Chapter twentyfive
"Versprechen wir uns etwas" ruft Nathan hinaus und lässt den Bagger in den Sand zurück fallen. Er springt auf und kommt auf die andere Seite des Sandkastens, zu mir, und setzt sich neben mich. "Und was?" aufgeregt schaue ich ihn an.
"Wir bleiben für immer zusammen" ich nicke eifrig und greife nach seiner Hand, die er mir ausstreckt. "Für immer" schlage ich ein.
Dieses Für-immer Versprechen, welches wir im Sandkasten beschlossen haben, hat lange gehalten. Ein paar Jährchen und dann ist er seinen Weg gegangen, ohne mich. Er hat mich fallen gelassen, weil er meinte, ich sei ihm zu peinlich und ich bin ein Mädchen. Seine Begründung war, dass ich ein Mädchen war, mit dem er nicht mehr befreundet sein wollte.
Was ist das für eine läbsche Begründung dafür, die Freundschaft mit der besten Freundin aufzugeben? Für was? Für die coolen Jungs der Schule, weil ich ja nicht cool genug für ihn bin und war.
Er hat mir das Herz damals rausgerissen und hat es mir gebrochen und ist dazu noch tausend mal drauf rum getrampelt, indem er mich ignorierte. Es tat weh, ihn immer mit einem anderen Mädel rummachen zu sehen, ich war in ihn verliebt.
Ich war nie genug für ihn. Nicht hübsch genug. Nicht cool genug. Nicht lustig genug. Nicht gut genug für ihn.
Er hat mich verlassen, als ich ihn am meisten brauchte. Als Mum gestorben ist, brauchte ich ihn. Nicht mal eine Karte oder eine Nachricht bekam ich von ihm, wo es ihm leid tut, dass sie gestorben ist. Er hat mich weiterhin ignoriert und tat so, als würde er mich nicht mal kennen.
Es ist schon schlimm genug, die Mutter zu verlieren, die wichtigste Person neben den anderen Familienmitgliedern, aber dann noch den zu verlieren, der einst dein Bester Freund, dein Bruder, deine erste große Liebe war, zerreißt dich ganz. Und du kannst nur hoffen, dass es einmal besser wird. Irgendwann.
"Wir sind da" ich halte das Auto am Straßenrand an, und ziehe den Schlüssel aus der Zündung. Ebenso die Handbremse und ich warte erst gar nicht auf seine Reaktion, sondern steige einfach aus dem Auto und marschiere zum Haus.
Ich höre wie die Tür aufgeht und dann zugeknallt wird, also hebe ich den Schlüssel in die Richtung meines Autos und drücke auf den Knopf, und das Geräusch, wenn das Auto verriegelt wird, ertönt.
"Was hast dus so eilig?" meckert Nathan neben mir rum und ich ignoriere ihn ganz.
Tante Jean hat uns vermutlich schon aus dem Küchenfenster gesehen, und steht schon mit einem breiten Lächeln zwischen der Tür und sieht mich am. "Violet, das ist eine Überraschung" ruft sie und umarmt mich stürmisch.
"Ja ich wollte die Kommode abholen"
"Oh okay, und wer bist du?" wendet sie sich an Nathan, der sehr nah hinter mir steht und ich, als ich mein Kopf umdrehte, beinahe gegen seine Brust gekommen bin, lächelt sie freundlich an.
"Ich bin Nathan. Freut mich Sie kennenzulernen" seine Hand streckt er neben mir aus und hält sie meiner Tante hin.
Zögernd und mit dem Blick auf mir, reicht meine Tante ihm die Hand und stellt sich auch vor. "Ich bin Jean. Violets Tante und Patentante" sie schüttelt seine Hand und lässt sie dann wieder los. "Dann kommt rein" sie geht voraus und wir gehen ihr nach, nicht bevor ich Nathan einen tötenden Blick zuwerfe, der sowas wie Schleim-dich-nicht-bei-meiner-Tante-ein heißen soll, worauf er nur grinst und seine Hand auf mein Rücken legt, die ich aber sofort wieder abschüttle. Er soll mich nicht anfassen.
—
Nathan war sehr heldenhaft und half mir die Kommode vom Dachboden runter zu holen und ins Auto zu tragen. Sie war nicht mehr neu, aber sie war dennoch im gutem Zustand und bedeutet mir viel. Sie gehörte einmal Mum und Tante Jean, als sie noch in meinem Alter waren, und Mum hat sie dann Tante Jean überlassen. Sie meinte, sie will sie mir gerne schenken, weil ich mit ihr mehr anfangen kann, als sie.
Als Nathan außer Reichweite war, kam sie zu mir und stupst mich in die Seite. "Ich kenne ihn irgendwoher" sagt sie. "Das ist Nathan, Tante Jean. Von früher" ich verdrehe meine Augen und verschränke meine Arme. "Du lieber Gott" sie legt ihre Hand auf ihren Mund und sieht mich mit großen Augen an.
"Das ist Nathan? Mensch Kindchen, der sieht erwachsen aus" verblüfft über sein Wachstum mustert sie ihn.
"Tante Jean hör auf ihn so zu Mustern" ich versuche ihren Blick zu fangen, aber vergebens. Sie starrt ihn an. "Wieso tust du mir das an?" jammere ich und verstecke mein Gesicht in meinen Händen.
"Liebes, ich tu dir gar nichts an" lacht sie leise.
"Ich schaue mir nur junge Liebe an" lächelt sie nun und ich schaue sie wieder an. "Schau doch" sie zeigt mit ihrer Hand hinter mich.
Ich folge ihrer Hand und bleibe bei Nathan hängen. Er schaut mich an. Ihm ist das auch egal, dass ich ihn beim schauen erwischt habe. Er sieht nicht weg und hält den Blick stand.
Was mache ich hier gerade? Schaue Nathan in seine haselnussbraunen Augen und vertiefe mich immer mehr in ihnen. Hör auf Violet.
Schau weg. Schau alles an, nur ihn nicht. Nein, ich lasse mich von seinen Augen fesseln.
Mist.
...
Junge Liebe. Sie hört sich genauso an wie du Mum.
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Never have I ever✔️
ChickLitTeil 2. Das Spiel ist simple. Man sitzt im Kreis, einer fängt an, sagt, was er noch nie getan hat. Diejenigen, die es schon getan haben, müssen ein Schluck trinken. Wie gesagt, simple. Nur für Violets Leben, welches sich durch das Spiel sofort änder...