Elea's POV

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Es ist später Abend und wir haben uns alle in den Zimmern eingerichtet.

Wie erwartet, ist kein weiterer Gast anwesend und ich bin dankbar dafür, dass Bessy alle Buchungen abgewimmelt hat. So haben wir hier unsere Ruhe und können alle trauern.

Jeder auf seine Weise und wenigstens für eine Weile.

Um die Polizei habe ich mich bereits gekümmert.

Der Laptop in Bessys Safe ist Meiner und mit ihm habe ich sämtliche Daten, Pässe und Urkunden von Niall, Liam, Eleanor, Zayn, Louis und mir geändert. Man wird uns nicht mehr finden, dafür habe ich gesorgt.

Wir sind für die Behörden wie vom Boden verschluckt und aus dem System verschwunden.

Während Sophia und Bessy sich um Liams Verletzungen kümmern, haben sich Niall, Louis, Eleanor und Zayn zurückgezogen.

Ich hab' lediglich meine Tasche im Zimmer abgestellt und bin danach sofort ins Kaminzimmer geflüchtet.

In den hohen Sessel, der aus einem anderen Leben von mir stammt. Damals habe ich ihn Bessy vermacht und sein Anblick im Haus hat mir ernsthaft überrascht. Ich bin ihr dankbar dafür, denn dieser Sessel hat andere Erinnerungen an sich, als die von den letzten Tagen.

Er ist eine Ablenkung, die ich brauche.

Leider wandern meine Gedanken dennoch zu Harry zurück.

Ich versuche seinen Tod zu akzeptieren, ich versuche daran zu denken, dass ich ihn wiedersehen werde und dann mit ihm zusammen bin, aber das Loch in meiner Brust ist zu groß. Es zerfrisst mich und ich weine ununterbrochen vor mich hin.

Wie soll ich mich mit dem Leben jetzt arrangieren, wenn ich weiß, dass Harry tot ist und auch mich wartet?

Warum bloß musste er mir das Versprechen abnehmen?

Ich sitze am Kaminfeuer und starre gedankenverloren in die Flammen.

Ständig huschen mir Erinnerungen durch den Kopf und das tut wirklich weh.

Der müde Ausdruck in seinen smaragdgrünen Augen.

Das Geräusch des Herzschlags, der schließlich gestoppt hat.

Das ganze Blut und Chaos in dem Haus.

Harrys leblose Gestalt.

Perries Leiche.

Der letzte Kuss seiner kühlen Lippen.

Wütend werfe ich das benutzte Taschentuch, das in meiner Hand zerknüllt ist, in die Flammen und es zischt und knackt für ein paar Sekunden.

Am liebsten hätte ich das ganze Zimmer zertrümmert, doch das will ich Bessy nicht antun. Stattdessen unterdrücke ich den Schrei, damit ich die Anderen nicht wecke und beiße so fest die Zähne zusammen, dass es weh tut.

Er ist nicht mehr da.

Ich muss allein leben und dieses Leben zu Ende führen.

Ich habe es ihm versprochen.

Schluchzend kauere ich mich in dem Sessel zusammen und starre ich in die lodernden Flammen.

Was soll ich nur tun?

Wie soll es weitergehen?

Wo und vor allem wann wird es enden?

So hilflos habe ich mich kein einziges Mal in all den vergangenen Jahrhunderten gefühlt.

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