Begegnungen

Liam's POV

Vielleicht ist Harrys Aktion doch nicht so schlecht für uns, wie wir angenommen haben.

Die Mädels haben dem Plan zugestimmt und fahren morgen los, was uns allen Zeit zum Überlegen verschafft.

Elea hat Recht.

Vielleicht ist das unsere Chance neu anzufangen und von dem Leben als Gesetzlose wegzukommen.

Wir haben in den letzten Jahren viel zu viele Läden und Häuser überfallen und ausgeraubt und bis jetzt immer Glück gehabt, dass wir nicht erwischt worden sind. Vielleicht sollten wir langsam daran denken, aufzuhören und unser Glück nicht überstrapazieren.

Das würde eventuell bedeuten, dass ich doch Feuerwehrmann werden kann. Den Job, den ich machen wollte, bevor ich die Jungs kennengelernt habe.

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir der Plan.

Er gefällt mir sogar ausgesprochen gut.

Ich kann in eine eigene Wohnung ziehen, eine Freundin finden und eine Familie mit ihr gründen.

Hört sich doch gar nicht schlecht an.

Ich bin so in den Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitkriege, dass Louis mit mir redet.

Wir sitzen alle auf der Couch und schauen irgendeinen Film, dem ich nicht folge. Louis haut mir schließlich auf's Knie und ich schrecke auf.

„Das Telefon, Liam.", er grinst, ich greife hinter mich und reiche das klingelnde Telefon an Elea weiter, die mich wissend anlächelt.

So als könnte sie Gedanken lesen.

Oder waren meine Zukunftspläne so offensichtlich?

Die 21-jährige sitzt vor der Couch auf dem Boden, Zayn hat es sich hinter ihr gemütlich gemacht, während Niall neben Elea auf dem Boden sitzt und Harry hinter ihm.

Louis und ich teilen uns den Zweisitzer.

Es ist seltsam, so gelassen im Wohnzimmer einer Fremden zu sitzen, wenn man bedenkt, dass wir Elea kaum kennen. Trotzdem fühlt es sich völlig normal an.

Absurd.

„Hallo?", Louis schaltet den Film auf Pause und im Wohnzimmer wird es still. „Sheriff Brooks, guten Abend."

Elea steht auf und fasst sich unbehaglich in den Nacken, während sie ein paar Schritte geht und sich ans Fenster stellt.

Scheint da Blaulicht durch das Glas?

Mein Puls beschleunigt sich, weil ich sofort daran denken muss, ob die Bullen irgendwelche Beweise im Supermarkt gefunden haben, die auf uns deuten könnten.

Gott, bitte lass sie nicht auf der Suche nach uns sein.

Angespannt beobachte ich Elea und einen Moment später höre ich nur ihr leises „Danke für den Anruf."

Als sie auflegt und sich zu uns wendet, ist sie blass.

Ihr Gesichtsausdruck - Schock und Wut und Zorn - ist mir neu.

„Stacey und Dan sind tot."

In dem Augenblick als der Satz über ihre Lippen kommt, kann ich sehen, wie sehr sie sich zusammenreißt, um sich nicht an Ort und Stelle zu übergeben. Gleich darauf rennt sie los und wir alle hören, wie sie sich im Mülleimer in der Küche übergibt.

Niall und Louis werfen sich einen fragenden Blick zu.

„Wer sind Stacey und Dan?"

„Die Eltern der Jungs.", kommt es aus der Küche und es ist Zayn, der aufsteht und in den angrenzenden Raum geht.

Niemand von uns folgt ihm.