Elea's POV

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„Okay, was ist hier los?", Harry's Frage zerreißt das Schweigen und ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Zayn ist sauer, das ist ihm deutlich anzusehen und ich weiß, dass es etwas mit unserem Gespräch zu tun hat. Damit, dass ich ihm nicht gesagt habe, wer ich bin.

Aber was vermutet er?

„Zayn?", Niall geht auf seinen Freund zu und dieser schaut mich finster an.

So viel Zorn in seinen braunen Augen ist kein schöner Anblick, das steht fest.

Mann, wann hat er eigentlich das letzte Mal gelächelt? Seine Gemütsschwankungen sind furchtbar und gehen mir langsam auf den Geist.

„Frag' sie, wer sie ist.", selbst in seiner Stimme klingt Wut mit.

Harry, Niall und Liam schauen mich verwirrt an, Louis setzt sich zurück auf die Couch und verschränkt die Arme vor der Brust.

Ahnt er etwa auch etwas?

„Okay! Elea, wer bist du?", Harry fragt mich das amüsiert und Niall fängt an zu grinsen.

Liam, Louis und Zayn halten sich zurück und speziell Zayn muss an sich halten, damit er nicht vor Wut platzt. Das ist ihm deutlich anzusehen.

„Nicht witzig, Harry.", Liam versucht zu schlichten und der Jüngste der Truppe zuckt mit den Schultern.

„Mein Name ist Elea."

„Nachname?", Harry wackelt mit den Augenbrauen und ich schmunzle darüber. Er versucht die Situation aufzulockern, was ihm aber nicht so recht gelingen mag.

„Larsen."

„Woher kommst du?", Liam fragt mich jetzt.

„London."

„Warum bist du hier?", Louis Frage ist schon etwas spezifischer und ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, ehe ich Zayn wieder anschaue.

„In der Kleinstadt hat man Ruhe."

„Woher hast du das Geld für den Gran Torino und dieses Haus?", Nialls Frage klingt wirklich neugierig und alles andere als misstrauisch.

„Ich hab geerbt."

„Bullshit!", Zayn platzt jetzt doch und ich hebe verwundert die Augenbraue. Abwehrend verschränke ich die Arme vor der Brust und lasse ihn näher kommen.

Das verspricht interessant zu werden.

Mal sehen, was für Schlussfolgerungen er gezogen hat.

Ich bleibe ruhig stehen und sehe in seinen braunen Augen Zorn und Wut.

„Dann sag mir doch, was du weißt.", meine Stimme klingt durch jahrelange Erfahrung gelassen, obwohl ich gespannt auf das Folgende bin.

„Vielleicht ist ein Teil geerbt, aber der größte Teil ist von dir. Keine Ahnung womit du dein Geld verdienst, aber ganz bestimmt nicht vom Kassieren im Supermarkt. Du hast uns nicht an die Bullen verraten, weil du selbst Dreck am Stecken hast und du versteckst dich hier in diesem Kaff. Nicht, weil du Ruhe haben willst, sondern wegen was Anderem. Das Haus ist komplett unpersönlich eingerichtet, damit du es jederzeit verlassen kannst und der einzige private Raum ist dein Schlafzimmer oben. Du hast die Weltgeschichte darin verewigt und ich steig' noch dahinter, wieso.", ich will ansetzen, aber Zayn deutet mit dem Finger auf mich und in seinem Gesicht liegt so viel Zorn, dass ich schweige. „Unterbrich mich nicht, Elea! Du kannst uns nicht weismachen, dass du Interesse an Geschichte hast, dafür sind die Bilder nämlich zu persönlich."

Jetzt begibt er sich auf gefährliches Terrain und ich halte die Luft an. Zu meinem Glück driftet er aber gleich darauf wieder auf gewöhnliches Verschwörungsgebiet ab. „Dein Leben basiert auf einer Lüge und Ablenkungsmanövern, damit dir keiner auf die Spur kommt, aber wir werden dahinter steigen. Das kann ich dir versprechen."

„Und was glaubst du zu entdecken, Zayn? Du bist Gast in diesem Haus und ja, ich habe euch nicht an die Bullen verraten. Aber nicht, weil ich selbst Dreck am Stecken habe, wie du so schön sagst, sondern weil ich glaube, dass jeder eine zweite Chance verdient."

„Du hast den Kleinen erschossen.", Louis ruhiger Kommentar ist berechtigt und ich atme durch.

„Sein Name war Graham und ich hab' sein Leben beendet, weil es praktisch schon zu Ende war. Seine Mutter war drogenabhängig und sein Vater Alkoholiker. Zayn hat ihm und seinem Bruder die einzige Karte zur Freiheit genommen.", ich balle die Fäuste, weil ich Grahams und Kyles Eltern mit ins Gespräch einfließen lassen muss und das allein lässt mein Blut kochen. Ich habe diese beiden Menschen wirklich gehasst und weder will noch kann ich das leugnen.

„Was war das für ein Kommentar, dass du sie beide wieder findest?"

Harrys Frage wirft mich aus dem Konzept, das gebe ich zu und ich schaue ihn an. In meiner Brust fühle ich einen schmerzhaften Stich und ich muss mich zusammenreißen, um nicht lauter zu werden und mir schnell was einfallen zu lassen.

„Das nennt sich Glauben."

„Bullshit."

Okay, Zayns Kommentar ist Einer zu viel und er hat das Pech, das er direkt vor mir steht. Ehe sich mein Verstand überhaupt einschalten kann, hab ich ihm vor versammelter Mannschaft eine Ohrfeige verpasst.

Ich hasse es, wenn er mich in Frage stellt und auch wenn er nicht einmal weiß, dass er das gerade getan hat, ich kann in solchen Situationen nicht an mich halten.

Gott, er muss einfach Jonahs Wiedergeburt sein - so viele Parallelen kann es gar nicht geben. Jonah hat es auch immer geschafft, mich wütend zu machen und er war in all den Jahren wirklich der Einzige.

„Wag' es nicht, es in Frage zu stellen!", meine Stimme klingt so kalt und hasserfüllt wie im Supermarkt und jedem der Jungs ist das mit Sicherheit bewusst.

Zayn besitzt die Courage mich anzuschauen und ich kann den roten Abdruck meiner Handfläche auf seiner Wange sehen.

Volle Breitseite erwischt.

In seinen Augen glimmt Wut auf, doch er geht mich nicht an.

„Bullshit!", er besitzt die Dreistigkeit mir dabei ins Gesicht zu lächeln.

Als ich ihm erneut eine verpassen will, greift er blitzschnell zu und hält mein Handgelenk grob fest.

Ich kann förmlich hören, wie die Jungs entsetzt die Luft anhalten. 

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