Elea's POV

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In der Küche ist es still als alle den Raum verlassen haben.

Lediglich Harrys Atmen durchbricht ab und an die Stille.

Mir geht so viel durch den Kopf, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich habe Angst überhaupt etwas zu sagen.

Schließlich entscheide ich mich für das Essentiellste und Wichtigste, was es zu sagen gibt.

Während meine Hand immer noch Druck auf die Wunde ausübt, hebe ich den Blick und schaue in seine grünen Augen. Fast hätte ich angefangen zu weinen, aber ich reiße mich zusammen.

Die Frage ist nur noch wie lange.

Er ist müde, das kann ich sehen.

Er ist blass und er wird sterben.

„Ich liebe dich, Harry."

„Ich liebe dich.", er ist nur noch zu einem Flüstern fähig und mir laufen jetzt heiße Tränen über die Wangen, die ich nicht zurückhalten kann, selbst, wenn ich es gewollt hätte.

Trotzig wische ich sie mit dem blutverschmierten Handrücken weg und schlucke, ehe ich fortfahre.

„Ich werde dich finden und wir werden wieder zusammen sein. Mit allem, was dazu gehört. Ich liebe dich, Harry. Ich liebe dich."

Weinend beuge ich mich vor und küsse ihn sanft auf die kühlen Lippen. Er ist kaum noch in der Lage den Kuss zu erwidern, doch er hebt die zitternde Hand und berührt mich sanft an der Wange.

Gott, es tut weh, zu wissen, dass ich ihm nicht helfen kann.

Dass ich ihn nicht retten kann.

Weinend weiche ich zurück und schaue ihn an.

Ich versuche stark zu sein, aber es gelingt mir nicht wirklich.

„Lebe es jetzt Elea. Ich ... werde ... warten. Immer. Lebe es ... mit ihm."

Ich weiß auch so, von wem er spricht.

Oh Gott, woher soll ich bloß die Kraft nehmen, ohne ihn zu sein? Ich kann kein ganzes Leben ohne Harry an meiner Seite leben.

Das ist unvorstellbar.

Er ahnt es, denn das Nächste, was er mir abverlangt ist ein bindendes Versprechen.

Alles in mir schreit deswegen auf und möchte ihn am liebsten verfluchen, doch wie kann ich ihm das ausschlagen, wenn er vor meinen Augen stirbt? Ich schüttle den Kopf, aber er besteht darauf und schließlich gebe ich klein bei und nicke, ehe ich ihn wieder küsse.

Ich muss diese Berührung spüren und nehme die Erinnerung in mir auf, um sie für den Rest dieses letzten Daseins für immer in mir zu tragen.

Um mich jeden Tag aufs Neue schmerzvoll daran zu erinnern, dass mein Lebenspartner bereits auf der anderen Seite auf mich wartet.

Dass ich das verdammt große Glück habe, ihn schon gefunden zu haben und fertig zu sein.

Es wird meine eigene, persönliche Hölle auf Erden werden, aber vielleicht ist das mein Los. Vielleicht soll es so sein und vielleicht war das schon immer sein Plan für mich.

Weinend lehne ich den Kopf an Harrys Brust, er legt seinen Arm um mich und ich kann hören, wie sein Herzschlag stetig langsamer wird.

Dann verstummt sein Herz ganz und mir entweicht ein Schluchzer aus tiefster Seele.

Er zerreißt das Schweigen und er zerreißt mein eigenes Herz.

Harry ist tot.

Seine Seele wird nicht wiederkehren.

Er ist in der Ewigkeit. 

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