich nicht. Wie auch?"

"Du weißt doch sonst auch immer alles. Was machst du überhaupt so ein großes Ding daraus?"

"Weil es ein großes Ding ist. Allison hätte ich das gewusst dann-"

"Dann was?" Unterbricht sie mich und lacht schon beinahe.

"Dann hätte ich... keine Ahnung, aber ich bin immer davon ausgegangen dass du keine mehr bist."

"Dann hättest du was? Mich vielleicht anders behandelt? Wie denn bitte, würdest du dann nicht mal mit mir rum machen? Du gehst doch eh nie so weit wie ich eigentlich will." Sie drückt mich von ihr und will weg gehen, doch ich erfasse ihren Arm und halte sie zurück.

"Du willst eine ehrliche Antwort? Okay wie wäre es dann damit. Ich passe auf die wichtigen Dinge in meinem Leben auf, weil ich Angst um sie habe. Und da du nun mal das wichtigste in meinem bescheuerten Leben bist, passe ich auf dich besser auf als auf alles andere. Ich hab in meiner Vergangenheit schon genug Scheiße gebaut wenn es um dieses Thema ging und ich will nur einmal in meinem Leben etwas richtig machen. Ist das genug Antwort für dich oder reicht es dir immer noch nicht?" Erinnerungen kommen in mir auf doch ich versuche nicht daran zu denken. Ich sehe in ihr überraschtes Gesicht und warte darauf dass sie endlich etwas sagt. Doch das tut sie nicht, sondern stellt sich auf die Zehenspitzen und zieht mich zu sich, sodass sich unsere Lippen nur kurz darauf aufeinander legen und ich weiß, dass es anscheinend als Antwort gereicht hat.

POSSESSED - Completed -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt