Zayn's POV

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Okay, ich geb's zu, ich hab' impulsiv gehandelt, aber hey, der Typ hat mich mit nervenden Fragen echt provoziert.

Was ich nicht fassen kann ist, dass die Kleine den Jungen eiskalt erschossen hat.

Vor unseren Augen.

So wie es aussah, hat sie ihn gekannt, also was zur Hölle sollte das?

Und dann besitzt sie auch noch die Frechheit mich Arschloch zu nennen?

Egal, was sie gerade getan hat, sie sollte mich besser nicht reizen. Das ist mehr als unklug.

Mein Kopf schaltet sich aus, sobald mich jemand provoziert oder beleidigt und dieses Mal verläuft da nicht anders. Bevor ich allerdings auf die Kleine losgehen kann, stellen sich Louis und Niall dazwischen, während Harry sie grob hinter sich schiebt.

Sie kennen mich einfach zu gut, aber trotzdem geht es mir auf die Nerven, dass sie eine Fremde vor mir beschützen.

Liam legt mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter und flüstert was von wegen „Reiss dich zusammen, Zayn." ins Ohr.

Er hat leicht reden, aber ich atme tief durch und versuche tatsächlich den Ärger abzuschütteln.

Dabei behalte ich die Kleine im Blick und bemerke, dass sie nicht mal mit der Wimper zuckt.

Sie hat keine Angst.

Überall auf ihr sind Blutspritzer zu sehen, aber sie scheint gefasst zu sein.

Nicht unter Schock, sondern gefasst.

Was geht hier vor?

Ich wette, ich bin nicht der Einzige, der sich das fragt.

Harry dreht sich zu ihr um und legt beide Hände auf ihre Schultern.

„So war das nicht geplant, okay? Es tut uns leid. Sorry."

Der Blick ihrer blau-grünen Augen ist stur auf mich gerichtet, geradezu fokussiert und ich halte stand.

Die Jungs bemerken das stumme Duell und schließlich ist es Liam, der mich von ihr wegziehen will und Niall sowie Harry, die sich um das Mädchen kümmern wollen.

Ich schüttle genervt die Hand von Liam ab und drehe mich um, als ihre Stimme die bedrückende Stille durchbricht.

„Ihr habt das Geld und solltet verschwinden, solange ihr noch könnt. Die Polizei taucht gleich auf."

Sie klingt so dermaßen berechnend und normal, dass mir die Hutschnur platzt und ich mich nicht mehr beherrschen kann.

Die Jungs können mich dieses Mal nicht aufhalten, als ich blitzschnell auf sie losgehe.

Meine Hand legt sich um ihre Kehle und ich drücke zu.

Allerdings hab' ich nicht mit ihrer Reaktion gerechnet.

Ehe ich mich versehe, befreit sie sich irgendwie aus meinem Griff und ich lande im Bruchteil einer Sekunde unsanft auf dem Rücken.

Himmel, wie ist das denn passiert?

Zu allem Übel hält sie mir auch noch meine Waffe an die Schläfe.

Die Kleine weiß mit Waffen umzugehen und sich zu verteidigen.

Damit hat sie schon mal meinen Respekt, den nicht jeder so leicht kriegt.

Sowohl Liam als auch Harry, Louis und Niall richten sofort ihre eigenen Pistolen auf die Verkäuferin, doch etwas sagt mir, dass ihr das so ziemlich egal ist.

Sie sieht mich mit diesem intensiven Blick an und mustert mich finster. Nahezu hasserfüllt.

„Mach' nicht den Fehler und leg' dich mit mir an, denn du verlierst, Kleiner!", jetzt klingt sie wütend. „Wenn ihr schlau seid, verschwindet ihr von hier, verstanden?"

Kleiner?

Sie nennt mich Kleiner?

„Komm mal wieder runter, Liebes.", Louis wird auch langsam angepisst und ihre Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten Lächeln, während er das sagt. Augen hat sie trotzdem nur für mich. So als müsste sie abwägen, was sie mit mir tun soll.

Das Knie hat sie auf meine Brust gepresst, die linke Hand hält meine Schulter auf dem Boden und die andere Hand hat die Waffe umklammert, die direkt auf meinen Kopf gerichtet ist.

Wer zum Teufel ist sie?

Sie sieht aus wie ein Profi, in dem, was sie da tut.

Doch dafür sieht sie zu unschuldig aus.

Das schokobraune Haar fällt über ihre Schultern und ist so lang, das es mich berührt. Sie ist durchtrainiert und schlank mit Kurven an Stellen, an denen eine Frau Kurven haben sollte.

Die Kleidung ist unauffällig und unscheinbar.

Und dann fällt ihr kalter Blick auf die beiden toten Jungs neben mir. Ich kann den Schmerz sehen, der in ihren Augen sichtbar wird - wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Aber dadurch ist sie abgelenkt und ich ergreife meine Chance, indem ich mein Bein mit dem Ihren verkeile und sie mit Schwung umdrehe, während ich gleichzeitig nach der Waffe greife und es schaffe, sie ihr aus der Hand zu reißen.

Jetzt liegt sie auf dem Rücken, allerdings greifen Liam und Niall gleichzeitig nach mir und ziehen mich von ihr zurück.

Sonst hätte ich sie vermutlich wirklich erschossen.

Harry hilft ihr auf die Füße und in dem Moment erklingen die Sirenen.

Jemand hat offenbar die Schüsse gehört und die Polizei gerufen. Für eine Flucht ist es zu spät.

Scheiße, das war so nicht geplant gewesen.

Wir kriegen alle Panik und sehen uns an und wieder überrascht uns die Kleine.

„Keller ist hinten rechts."

Blaulicht erhellt bereits die Gänge und wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen uns verstecken und ihr damit vertrauen, wenn wir nicht im Knast landen wollen.

Bleibt uns eine andere Wahl?

Unser Leben liegt jetzt praktisch in ihren Händen und mit einem Wort kann sie uns verraten.

Verdient hätte zumindest ich es.

Sie schaut uns nicht mal nach.

Hoffentlich geht das gut. 

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