Eleanor, Louis und Liam fahren im Mercedes hinter uns her, während Zayn und Elea mit mir im Torino fahren.
Ich sitze am Steuer und habe die Adresse von dem kleinen Bed & Breakfast in Wolverhampton ins Navigationssystem eingegeben.
Die Fahrt wird nur ein paar Stunden dauern. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es mir persönlich eher wie eine Ewigkeit vorkommen wird.
Ist das wirklich passiert?
Sind Perrie und mein bester Kumpel echt erschossen worden?
Elea und Zayn haben kein Wort mehr gesagt, seit die Beiden gestorben sind und ich vermeide tunlichst jedes Gespräch. Ich muss das ja erst mal selbst begreifen.
Das Radio läuft leise und macht die nervenzerreißende Stille wenigstens etwas erträglich, doch die Verzweiflung und Trauer im Auto sind mehr als deutlich zu spüren.
Mein bester Freund ist tot und Zayns Verlobte auch.
Wir wurden heute Zeuge von Selbstjustiz durch Elea und von blutigen Hinrichtungen unserer engsten Freunde.
Als mir das bewusst wird, muss ich kurz am Straßenrand anhalten und mich im Feld übergeben, ehe ich in der Lage bin, weiter zu fahren.
Die Anderen bleiben im Auto sitzen und warten.
Louis hat das Übergeben schon hinter sich.
Während der Fahrt nach Wolverhampton müssen wir noch ein paar Mal stoppen, weil jeder von uns sich mal übergeben muss. Außer Zayn und Elea.
Die Beiden sitzen teilnahmslos auf der Rückbank des Torinos und starren aus den Fenstern ins Leere. Jeder trauert auf seine Weise und doch hab ich das Gefühl, dass sie den Verlust ähnlich verarbeiten.
Im Rückspiegel kann ich die vielen, stummen Tränen sehen, die Elea vergießt und ihre Wangen sind davon gerötet und gezeichnet. Es sind verflucht viele, doch über ihre Lippen kommt kein einziger Laut.
Ich würde ihr so wahnsinnig gerne den Schmerz nehmen, aber das ist Wunschdenken und ich kann die Situation nicht ändern. Wenn ich könnte, würde ich es sofort tun.
Bei Zayn ist es genauso.
Er weint auch.
Irgendwann im Laufe der Fahrt greift Elea nach seiner Hand und verschränkt die Finger mit den Seinen, was Zayn dann doch zu ihr rüber blicken lässt. Allerdings nur kurz und ohne, dass meine Schwester ihn anschaut. Er lässt es zu und Beide sitzen in dieser Haltung da, bis wir am Nachmittag in Wolverhampton ankommen.
Kaum registriert Elea das Ortseingangsschild erwacht sie aus ihrer Erstarrung und zieht die Hand von Zayn weg.
„Halte bitte da hinten an."
Beim plötzlichen Klang ihrer Stimme zucke ich automatisch zusammen, tue aber, um was sie mich gebeten hat. Sie weist mir den Weg auf eine Auffahrt und wir erreichen den Innenhof einer alten Kirche.
St. Peter's Collegiate Church steht auf dem Schild.
Die Verwirrung ist in alle unsere Gesichter geschrieben, als Elea aussteigt und eine Tasche aus dem Kofferraum holt.
Wann hatte sie denn bitte schön Zeit zu packen?
„Wir müssen uns umziehen.", ihr Kommentar ist völlig emotionslos ausgesprochen und überrascht folgen wir ihr in die Kirche.
Das Gebäude ist an jenem späten Samstagnachmittag leer, zielstrebig geht Elea hinter den Altar, bückt sich kurz und zieht einen Schlüssel hervor. Damit schließt sie den hinteren Raum auf und wir können uns ungestört im Zimmer des Pastors umziehen.
Sie hat für uns alle Kleidung in der Tasche und ich registriere besorgt, dass ein paar Sachen darin liegen bleiben. Sie hat auch für Harry und Perrie gepackt.
Bemerken es die Anderen auch?
Einen kurzen Blick zu Louis und Eleanor werfend kann ich die Tränen in den Augen der Beiden sehen und weiß, dass sie es gesehen haben.
Wir sprechen kein Wort miteinander und danach geht die Fahrt weiter bis wir vor unserem Ziel am Rande der Stadt halten.
Es ist ein weißes Haus mit vielen Blumen und dem Schild „Wheaton House Bed and Breakfast" über der Tür.
Hierhin wollte Elea also unbedingt.
Warum?
Es ist außerhalb der Saison und deswegen parkt auch kein weiteres Fahrzeug in der kleinen Auffahrt.
Wir sind die Einzigen und natürlich erregen die Autos Aufmerksamkeit.
Noch während Elea aussteigt, öffnet sich die Tür zum Haus.
Eine ältere Frau betritt die Veranda und offenbar ist sie die Besitzerin.
Sie ist an die Achtzig, das kurze Haar ist schneeweiß und sie wischt sich gerade die Hände an einem Geschirrhandtuch ab. Ihre blauen Augen mustern skeptisch die beiden Autos und unsere Ankunft, aber kaum sieht sie Elea legt sich ein Strahlen auf ihr Gesicht.
„Elea."
Meine Schwester lächelt zum ersten Mal seit Stunden aufrichtig, ehe sie auf die Frau zugeht und umarmt. Wir können Freudentränen in den Augen der Besitzerin erkennen und wir alle wissen sofort, dass sich die Zwei kennen und schon lange nicht mehr gesehen haben.
„Hallo Bessy.", die 21-jährige klingt ganz leise.
„Bitte sag mir, dass du ihn gefunden hast.", sie hält Elea ein Stück weit von sich und mustert sie eindringlich. Elea nickt und schüttelt danach den Kopf. Sie muss sich zusammenreißen, um nicht wieder zu weinen und Bessy nimmt sie sofort in die Arme und streicht ihr tröstend über den Kopf. „Oh Elea, alles wird gut. Kommt rein, ich habe gerade Tee gekocht. Sophia!"
Aus dem Gebäude kommt eine junge Frau in unserem Alter und als sie uns sieht, bleibt sie für eine Sekunde überrascht stehen.
Offensichtlich hat sie nicht mit uns gerechnet. Weiß sie, wer wir sind?
Sie hat langes, braunes Haar, hübsche hellgrüne Augen und Jeans sowie ein dunkelblauer Pullover verdecken ihren schlanken Körper.
Wow, sie hat Stil und sieht gut aus.
Ihr Blick fällt auf Elea, sie lächelt und begrüßt sie mit einer freundschaftlichen Umarmung. Auch die Beiden kennen sich.
Danach kommt Sophia zu uns und hilft uns beim Auspacken.
„Hallo, ich bin Sophia. Freut mich, euch kennenzulernen.", freundlich lächelt sie und ihr Blick fällt auf Liam. Sie bemerkt seine improvisierten Verbände und ohne zu zögern geht sie auf ihn zu und nimmt ihm die Reisetasche ab. „Ich mach das.", ihr Lächeln ist echt und Liam erwidert es leicht, ehe er - von Louis gestützt - ins Haus geht.
Zayn und ich packen schweigend aus und bringen die restlichen Taschen ins Gebäude.
Wo sind wir hier gelandet und wie viel wissen Sophia und Bessy?
Wer sind die Beiden überhaupt und in welcher Verbindung stehen sie zu Elea?
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Begegnungen
FanfictionSämtliche Epochen der Zeitgeschichte liegen hinter Elea und sie hat es satt. Doch gegen die Wiedergeburt ihrer Seele und das Wissen darum ist sie machtlos. Das Einzige, das sie tun kann ist weiterleben ... immer auf der Suche nach dem Gegenpart für...