ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 112. Mit der Wahrheit rausrücken

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Nach nicht einmal zehn Minuten stehen wir in einem Haus mit mehreren Apartments und Josh steckt den Schlüssel ins Schloss einer Wohnung im zweiten Stock.

"Das ist echt schön. Wohnst du mit deinen Eltern hier?" Frage ich, als ich das modern eingerichtete und nicht gerade kleine Apartment betrete.

"Äh nein ich bin vor ein paar Monaten ausgezogen. Ich wohn hier mit Drew und ein paar von Luke und meinen Freunden." Erklärt er, worauf ich nicke. "Äh willst du dich setzen?" Fragt er und zeigt auf die Couch.

"Klar." Gebe ich zurück und mache es mir auf der Couch gemütlich. Auch Josh setzt sich zu mir und lächelt mich etwas ratlos an.

"Äh wo ist Luke? Ich war überrascht dich alleine im Einkaufszentrum zu sehen." Sagt er um ein Gespräch anzufangen.

"Ich weiß nicht wo er ist, wahrscheinlich Zuhause. Wieso warst du überrascht?" Frage ich neugierig.

"Naja nach den Ereignissen von letzter Nacht hätte ich mir vorstellen können dass er dir auf Schritt und Tritt folgt. Er ist immer so besorgt, gerade wenn es dabei um dich geht."

"Wir... äh wir haben uns gestern ziemlich schlimm gestritten, also wird das sicher nicht der Fall sein." Erzähle ich ihm und versuche dabei den Schmerz den ich innerlich verspüre mit einem kleinen Lächeln zu überspielen.

"Oh, wegen dem was passiert ist?" Fragt er nach, nicht ganz sicher ob er das überhaupt fragen soll.

"Ja auch wegen dem. Aber es war nur eine Frage der Zeit bis dieser Streit passieren würde." Meine Stimme wird etwas brüchig und ich kann merken wie mir Tränen in die Augen steigen. Ich hasse es dass wir uns gestritten haben, aber das was letzte Nacht passiert ist kann ich nicht einfach so ignorieren.

"Was meinst du mit es war nur eine Frage der Zeit?" Er trinkt einen Schluck von seinem Café und auch ich erinnere mich daran dass ich ebenfalls einen Becher in meiner Hand halte.

"Naja er ist so verschlossen und erzählt mir nie irgendetwas. Immer wenn ich ihn zu viele Fragen stelle ist er genervt und will dass ich damit aufhöre. Ich hab ihn schon des Öfteren gesagt dass ich keine Beziehung mit einer Person führen will die ich kaum kenne, aber das scheint ihn nicht zu interessieren. Ich will doch nur dass er mir Dinge erzählt, ich hab das Gefühl dass so viel in seinem Leben passiert und er mir nichts davon erzählt."

"Es ist vielleicht nicht leicht davon zu sprechen." Meint Josh und schenkt mir ein bemitleidendes Lächeln.

"Das kann schon sein, aber was kann schon so schwer daran sein mir ein bisschen was von seinem Leben zu erzählen?" Ich seufze verzweifelt und trinke den letzten Schluck von meinem Café.

"Naja manche Dinge sind eben nicht so leicht zu erzählen, besonders wenn sie nicht ganz ungefährlich sind." Josh starrt konzentriert auf seinen Becher und so langsam habe ich das Gefühl dass ich die Einzige bin, die so gut wie nichts weiß.

"Du weiß also was es ist? Was er mir nicht sagt?"

"Nein... ich meine ja. Ja ich weiß es aber du verstehst das nicht es ist-"

"Ach komm nicht du auch noch." Unterbreche ich ihn einfach. Ich habe es satt dass mir andauern irgendwer irgendwas verschweigt.

"Hey Josh, ist Drew-" Ich erschrecke fast zu Tode als ich Lukes Stimme durch den Raum hallen höre. Als sein Blick auf mich fällt hört er überrascht auf zu reden und ich sehe wie sein Blick abwechselnd von mir zu Josh gehen.

"Josh was zur Hölle...?" Sein Gesichtsausdruck wechselt von überrascht zu böse und ich weiß nicht so recht was ich machen soll. "Allison was tust du hier?" Fragt er dann, da Josh etwas überfordert überlegt was er antworten soll.

"Reden und Café trinken, was ist so schlimm daran."

"Nichts. Von mir aus trink Café und redet oder was auch immer, aber ich denke es ist besser wenn du jetzt gehst." Er funkelt uns beide böse an.

"Das ist nicht dein Ernst oder?" Ich stehe von der Couch auf und funkle ihn mindestens genauso böse an. "Du kommst hier einfach rein und wirfst mich dann raus? Mich einfach aus dem Haus werfen tust du in letzter Zeit wohl wirklich gerne oder nicht!"

"Allison ich meine es ernst. Verlasse diese Wohnung oder ich bringe dich persönlich raus." Er sieht aus als wie würde er gleich ausflippen und so greife ich eben nach meinem Handy und meiner Tasche und mache mich auf den Weg zur Tür. Die Unterhaltung mit Josh hätte mich sowieso nicht weiter gebracht. Ich schlage die Tür hinter mir zu und kann noch hören, wie Luke irgendetwas schreit, bevor ich zum Treppenhaus laufe und nach unten um endlich hier weg zu kommen.

LUKE

"Was hatte sie hier zu suchen?" Brülle ich und sehe zu wie Josh erschrocken zusammenzuckt.

"Ich hab sie im Coffe Shop getroffen und sie wollte reden, also haben wir geredet." Meint er und zuckt mit den Schultern.

"Und dann bringst du sie einfach hier her obwohl weder Drew oder einer der anderen hier ist. Josh ich weiß wie wenig du dich unter Kontrolle hast. Es war eine Ausnahme dass du sie gestern Nacht zu mir nach Hause bringen solltest um auf sie aufzupassen, denn ich wusste nicht was ich sonst tun sollte. Aber das heißt nicht du kannst hier alleine mit ihr in einem Raum sein."

"Du bist sauer auf mich weil ich mich noch nicht richtig unter Kontrolle habe? Ich bin gerade mal sechzehn, es sind erst ein paar Monate vergangen seit ich damit leben muss. Du hast dich auch nicht unter Kontrolle und lebst schon über zwei Jahre damit." Seine Worte schmerzen, da er nun mal die Wahrheit sagt, dennoch lasse ich mir den Schmerz nicht anmerken und behalte meine böse Fassade.

"Okay fein, vielleicht hast du damit recht, vielleicht auch nicht. Aber Josh..." Ich trete einen Schritt näher bevor ich rede. "Bleib von Allison weg okay. Das letzte Nacht war eindeutig genug und ich will sie nicht noch mehr in Gefahr bringen indem ich sie da mit rein ziehe." Er nickt und zeigt mir so dass er verstanden hat. "Gut." Gebe ich noch von mir und drehe mich dann um, um zu gehen.

"Warte Luke." Hält er mich auf, bevor ich die Tür erreicht habe.

"Mhm?" Ich drehe mich wieder zu ihm um und sehe ihn mit einem fragenden Blick an.

"Denkst du nicht du solltest ihr endlich alles sagen?" Fragt er.

"Ich soll was? Josh bist du verrückt, das wäre viel zu gefährlich und-"

"Ich mein überleg doch mal Luke." Unterbricht er mich einfach. "Du vertraust ihr doch oder?" Fragt er, was ich mit einem Nicken bestätige. "Okay, das wäre schon mal das wichtigste. Siehst du nicht dass sie nichts mehr will als dass du dich ihr gegenüber öffnest? Sie hat es eine Zeit lang ausgehalten in dieser Ungewissheit zu leben, aber das wird sie nicht mehr lange. Irgendwann musst du dich entscheiden: Willst du mit ihr zusammen sein oder weiterhin für dich behalten wer du wirklich bist? Ich denke wirklich du solltest mit ihr reden und endlich klaren Tisch machen." Er wirft mir ein halbherziges Lächeln zu und zuckt mit den Schultern, bevor er die zwei Becher vom Tisch nimmt und in die Küche bringt. Seine Worte haben mich überrascht und überfordert und ich weiß nicht so recht was ich denken soll.

"Ich werde darüber nachdenken." Sage ich also nur, als ich zur Tür gehe und sie hinter mir zufallen lasse. Ich weiß dass ich nicht lange ohne sie aushalte, aber ist der einzige Weg sie zurück zu bekommen wirklich der dass ich ihr alles sagen muss? In meinem Kopf dreht sich alles und ich werde sicherlich ein paar schlaflose Nächte damit verbringen darüber nachzudenken. 

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